Dunlop: «Der nationale Straßenrennsport ist am Ende»
Michael Dunlop beim Interview mit Stephen Watson von der BBC NI
Vor fünf Jahren bestand die nationale «Irish Road Racing Championship» aus neun Veranstaltungen. Teilweise gab es kaum Zeit zum Verschnaufen. Wollte man das meist hart umkämpfte Championat gewinnen, durfte man sich zwischen Ende Juni und Ende Juli keine Verletzung erlauben, wurde doch an fünf darauffolgenden Wochenenden um Meisterschaftspunkte gefahren.
Ein Großteil der irischen bzw. nordirischen Spitzenpiloten der 1970er, 1980er- und 1990er-Jahre wie Joey und Robert Dunlop, Mervyn Robinson, Norman Brown oder Ryan Farquhar mussten durch diese harte Schule, bevor sie sich bei den internationalen Bewerben wie dem North West 200, der Tourist Trophy oder dem Ulster Grand Prix einen Namen machten.
Seit der Coronavirus-Pandemie gibt es in Nordirland neben dem international stark besetzten North West 200 nur noch zwei nationale Meisterschaftsläufe. Nur die Organisatoren des Cookstown 100 und der Armoy Road Races stemmen sich gegen die astronomisch gestiegenen Kosten für die Versicherung. Nächstes Jahr könnte das Tandragee 100 dazukommen.
Anlässlich der Parade durch seine Heimatstadt Ballymoney, die als Anerkennung seiner 29 TT-Siege durchgeführt wurde, zeichnete Michael Dunlop kürzlich bei einem Interview mit der BBC NI ein düsteres Bild von der Zukunft der nationalen Meisterschaft: «Die Leute werden es nicht mögen, aber der nationale Straßenrennsport ist am Ende. Es ist vorbei, das können wir sehen!»
«Die Tourist Trophy wird trotzdem florieren, das North West 200 wird trotzdem florieren. Nationale Straßenrennen waren früher die Sprungbrett, um internationale Straßenrennen zu fahren. Aber wer gewinnt heute internationale Straßenrennen, der ein nationaler Road Racer ist? Heutzutage treten wir gegen Fahrer aus der Britischen Superbike-Meisterschaft an.»
«Das North West 200 und die TT sind riesig, das ist das Entscheidende. Sie ziehen die Zuseher an, die anderen Veranstaltungen werden nicht richtig durchgeführt, so einfach ist das. Ich glaube nicht, dass sie das jemals tun werden. Man kann nicht ständig sagen 'wir brauchen Geld' – selbst, wenn sie das Geld für die Veranstaltungen bekämen, werden die Zuschauer nicht kommen.»