Ford – in Italien zurück zur Spitze
Latvala verlor in Joranien um 2/10-Sekunden
Die Rallye Italien, fünfter von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft 2011, findet vom 5. bis 8. Mai in einer der landschaftlichen schönsten Regionen Europas statt: an der Costa Smeralda auf Sardinien. Die frühsommerlichen Reize der Ferieninsel sind jedoch der geringste Grund für die Vorfreude des Werksteams Ford Abu Dhabi. Die Mannschaft führt die Markenwertung der WM punktgleich an, die Fahrerpaarungen Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila liegen beide innerhalb von nur acht Punkten in Schlagdistanz zu Tabellenführer Sébastien Loeb. Und als wenn diese Ausgangslage noch nicht genug Spannung verspräche: Bei der zurückliegenden Rallye Jordanien sorgten Latvala als Werksfahrer von Ford und sein Widersacher Sébastien Ogier für den knappsten Zieleinlauf der WM-Geschichte.
Zentrum der Rallye Italien im Nordosten von Sardinien ist die Industriestadt Olbia, nahe Porto Cervo an der malerischen Costa Smeralda gelegen. Die meisten Wertungsprüfungen spielen sich in den bewaldeten Hügeln im Süden der Stadt ab. Die oft sandige Fahrbahnoberfläche verdeckt einen harten, steinigen Untergrund, der spätestens beim zweiten WP-Durchgang tiefe Spurrillen aufweisen dürfte. Die Strecken sind überwiegend schnell und flüssig zu fahren, wobei die zahlreichen engen Passagen besonders präzise Lenkradarbeit verlangen.
Nach einem Jahr Auszeit kehrt die Rallye mit einer in weiten Teilen neuen ersten Etappe in den WM-Kalander zurück: Die Freitags-WP nahe der sardinischen Westküste sind technisch anspruchsvoll und zuweilen tückisch. Hier ist ausserordentliche Sorgfalt beim Erstellen des Aufschriebs gefragt. Für diese wichtige Aufgabe sind lediglich zwei Besichtigungsrunden in langsamem Tempo erlaubt, bevor es dann mit Vollgas über die neuen Streckenteile geht. Insgesamt sieht der Rallye-Zeitplan 18 WP über zusammen 339,70 Kilometer vor, die Gesamtdistanz beträgt 1.183,52 Kilometer. Rund 122 Kilometer der WP-Strecke werden erstmals in der Weltmeisterschaft befahren, lediglich 135 Kilometer sind von der 2009er- Ausgabe bekannt. Die abschliessende Power Stage – auf der die drei schnellsten Piloten zusätzliche WM-Punkte einheimsen können – führt über die frühere Shakedown-Strecke im Norden von Olbia.
Mikko Hirvonens Italien-Dienstreise steht ganz im Zeichen der Zwei: Der Finne liegt in der Fahrertabelle nur zwei Zähler hinter der Spitze auf Rang zwei und hat die vorigen vier Gastspiele auf Sardinien jeweils auf Rang zwei beendet. «Die Strecken sind ziemlich eng, und es ist kaum auszumachen, wo der Strassenrand verläuft – statt eines kleinen Grabens werden sie von Büschen, Bäumen oder Felsen eingerahmt. Das macht unsere Aufgabe nicht einfacher», erklärt der 30-Jährige. «Die Fahrbahnoberfläche ist sandiger als bei europäischen Schotter-Rallyes üblich. Zum Glück starte ich erstmals in dieser Saison auf dem losen Untergrund nicht als Erster. Die Rolle des Strassenfegers hat es mir in Jordanien schwer gemacht, die richtige Abstimmung zu finden. Dass ich am zweiten Tag zwei WP-Bestzeiten setzen konnte, hat mir dafür viel Selbstvertrauen gegeben. Der Fiesta RS WRC fährt sich auf Schotter fantastisch – ich denke, dass wir auf losem Untergrund überall gut aufgestellt sind.
Teamkollege Jari-Matti Latvala errang bei der Rallye Italien 2009 seinen zweiten von bislang vier WM-Laufsiegen. Dass er in Jordanien seinen fünften Triumph um die Winzigkeit von 0,2 Sekunden verpasste, hat der Finne mittlerweile verdaut. «In der Rallye-Weltmeisterschaft erhalte ich nach drei Wochen die nächste Chance – bei den Olympischen Spielen müsste ich vier Jahre warten», scherzt der 26-jährige. «Ich habe am Mittwoch noch 230 Kilometer getestet und viele Setup-Änderungen ausprobiert. Dass wir dabei keine Verbesserungen gefunden haben, werte ich positiv – es bedeutet, dass meine ursprüngliche Abstimmung in Ordnung war. Ausserdem wissen wir jetzt, dass wir keine grundlegenden Umbauten vornehmen müssen.»
Nachdem Latvala am Mittwoch und Donnerstag auf Sardinien testete, übernimmt Hirvonen von Freitag bis Sonntag.
Die ersten beiden Rallye-Tage auf Sardinien bilden zudem die zweite Runde der FIA WRC Academy. Dieses ambitionierte Nachwuchsprogramm wird intensiv von Ford unterstützt, denn der langjährige Partner M-Sport hat für die 18 Teilnehmer identische Ford Fiesta R2 aufgebaut – darunter auch für den norddeutschen Christian Riedemann. Insgesamt treten 34 der 64 WM-Starter auf Sardinien mit Rallye-Fahrzeugen von Ford an.