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Türkei: Teemu Suninen verpasst knapp das Podium

Von Toni Hoffmann
Teemu Suninen hat im Ford Fiesta WRC von M-Sport den elften Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft auf den harten Schotterpisten in der Türkei auf Rang vier beendet. WRC2 Pro-Klassensieg für Gus Greensmith.

Teemu Suninen wiederholt seinen vierten Rang bei der härtesten Schotter-Rallye des WM-Jahres mit ebenso engagierter wie intelligenter Fahrweise. Pontus Tidemand beendet sein Schotterdebüt mit einem World Rally Car ebenfalls ohne Probleme auf dem neunten Rang. Dramatisches Finale mit glücklichem Ausgang für Gus Greensmith, der mit dem neuen Ford Fiesta R5 Mk2 trotz Überschlag kurz vor dem Ziel die Klasse WRC2 Pro gewann.

Mit einem ebenso kontrollierten wie intelligenten Auftritt hat Ford Fiesta WRC-Pilot Teemu Suninen bei der WM-Rallye Türkei den Sprung aufs Siegerpodium nur knapp verpasst und bei dieser besonders materialmordenden Schotterveranstaltung seinen hervorragenden vierten Platz aus dem Vorjahr wiederholt. Pontus Tidemand/Ola Floene wurden nach einer ebenfalls fehlerfreien Fahrt auf Rang neun gewertet. In der WRC 2-Kategorie konnten sich Gus Greensmith/Elliott Edmondson mit dem neuen Ford Fiesta R5 Mk2 in einem dramatischen Finale den Sieg in der WRC2 Pro-Klasse sichern.

Nach 17 Wertungsprüfungen (WP) über insgesamt 309,86 Kilometer trennten den 25-Jährigen Suninen und seinen erfahrenen Beifahrer Jarmo Lehtinen zum Teil weniger als zehn Sekunden von Rang drei. Den geplanten Angriff auf den Drittplatzierten Andreas Mikkelsen musste der junge Finne am Sonntagmorgen jedoch abblasen, als eine Wasserdurchfahrt wichtige Diffusorelemente beschädigte und damit die aerodynamische Effizienz des rund 380 PS starken Turbo-Allradlers vonM-Sport Ford einschränkte. Das Team entschied sich für ein sicheres  Punkteresultat, das Suninen inmitten des spannenden Kampfs um die vierte Position in der Fahrer-Weltmeisterschaft katapultiert, um den bei drei noch ausstehenden Rallyes nun sieben Fahrer konkurrieren. Als Fünftschnellster der sogenannten Power Stage ließ sich das Nachwuchstalent aus Tuusula, das als einer von wenigen Teilnehmern alle drei Etappen ohne einen einzigen Reifenschaden über die Runden gebracht hatte, einen weiteren WM-Zähler gutschreiben.

Bei seinem Schotterdebüt am Steuer des Ford Fiesta World Rally Car überzeugte auch Pontus Tideman mit einer überlegten Vorgehensweise. Gemeinsam mit seinem norwegischen Beifahrer Ola Floene brachte er das Auto ebenfalls ohne Kratzer ins Ziel - angesichts des rauen Charakters des türkischen WM-Laufs keine Selbstverständlichkeit. Der 28-jährige Schwede bekommt in knapp drei Wochen bereits die nächste Gelegenheit mit dem Fiesta WRC, wenn er bei der Wales-Rallye Großbritannien an den Start geht.

Gus Greensmith und Beifahrer Elliott Edmondson können auf ein ebenso erlebnisreiches wie erfolgreiches Wochenende zurückblicken. Bereits nach der ersten WP am Freitagmorgen sah es aus, als müssten die Briten alle Hoffnungen auf eine Topplatzierung in der für Werksteams reservierten WRC2 Pro-Klasse innerhalb der WRC2-Wertung abhaken: Ein Reifenschaden hatte sie um 2,5 Minuten zurückgeworfen. Mit konstant schnellen Zeiten kämpften sich die beiden jedoch wieder zurück und profitierten dabei auch vom Pech, von dem ihre Kontrahenten ebenfalls nicht verschont blieben. Buchstäblich auf den letzten Kilometern kam es dann zu einem dramatischen Showdown: Auf der Jagd nach der letzten Zehntelsekunde war Greensmith hinter der Ziel-Lichtschranke der vorletzten Prüfung von der Strecke gerutscht, eine Rolle mit heftig ondulierter Heckpartie war die Folge. Nur mit Mühe gelang es den Engländern, das Auto wieder auf die Strecke zu befördern, es in einen fahrbereiten Zustand zu versetzen und die finale WP rechtzeitig zu erreichen - wo sie auch das bis dahin führende WRC2-Auto des von einem Defekt eingebremsten Russen Kajetan Kajetanowicz noch abfingen und sich den Sieg in der WRC2 Pro-Kategorie sicherten.

