Vor zehn Jahren starb Rennsportlegende Robert Dunlop
In seiner Jugend war Robert Dunlop der größte Fan seines acht Jahre älteren Bruder Joey, der sich gerade daranmachte, die Rennsportwelt zu erobern und sich einen Platz in den Geschichtsbüchern zu schaffen. Als Joey 2000 bei einem unbedeutenden Rennen in Tallin tödlich verunglückte, hatte er nicht nur fünf Titel in der TT-F1-Weltmeisterschaft erobert, sondern mit 26 Siegen einen bis heute noch nicht überbotenen Rekord an 26 Siegen bei der Tourist Trophy aufgestellt.
Kein Wunder, dass Robert bei all diesen Erfolgen seines Bruders, lange in dessen Schatten stand und es lange dauerte, bis er sich selbst einen Namen im Rennsport gemacht hatte. Spätestens nach dem Triumph beim Manx Grand Prix 1983 wurde ihm langsam die Aufmerksamkeit der Medien auch außerhalb seiner nordirischen Heimat zuteil.
Auf Strecken, die den Wagemut des Piloten am meisten fordern, war der dreifache Familienvater aus Ballymoney, der mittlerweile von seinen Anhängern mit dem Spitznamen «Mighty Micro» versehen wurde, besonders erfolgreich. In Macao, dem North West 200 oder dem Ulster Grand Prix, aber auch bei der Tourist Trophy findet sich sein Name mehrmals in die Siegerlisten.
1994 folgte dann sein persönlicher Super-GAU. Ausgerechnet auf der Isle of Man verunglückte er schwer, als das Hinterrad seiner Honda in der ultra-schnellen Linkskurve nach dem berühmten Sprung über die Ballaugh Bridge kollabierte. Dunlop musste froh sein, dass er diesen Sturz überhaupt überlebt hatte. Aber schwerste Verletzungen an Armen und Beinen waren die Folge und zwangen zu einem monatelangen Spitalsaufenthalt mit anschließender Rehabilitation.
Niemand glaubte damals daran, dass er seine Karriere jemals wird fortsetzen können. Trotz stark eingeschränkter Beweglichkeit im Arm und einem verkürzten Bein entschloss sich der zähe Ire 1996 zum Comeback. Der neunte Platz im Achtelliterrennen des Cooktown 100 wurde von seinen Fans wie ein Sieg gefeiert - es war auf alle Fälle ein Triumph gegen die Schmerzen, die seit dem Unfall zum täglichen Begleiter wurden.
2004 zog sich Robert Dunlop vom Motorradsport zurück, um sich künftig um die Karrieren seiner Söhne William und Michael zu kümmern, die in die Fußstapfen des berühmten Vaters getreten waren. 2005 folgte der Entschluss, das verkürzte Bein in einer aufwändigen Prozedur nochmals brechen und verlängern zu lassen. Schon damals verkündete er, dass er sich bei erfolgreicher Genesung durchaus den Wiedereinstieg in den Rennsport vorstellen könne.
Tatsächlich kehrte Robert Dunlop Ende 2005 auf die Rennstrecke zurück. Sein großes Ziel war es, unbedingt nochmals ein Rennen beim North West 200 zu gewinnen. Bereits 2006 konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen. In einem an Spannung kaum zu übertreffenden Rennen bremste der Honda-Pilot in der letzten Kurve seinen Widersacher Michael Wilcox aus und schnappte sich einen emotionsgeladenen 15. Sieg.
Zwei Jahre später sollte er ausgerechnet bei seinem Lieblingsrennen dasselbe tragische Schicksal wie sein Bruder Joey ereilen. Im Training stürzte er bei der Anfahrt der schnellen Kurve Mathers Cross und wurde von einem anderen Fahrer überrollt. Ausgerechnet sein damals 19-jähriger Sohn Michael war einer der ersten Fahrer am Unfallort. Dunlop wurde zwar noch ins nahegelegene Krankenhaus eingeliefert, erlag aber noch am selben Tag den erlittenen Verletzungen.
Später ergab eine Untersuchung, dass seine Honda RS 250 in der Bremszone festgegangen war. Beim Versuch die Kupplung zu ziehen betätigte Dunlop offensichtlich ungewollt die Vorderradbremse, die er an die linke Lenkerhälfte und auf Daumenbetätigung umgebaut hatte, weil er seit seinem Unfall auf der Isle of Man nicht mehr genügend Kraft in seinem rechten Arm hatte.
Zur Erinnerung an den immer noch unvergessenen Sportler, der wegen seiner Erfolge sogar von der Universität Coleraine mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet wurde, lädt heute die Familie des populären Nordiren anlässlich des trainingsfreien Tages beim North West 200 zu einer Ehrenrunde auf dem 14,436 Kilometer langen Straßenkurs, an der auch seine rennfahrenden Söhne William und Michael teilnehmen werden.