Neuville gewinnt spannenden ersten Polen-Tag
Langweilig war die erste Etappe der 74. Rallye Polen, der zweitältesten Rallye der Welt, mit Sicherheit nicht. Auf den neun gewerteten Prüfungen wechselte fünfmal die Führung und der Regen dämpfte etwas die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Highspeed-Schotterpisten in der Masurischen Seenplatte. Letztlich kam der zweifache Saisonsieger Thierry Neuville im Hyundai i20m Coupé WRC als Spitzenreiter im Tagesziel im Touristenort Mikolajki an. Diese Position musste er sich auch hart erkämpfen und er erreichte sie nur ganz knapp.
Nach zehn geplanten der 23 Entscheidungen hatte der Vizechampion und Tabllenzweite einen knappen Vorsprung von nur 1,3 Sekunden auf den zuvor führenden Sardinien-Gewinner und WM-Dritten Ott Tänak im Ford Fiesta WRC. Jari-Matti Latvala, der im Toyota Yaris WRC von der dritten bis zur siebten Entscheidung vorne lag, reihte sich mit einem Rückstand von 6,6 Sekunden auf dem dritten Rang ein. Starker Regen gestaltete gerade die zweite Passage der vier Vormittagsprüfungen mit vielen Wasserpassagen zu einer Wasser- und Schlammschlacht.
«Das war in der Tat heute kein leichter Tag, aber für mich war wichtig, hier vorne zu bleiben. Morgen spielt die Startposition eine große Rolle», sagte Neuville, der schon einmal nach der zweiten Prüfung geführt hatte.
«Ich denke, die morgige Etappe ist der Schlüssel für den Sieg bei dieser Rallye. Viele Prüfungen sind neu, sehr lang und teils auch tückisch. Wenn das Wetter so bleibt, wird es ein interessanter Tag», meinte Tänak, der im letzten Jahr seinen so nahen ersten Sieg wegen eines Reifenschadens kurz vor dem Ziel verloren hatte.
«Ott Tänak war heute sehr stark. Ich dachte, ich schaffe ihn, aber ich habe am Ende etwas zu viel Zeit verloren. Der Vormittag war gut, aber ich am Nachmittag hatte ich nicht mehr das so gute Gefühl fürs Auto», merkte Latvala an.
Bis zur Servicepause war der Titelverteidiger Sébastien Ogier mit seiner Rolle als erstes Fahrzeug gemäß seiner Position als Tabellenführer noch einigermaßen zufrieden, lag er bis dahin als Vierter nur 7,3 Sekunden zurück. Die vom starken Regen aufgeweichten Pisten ließen im zweiten Durchgang der vier Prüfungen seinen Rückstand zu Neuville auf 35,1 Sekunden ansteigen. «Das Nachmittag war schlimmer als erwartet. Dann brach durch den Schlamm und die Steine, die Neuville aufwirbelte, unsere Windschutzscheibe», war mit einem ärgerlichen Unterton der Kommentar vom zweifachen Polen-Sieger Ogier.
Citroën erlebt in der Tat eine schwere Saison, wie noch nie zuvor. Es kommt nur wenig beim Zwei-Zacken-Team zustande. Bester im C3 WRC war Stéphane Lefebvre auf dem neunten Platz mit einem Rückstand von 1:37,0 Minuten. Neuling Andreas Mikkelsen, der zum zweiten Mal den C3 steuert, versetzte auf der fünften Prüfung dem von ihm erwarteten Neubeginn einen harten Dämpfer, als er an einem Baumstumpf das linke Vorderrad abriss. Mit einem Rückstand von 2:48,5 Minuten schaffte er den zwölften Zwischenrang.
In der WRC2-Wertung musste sich der vierfache Saisonsieger und klare Tabellenführer Pontus Tidemand im Skoda Fabia R5 um 5,1 Sekunden hinter seinem privaten Fabia R5-Partner Olaf Veiby anstellen. In der Junior-Wertung rangierte der einzige Deutsche Julius Tannert beim dritten Saisonlauf im Ford Fiesta R2 auf dem fünften Platz.
Stand nach der 10. von 23 Prüfungen:
1. Neuville/Gilsoul (B), Hyundai i20 Coupé WRC, 56:21,2 min.
2. Tänak/Jarveoja (EE), Ford Fiesta WRC, + 1,3 sec.
3. Latvala/Anttila (FIN), Toyota Yaris WRC, + 6,6
4. Ogier/Ingrassia (F), Ford Fiesta WRC, + 35,1
5. Paddon/Marshall (NZ/GB), Hyundai i20 Coupé WRC, + 39,6
6. Sordo/Marti (E), Hyundai i20 Coupé WRC, + 51,7
7. Suninen/Markkula (FIN), Ford Fiesta WRC, 1:11,0
8. Hänninen/Lindström (FIN), Toyota Yaris WRC, + 1:28,9
9. Lefebvre/Moreau (F), Citroën C3 WRC, + 1:37,0
10. Östberg/Floene (N), Ford Fiesta WRC, + 1:42,7