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Latvala hofft auf nächsten Finnland-Sieg

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala

Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila wollen ihren Finnland-Sieg von 2010 am Steuer des gut 300 PS starken Ford Fiesta RS WRC wiederholen.

Nicht nur bei den Olympischen Sommerspielen in London stehen die Sprinter im Mittelpunkt des Interesses: Auch bei der Rallye Finnland geht es am übernächsten Wochenende einzig und allein um pure Schnelligkeit – und die resultiert im Land der 1000 Seen und ebenso vielen Sprungkuppen aus perfekter Fahrzeugbeherrschung und einer grossen Portion Mut. Der achte Lauf zur diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft läutet für das Werksteam von Ford die zweite Saisonhälfte ein und soll nach den Siegen in Schweden und Portugal die Konkurrenzfähigkeit des Fiesta RS WRC mit weiteren zählbaren Ergebnissen unter Beweis stellen.

Die von Fans und Fahrern scherzhaft auch «Grand Prix von Finnland» genannte Veranstaltung zählt 2012 zu den kompaktesten WM-Läufen in der nunmehr fast 40-jährigen Geschichte der Königsklasse – und verschiebt schon aus diesem Grund den Fokus noch stärker auf die reine Geschwindigkeit. Durchschnitts-Tempi von mehr als 135 km/h stehen auf den kurvenreichen Schotterpisten in den Wäldern rund um den Start- und Zielort Jyväskylä auf der Tagesordnung, bei Bedarf fliegen die Weltklasse-Drifter auch mit mehr als 200 km/h um Zentimeter am finnischen Baumbestand vorbei. Kein Wunder, dass die Rallye Finnland unter den zehn schnellsten WM-Läufen aller Zeiten gleich acht Mal vertreten ist

«Mein Heimatlauf ist eine Sprintveranstaltung reinsten Wassers», bestätigt Jari-Matti Latvala. Gemeinsam mit seinem Copiloten Miikka Anttila konnte der Werksfahrer von Ford diese Rallye vor zwei Jahren erstmals gewinnen – für jeden Finnen die Krönung seiner Motorsportkarriere. «Die Geschwindigkeiten sind so hoch und die Zeitunterschiede zwischen den Topfahrern so knapp, dass sich jeder Fehler sofort auswirkt. Es ist unheimlich schwierig, einmal verlorene Sekunden wieder aufzuholen. Schon aus diesem Grund kommt den Vorabtests in Finnland eine grosse Bedeutung zu – nur wer zu 100 Prozent mit seinem Auto glücklich ist, kommt perfekt aus den Startblöcken und kann das Tempo der Spitze von Beginn an mitgehen.»

Während Latvala am Freitag und Samstag dieser Woche testet, sass sein Teamkollege Peter Solberg am Mittwoch und Donnerstag am Steuer des Fiesta RS WRC und berichtete von einem der „besten Tests aller Zeiten“.

Zu der besonderen Charakteristik dieses WM-Laufs zählen die zahllosen Kuppen, auf denen die gut 300 PS starken Turbo-Allradler zu teilweise extrem weiten Flügen ansetzen – eine Besonderheit, die viel Erfahrung, einen präzisen Aufschrieb und eine ganz spezielle Fahrtechnik verlangt. «Wenn du mit Tempo 180 auf eine Kuppe zufährst, musst du vor dem Abheben Geschwindigkeit rausnehmen», erläutert Latvala, der in Finnland traditionell zu den besonders furchtlosen Auto-Weitwerfern zählt. «Wenn du zu schnell bist, drückt die Aerodynamik die Heckpartie nach unten, während die Front weiter steigt – was sich spätestens beim Landen zum Problem auswachsen kann. Besser ist es, vor der Kante kurz zu bremsen, eventuell sogar einen Gang zurückzuschalten und dann unter voller Beschleunigung über die Kuppe zu gehen. Bremsen während des Absprungs ist ganz schlecht, weil das Fahrwerk dann einfedert und nicht mehr frei ist – auch dies führt beim Aufsetzen zu Schwierigkeiten.»

Erstmals seit 2007 zählt in diesem Jahr auch die berühmte Wertungsprüfung (WP) «Ouninpohja» wieder in voller 33-Kilometer-Länge zum Programm der Rallye Finnland – ein Klassiker, den viele für die aufregendste WP überhaupt halten und auf dem Petter Solberg seit 2005 die Bestzeit hält. Entsprechend gross ist die Vorfreude des Fiesta-Werkspiloten auf das Wiedersehen. «Dieser WM-Lauf wird auf Strecken wie ,Ouninpohja‘ entschieden», ist sich der 37-jährige Norweger sicher. «Sie sind eine unheimliche Herausforderung und sehr, sehr schwierig zu fahren. Die Geschwindigkeiten liegen so hoch, wer auf den Kuppen eine falsche Linie erwischt, für den ist die Rallye mit einiger Sicherheit beendet. ,Ouninpohja‘ perfekt zu meistern, ist ein unglaubliches Gefühl – eine Mischung aus Erleichterung, enormem Stolz und purem Glücksempfinden.»

Bereits am kommenden Donnerstag (1. August) rollen die ersten World Rally Cars in der mittelfinnischen Rallye-Metropole Jyväskylä über die Startrampe, bevor die ersten drei WP in der Nähe des Wintersportzentrums von Lahti auf dem Plan stehen. Am Freitag und Samstag konzentriert sich das Geschehen dann ganz auf die Region rund um den Start- und Zielort sowie den Service-Park auf dem Messegelände «Paviljonki». Die zweite Etappe umfasst neun weitere Prüfungen, darunter auch die so genannte «Super Special Stage» auf der Pferderennbahn von Killeri als abendliches Highlight. Am Samstag folgen sechs weitere WP, wobei gleich zwei Durchgänge über die 33 Kilometer von «Ouninpohja» einen spektakulären Schlusspunkt setzen – zumal «Ouninpohja 2» als «Power Stage» gewertet wird. Dies bedeutet: Die drei schnellsten Teilnehmer werden hier mit bis zu drei WM-Sonderpunkten belohnt. Insgesamt hält die diesjährige Rallye Finnland 18 Wertungsprüfung über insgesamt 303,52 Kilometern bereit.

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