Sébastien Ogier: «Die Zeit drängt sehr»
Der vierfache Weltmeister Sébastien Ogier
Selten war die Rallye-Weltmeisterschaft von der Entscheidung eines Fahrers so abhängig wie jetzt im Falle des vierfachen Champions Sébastien Ogier, der nach dem Rückzug seines einstigen Arbeitgebers Volkswagen für die Titelverteidigung noch ohne Cockpit ist. Nachdem bekannt wurde, dass sein ehemaliger VW-Partner Jari-Matti Latvala bei Toyota Gazoo Racing unter Leitung seines finnischen Landsmannes Tommi Mäkinen angeheuert hat, ist der Sitz im Toyota Yaris WRC für Ogier kein Thema mehr.
Der 38-fache Laufsieger Ogier hat aber ein paar Optionen. Da ist einmal M-Sport. Nach seinem Test im Ford Fiesta RS WRC der Generation 2017 war er von diesem Fahrzeug im Gegensatz zum Yaris etwas angetan. Teameigner Malcolm Wilson will unbedingt Ogier, doch für dessen Verpflichtung ist die Finanzdecke von M-Sport etwas zu dünn, auch wenn Ogier für eine Gehaltsreduzierung bereit wäre. Da müsste Ford Wilson schon etwas unter die Arme greifen.
Bleibt weiter Ogiers altes Team Citroën, das Ogier Ende 2011 mehr in beidseitigem Unfrieden Richtung Volkswagen verlassen hat. Der Citroën-Sportchef Yves Matton hat aber bislang noch nicht die Finger Richtung Ogier offiziell ausgestreckt. Doch da könnte eventuell auch etwas Druck von der obersten Führungsetage kommen. Nach den bisherigen Tests scheint der neue C3 WRC sehr konkurrenzfähig für 2017 zu sein. Aber auch bei Citroën müsste Ogier seine Gehaltswünsche etwas nach unten korrigieren.
Die dritte Möglichkeit wäre ein privates VW-Team. Die Gründung eines solchen Teams hat Volkswagen nun nach dem Strategiewechsel ermöglicht und potenziellen Teams die Nutzung der VW Polo R WRC, auch der Generation 2017 nach Worten von Wolfgang Dürheimer, verantwortlich für den Motorsport in Wolfsburg, in Aussicht gestellt. Allerdings darf ein solches Engagement Volkswagen kein Geld kosten. VW wäre aber für die Wartung der Polo R WRC zuständig und verantwortlich. Wegen des augenblicklichen Zauderns von Ogier scheint sich eine solche Möglichkeit, ohne weiteren Information des in Frage kommenden Teams zu kennen, anzubahnen.
«Natürlich wird sich meine Zukunft anders als gewohnt gestalten», erklärte der Wahlschweizer Ogier, der am 17. Dezember 33 Jahre alt wird. «Mein Hauptproblem ist die Zeit, die drängt. Wenn ich wüsste, dass ich mit dem neuen Auto auch wieder die Meisterschaft gewinnen könnte, wäre das sehr hilfreich für meine Entscheidung. Ich möchte bei der Rallye Monte Carlo starten, aber nur in einem siegfähigen Auto. Ich kann nicht das alles vergessen, was wir in den letzten vier Jahren erreicht haben. Ich würde nie einem Projekt zustimmen, wenn ich weiß, dass mir dafür die Motivation fehlt. Ich denke aber, dass es Chancen gibt, mich am Start zur Rallye Monte Carlo zu sehen.»