Armin Schwarz - ein Leben am Limit
Armin Schwarz - heute TV-Experte
Der heute 48-jährige Bayer hat das Rallye-Leben am Limit über 20 Jahre lang als Profi gelebt und mitgestaltet.
Was macht für den ehemaligen Werksfahrer von Audi, Toyota, Mitsubishi, Ford, Hyundai und Skoda die Faszination des Rallye-Sports aus?
Die ständig wechselnden Fahrbedingungen in den diversen Rallyeautos mit Front-, Heck- oder Allradantrieb und bei den unterschiedlichsten Streckenbelägen auf Asphalt, Schotter, Schnee oder Eis machen die eigentliche Faszination des Rallyesports aus. Es ist einfach eine höchst reizvolle Vielfalt, der sich Fahrer, Beifahrer und Fahrzeug auf höchstem Leistungslevel stellen müssen.
Wieso streben Rallye-Fahrer immer wieder diesen relativ instabilen Fahrzustand des driftenden Rallye-Fahrzeuges an?
Dieser Fahrstil ist ein klares Merkmal der Rallyes – deutlicher sicher auf losem Untergrund wie Sand, Schotter, Schnee oder Eis – und muss vom Fahrer perfekt beherrscht werden, denn durch den bewussten Lastwechsel von Gasgeben und Gaswegnehmen sind extrem schnelle Richtungskorrekturen möglich. Ein driftendes Fahrzeug ist bei wechselnden Bedingungen am leichtesten zu kontrollieren.
Kamen Sie jemals in Versuchung, auch auf der Rundstrecke erfolgreich zu sein?
Ende der Achtziger Jahre erlebte ich bei Audi eine Testphase für sehr leistungsstarke TransAm-Rennversionen. Damals habe ich schon mehr als einen Moment an einen möglichen Szenenwechsel gedacht, doch dann hab ich auch STW-Fahrzeuge getestet und schlagartig war ich mir sicher, dass ich im Rallye-Sport besser aufgehoben bin.
Warum werden Rallye-Fahrer oft als «Rodeo-Reiter des Motorsports» tituliert?
Das kommt natürlich vom extrem spektakulären Rallye-Fahrstil auf Schotter oder Eis. Für einen Laien sieht das natürlich ziemlich verrückt aus. Wir Rallye-Fahrer wissen aber dabei ganz genau, was wir machen.
Muss ein Rallye-Fahrer partout verrückt sein?
Wahrscheinlich ja, denn zu jedem Extremsport gehört eine gewisse Verrücktheit. Das kann schon eine tolle Antriebsfeder sein. Sie muss allerdings überlegt gespannt werden, sonst fliegt man relativ schnell von der Strecke.
Sind Beifahrer zeitweise wichtiger als die Freundin oder Partnerin?
Während der Rallye-Saison verbringt der Fahrer deutlich mehr Zeit mit dem Copiloten als mit der Partnerin – das bringt dieser Job einfach mit sich. Also ist es extrem wichtig, dass zwischen Fahrer und Beifahrer die Chemie stimmt und vor allem eine breite Vertrauensbasis herrscht – ansonsten ist dicke Luft im Auto, und das Team droht zu zerbrechen.
Welchen besonderen Reiz vermittelt Ihnen die ADAC Rallye Deutschland?
Wie bei so vielen Fahrerkollegen war und ist es schon eine reizvolle Herausforderung, die verschiedenen Asphaltstrecken in den Mosel-Weinbergen, auf Baumholder oder im Saarland zu fahren. Allein diese unterschiedlichen Asphaltbeläge vermittelten das Gefühl nicht nur eine, sondern gleich drei Rallyes bestreiten zu müssen. Sehr stark fasziniert mich aber auch das seit Jahren hohe Zuschaueraufkommen, das der ADAC sehr ausgeklügelt lenkt – weit über 220.000 Besucher strömten allein im Vorjahr an die Strecken.
Der TV-Sender SPORT1 berichtet 2011 von den insgesamt 13 Runden der Rallye-Weltmeisterschaft. Höhepunkt der Übertragungen ist natürlich die ADAC Rallye Deutschland mit Live-Bildern vom Zuschauerrundkurs «Circus Maximus» – und hier spielt der TV-Experte Armin Schwarz eine reizvolle Rolle, oder?
Der besondere Reiz liegt in der Tatsache, dass ich SPORT1 aus meiner aktiven Erfahrung heraus gute Vorschläge für interessante Hintergrundthemen machen bzw. realisieren darf. Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit meinen Ex-Kollegen in der WM-Szene entstehen so sehr informative und recht verständliche Background-Stories. Bis 2005 habe ich Berichterstattung ja nur immer aus der Fahrer-Perspektive gesehen, heute sehe ich, wie viel Arbeit dahinter steckt.
Welches war das verrückteste Erlebnis in Ihrer Rallye-Karriere?
Da gibt’s sicher so einige amüsante Stories. Auf Anhieb fällt mir beispielsweise ein, dass wir im Ford-Team 1997 zusammen mit Carlos Sainz für die Safari-Rallye in Kenia trainierten und zur gegenseitigen Hilfeleistung in Funkkontakt bleiben wollten. Der Zufall wollte es aber, dass ich mit meinem französischen Copiloten Denis Giraudet zusammen im tiefsten Nirgendwo des Riff Valley einen Motorschaden registrieren musste. Null Funkkontakt und eine ewige Warterei – bis endlich fünf, sechs Masai-Krieger in üblicher spärlicher Landestracht auftauchten. Allgemeines Palaver mit viel Gestik, zumal nur einer von denen Englisch sprach. Der hatte dann auch gefragt, woher wir stammen. Aha, Giraudet aus Frankreich, Ja, das Land würde er kennen und ich sei Armin Schwarz aus Deutschland. Prompt meinte der Masai zu unserer größten Überraschung, dass wir dann ja auch deutsch reden könnten… Nach und nach stellte sich heraus, dass er in Köln Humanmedizin studiert hatte und nun eben als Medizinmann bei seines Stammesbrüdern wirkte.