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Korsika: Tempo-Plus geringer als erwartet

Von Christian Schön
«Höheres Tempo kein Problem.» - Hyundai-Pilot Thierry Neuville

«Höheres Tempo kein Problem.» - Hyundai-Pilot Thierry Neuville

Die 2017er World Rally Cars sind auf Asphalt weniger als eine Sekunde pro Kilometer schneller als die Vorgängergeneration. Keine Spur von den befürchteten körperlichen Problemen für Fahrer und Beifahrer.

Vor der Rallye Frankreich hatten einige Fahrer Bedenken geäußert, die World Rally Cars (WRC) der 2017er Generation könnten durch die gestiegene Motorleistung (plus 80 PS), das breitere Fahrwerk und die größeren Spoiler auf den kurvenreichen Asphaltstraßen Korsikas gefährlich schnell sein. Sogar über kritisch hohe Belastungen für Fahrer und Beifahrer durch gestiegene Fliehkräfte war diskutiert worden. Tatsächlich sehen die neuen, optisch spektakulären Autos auf Videos viel schneller aus als letztes Jahr – was sie in Wirklichkeit allerdings gar nicht sind.

Den direkten Vergleich kann mit der Prüfung «Plage du Liamone – Sarrola-Carcopino» ziehen, die 2016 in identischer Länge wie jetzt gefahren wurde. Im vergangenen Jahr setzte der spätere Sieger Sébastien Ogier in beiden Durchgängen mit Zeiten von 18.39,6 beziehungsweise 18.37,5 Minuten die Bestzeit. Dieses Mal war jeweils Kris Meeke Schnellster mit 18:22,3 und 18:20,4 Minuten.

Beide Male also betrug der Fortschritt im Vergleich zu 2016 rund 17 Sekunden. Bei einer WP-Länge von 29,12 Kilometern ergibt sich ein um etwa 0,6 Sekunden pro Kilometer höheres Tempo – viel weniger als eigentlich erwartet.

«Auch im Auto fühlt sich der Unterschied zu 2016 dramatischer an», gibt Julien Ingrassia zu, der Beifahrer von Sébastien Ogier (Ford). «Aber das liegt vielleicht auch daran, dass meine Sitzposition nicht so perfekt ist wie letzte Saison im Polo.» Daran können die Ford-Ingenieure allerdings erst im Zuge einer Nachhomologation zur Jahresmitte etwas ändern.

Thierry Neuville (Hyundai) fühlt durchaus eine höhere Belastung für den gesamten Körper. «Der Unterschied zwischen den 2016er und 2017er Autos ist schon spürbar», sagt der Belgier. «Aber er ist nicht so dramatisch, dass man sich darüber Gedanken machen müsste. Ich denke, der Fahrer ist etwas besser dran als der Beifahrer. Wir Fahrer haben immerhin noch das Lenkrad, an dem wir uns ein bisschen festhalten können.»

Möglicherweise wirken die im Vergleich zu 2016 unveränderten Reifen unfreiwillig als Bremse. Sind sie mit den 2017er WRC am Limit? Auf den bis zu 50 Kilometer langen Prüfungen auf Korsika wird bisher fast ausschließlich mit der harten Gummimischung gefahren. Trotzdem ist Reifen-Schonen unter den Fahrern durchaus ein Thema.

Jari-Matti Latvala (Toyota) glaubt, das wahre Asphalt-Potenzial der 2017er Autos werde sich erst bei der Rallye Deutschland, vielleicht sogar erst beim WM-Lauf in Spanien zeigen. «Das Tempo hier in Korsika ist insgesamt so niedrig, dass die viel bessere Aerodynamik überhaupt nicht zu Geltung kommt.»

Der Finne hat mit den Fliehkräften bei Asphalt-Rallyes ohnehin kein Problem. «Für mich sind Schotter-Rallyes viel anstrengender, weil man durch das ständige Driften hinter dem Lenkrad härter arbeiten muss.»

Beifahrer Miikka Anttila widerspricht zumindest teilweise. «Also ich spüre die höheren Fliehkräfte schon. Nach den ersten Prüfungen hatte ich so etwas wie Muskelkater im Gesicht.»

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