Formel 1: Weltmeister im Gefängnis

Dieter Basche: Kämpfer mit großem Herzen ist tot

Von Uwe Mahla
Die Motorsportwelt trauert um Dieter Basche

Die Motorsportwelt trauert um Dieter Basche

​Am Heiligen Abend 2024 starb der als Dipl.-Ingenieur, ehemaliger Motorsport-Chef bei BMW, später bei Audi und als erfolgreicher Rennfahrer bekannte Dieter Basche, im Alter von 88 Jahren.

Seine größten Erfolge als Rennprofi errang Dieter Basche in der Deutschen Automobil-Rennsportmeisterschaft, wo er von Beginn an zu einer der prägenden Figuren als Techniker, Sportler und Manager avancierte.

Seine sportliche Karriere startete Basche auf einem Steyr-Puch 650, um sich alsbald in die höheren Gefilde – Porsche 911, Porsche 908, Porsche 910, Sportwagen wie Lola und Toy sowie Formel-2-Monoposti – der Rennwagen-Hierarchie hochzuarbeiten.

Während seiner aktiven beruflichen Laufbahn war Dieter Basche so etwas wie die personifizierte Personalunion: Bei BMW gehörte der Diplom-Ingenieur jahrelang der Sportabteilung an. Aber er setzte dort nicht nur die technischen Impulse. Er leitete sie auch über lange Strecken. Und er fuhr selber, sogar im Formel-2-Werksteam.

So konnte er in der Truppe um Alex von Falkenhausen und Paul Rosche seine besondere Kombination an Fähigkeiten einbringen – die als Ingenieur und die als Rennfahrer.

Als Ende 1970 bei BMW kurzerhand der Werks-Motorsport verboten wurde, verließ Basche BMW und tat sich mit dem Freiburger Geschäftsmann und Autohaus-Besitzer Gerhard Schneider zusammen, um in dessen Team wiederum die technische Leitung und das wettbewerbsmäßige Bewegen des GS-Renngeräts nebeneinander zu betreiben. Mit großem Erfolg, wie sich bald herausstellen sollte.

So klein der Vollblut-Ingenieur von Statur war, so groß war stets sein Kämpferherz. Als Fahrer wie als Manager.

Geradezu legendär wurden seine Fights auf der Piste, mit denen er sich gerade in der DRM auf seinem GS BMW 2002 einen Namen machte. Als die Ford Escort BDA ihren Höhenflug antraten, war es gerade Basche, der die weiss-blaue Fahne hochhielt und sich 1972 und 1973 mit jeweils dem dritten Meisterschaftsrang mehr als achtbar schlug.

Seine Auseinandersetzungen mit Jörg Obermoser (BMW 2002), Harald Menzel, Dieter Glemser, Gerhard Schüler (alle Escort BDA) und Co gehörten zu den Highlights der frühen DRM-Jahre. Später widmete er sich ganz den Einsätzen seines früheren Rivalen Obermoser, mit dem er die Reihe der Erfolge von GS BMW fortsetzte.

Basches Beitrag als Teamchef zur GS-Erfolgsbilanz in dieser Phase: Jörg Obermosers Vizemeisterschaft 1974 hinter Dieter Glemser.

Jochen Neerpasch, damals Chef der BMW-Motorsport GmbH gratulierte dazu in einem Telex: «Wir gratulieren zur Vizemeisterschaft. Sicher ist es bitter, knapp vor dem Ziel noch um den Sieg gebracht zu werden …»

Was bei Neerpasch anklingt: Basche hatte bei seinen Meisterschafts-Ambitionen bisweilen einfach Pech.

Er selbst hat es einmal so formuliert: «Für 1973 hieß das erklärte Ziel: Meisterschaft. Das Auto war weiterentwickelt und auch deutlich schneller. Aber jetzt kam Dieter Glemser mit dem Zakspeed-Escort. Es gab beinharte Fights, besonders in Mainz-Finthen und Diepholz. Gegen Saisonende übernahm ich die Tabellenführung, obwohl noch ein paar Escorts dazu kamen. Die Entscheidung musste beim Sauerland-Bergpreis fallen. Es gab ein tolles Trainings-Duell; wer jeweils zuletzt fuhr, war einen Tick schneller. Am Renn-Sonntag regnete es, mein Motor drehte aus nie geklärten Gründen nur noch 6.000 statt 8.000 Umdrehungen. Großer Frust, als nur ein fünfter Platz heraussprang und wieder nur dritter Platz in der DRM.»

Später, seit 1979, wirkte er jahrelang bei Audi. Dort war er bis zu seiner Pensionierung ebenfalls für die Renntechnik zuständig. Er war maßgeblich an der Entwicklung des Audi S1 und des Audi V8 quattro beteiligt. Und hatte, wie er mal sagte, hier wie dort die üblichen Kämpfe auszufechten, wenn es galt, Geld und Entwicklungskapazität für den Rennsport locker zu machen.

Walter Röhrl erinnert sich an Dieter Basche mit Respekt und Dank: «Ich habe ihn als eminent fleißigen, strebsamen und auch ehrgeizigen Ingenieur kennengelernt – ein hervorragender Techniker und eine großartige Persönlichkeit. Ich habe ihm viel zu verdanken und bin glücklich darüber, dass wir ein Stück unseres beruflichen Weges im Motorsport gemeinsam gehen durften.»


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