«Teemu Suninen hat in den vergangenen Tagen eine sehr reife Vorstellung abgeliefert - es ist toll, wie weit er sich im Laufe des vergangenen Jahres weiterentwickeln konnte», betont M-Sport-Teamchef Richard Millener. «Er war das gesamte Wochenende schnell und konkurrenzfähig unterwegs, ohne es je zu übertreiben. Speziell am Samstagnachmittag hat er uns damit beeindruckt, wie clever er sich das Potenzial seiner Michelin-Reifen eingeteilt hat. Bei den noch ausstehenden drei WM-Läufen kann er nun um Rang vier in der Fahrerwertung kämpfen - und wenn er so weiter macht wie bislang, sehe ich keinen Grund, warum er sich nicht durchsetzen sollte. Auch für Pontus Tidemand ist die Rallye Türkei gut gelaufen. Bei seiner ersten Schotter-Rallye mit dem Fiesta WRC musste er enorm viel lernen. Oftmals ging er als Erster auf die Strecken, dies machte es für ihn nicht einfacher. Diese Erfahrung hat er jetzt gesammelt und wir konnten mit Freude beobachten, wie er sich mit dem World Rally Car bei diesen schwierigen Bedingungen immer wohler gefühlt hat. Darauf kann er jetzt für die Wales-Rallye Großbritannien aufbauen. Wir sind schon gespannt, wie er seinen Entwicklungsprozess dort weiterführt.»

«Das war ein gutes Wochenende für uns», bestätigt Suninen. «Ich denke, wir haben die richtige Schnittmenge aus Attackieren und vorsichtigem Agieren gefunden, um ohne Fehler oder Probleme durch diePrüfungen zu kommen. Gegenüber dem Vorjahr ist uns ein wichtiger Fortschritt gelungen, speziell was unsere Schnelligkeit betrifft, aber auch den richtigen Umgang mit den Reifen. Vielen Dank an meine Mechaniker, denn sie hatten bei dieser harten Rallye eine ganze Menge Arbeit, unser Auto immer wieder perfekt vorzubereiten.»

«Für uns stand nicht nur die erste Schotter-Rallye mit einem Turbo-Allradler aus der Topkategorie der World Rally Cars auf dem Programm, sondern überhaupt unsere erste Schotterveranstaltung der laufenden Saison», so Tidemand. «Ich würde sagen, das ist ganz gut für uns gelaufen. Der Fiesta WRC und auch das Team M-Sport Ford haben wunderbar funktioniert, darum möchte ich mich bei allen für die tolle Unterstützung bedanken, die wir in diesem Jahr bereits genossen haben. Gerade auf den letzten beiden Wertungsprüfungen des Samstags und auf der heutigen Etappe stellte sich ein gutes Gefühl ein und ich begann, das Auto immer besser zu verstehen. Leider mussten wir oft als Erste auf der Strecke für die Nachfolgenden die rutschige 
Staubschicht fegen, aber auch dies ist eine wichtige Erfahrung. Darauf können wir für unseren nächsten WM-Start aufbauen.»

«Das war mit Abstand der dramatischste Klassensieg, den ich in meiner bisherigen Karriere eingefahren habe», lacht Greensmith im Ziel. «Die ersten beiden Prüfungen am Sonntagmorgen liefen nach Plan und wir wollten unsere Führung in der WRC2 Pro nur noch verwalten, doch dann geriet es plötzlich aus dem Ruder: Ich habe die letzte Kurve der vorletzten WP komplett verfehlt, wir rutschten in einen Graben und überschlugen uns. Irgendwie ist es uns gelungen, da wieder herauszukommen und die Schäden improvisiert zu reparieren - dafür mussten wir auch ein Rad ganz ohne Wagenheber wechseln! Aber wir haben es geschafft und die Klasse gewonnen.»

Die Techniker beanstandeten bei der Nachuntersuchung das Gewicht der vorderen Querlenkenker des Fiesta R5 MK2, worauf die Sportkommissare eine saftige Geldstrafe für M-Sport aussprachen.

Rallye Türkei – Endstand nach 17 Prüfungen:

Platz

Team/Auto

Zeit/Diff.

1.

Ogier/Ingrassia (F), Citroën

3:50:12,1

2.

Lappi/Ferm (FIN), Citroën

+ 34,7

3.

Mikkelsen/Jeager (N), Hyundai

+ 1:04,5

4.

Suninen/Salminen (FIN), Ford

+ 1:35,1

5.

Sordo/Del Barrio (E), Hyundai

+ 2:25,9

6.

Latvala/Anttila (FIN), Toyota

+ 2:59,1

7.

Meeke/Marshall (B), Toyota

+ 3:53,3

8.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

+ 5:34,8

9.

Tidemand/Floene (S/N), Ford

+ 7:22,9

10.

Grensmith/Edmondson (GB), Ford

+ 15:18,7

Stand der Fahrer-WM nach 11 von 14 Läufen:

Platz

Team/Auto

Punkte

1.

Tänak/Järveoja (EE), Toyota

210

2.

Ogier/Ingrassia (F), Citroën

193

3.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

180

4.

Mikkelsen/Jaeger (N), Hyundai

94

5.

Meeke/Marshall (GB), Toyota

86

6.

Latvala/Anttila (FIN), Toyota

84

7.

Suninen/Salminen (FIN), Ford

83

8.

Lappi/Ferm (FIN), Citroën

80

9.

Evans/Martin (GB), Ford

78

10.

Sordo/Del Barrio (E), Hyundai

72

Stand der Herstellerwertung nach 11 von 14 Läufen:

Platz

Team/Auto

Punkte

1.

Hyundai Shell Mobis WRT (i20 WRC)

314

2.

Toyota Gazoo Racing WRT (Yaris WRC)

295

3.

Citroën Total WRT (C3 WRC)

259

4.

M-Sport Ford WRT (Ford Fiesta WRC)

184

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