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Rallye-WM: Das Mini-Pseudowerksteam

Von Philipp Wyss
Sordo war zwar 2012 erfolgreichster Mini-Pilot, aber kein Werksfahrer

Sordo war zwar 2012 erfolgreichster Mini-Pilot, aber kein Werksfahrer

Anstelle eines Dani Sordo vertraten 2012 Armindo Araújo und Paulo Nobre die offiziellen Mini-Farben.

Dani Sordos zweiter Platz im Mini John Cooper Works WRC zum Saisonauftakt 2012 bei der Rallye Monte Carlo war ein Knaller. Zu diesem Zeitpunkt hätte sich der Spanier sicher nicht vorstellen können, dass dies sein einziger Auftritt als Mini-Werkspilot in diesem Jahr gewesen sein sollte – aber genauso kam es dann. Bereits ab dem zweiten Saisonlauf in Schweden wurden die Rollen Mini-intern neu verteilt. Grund war, dass das ursprüngliche Werks-Einsatzteam Prodrive es nicht fertigbrachte, wie mit Mini-Eigentümerin BMW vereinbart den Einsatz von zwei John Cooper Works WRC zu finanzieren. Also wurde Prodrive das Mandat als Mini-Werksteam entzogen – die Engländer blieben jedoch weiterhin zuständig für die Entwicklung und den Aufbau des John Cooper Works WRC.

Nun sah sich Mini vor ein neues Problem gestellt: Ohne Werksteam-Einsatz wäre die Homologation sämtlicher Rallye-Versionen des John Cooper Works (auch der Super-2000- und der Super-Production-Car-Variante) erloschen. Davon wären auch Privatfahrer betroffen gewesen, die als Kunden mit Schadenersatzklagen gegen Mini hätten reagieren können. Die Lösung: Man nehme die beiden Privatfahrer Armindo Araújo und Paulo Nobre, welche fahrerisch zwar etwas bescheiden, jedoch mit genügend flüssigen Mitteln ausgestattet sind, um bei Motorsport Italia für die komplette Saison zwei Minis mieten zu können. Diesem Duo verpasse man noch den Namen WRC Team Mini Portugal und schon war das neue Werksteam geboren. Um Mini nicht als Hersteller zu verlieren, segnete sogar der Automobil-Weltverband FIA diesen Kunstgriff ab, obwohl man sich damit weit abseits des Reglements bewegte. Allerdings durfte das neue Mini-Werksteam keine Punkte für die Hersteller-Wertung sammeln.

Die Trauer über diesen Kompromiss hielt sich in Grenzen, denn weder Araújo, der portugiesische Produktionswagen-Weltmeister von 2009 und 2010, und noch weniger der brasilianische Hobbypilot Paulo Nobre zerrissen im Verlauf der Saison 2012 grosse Stricke. Für letzteren war Platz 17 (Griechenland und Neuseeland) das Höchste der Gefühle, nur fünf Mal sah Nobre überhaupt die Ziellinie. Araújos einzige zwei Top-Zehn-Resultate stammen von den schwach besetzten Rallyes Mexiko (7.) und Neuseeland (8.). Nach dem achten Saisonlauf in Finnland vergab Motorsport Italia Araújos Mini an den Australier Chris Atkinson – was der Portugiese, pikanterweise Inhaber der Lizenz des WRC Team Mini Portugal, zwar nur begrenzt amüsant fand, von der Mini-Zentrale in München sowie der FIA aber stillschweigend geduldet wurde. Resultatmässig zahlte sich die Umbesetzung aus: Bei den restlichen fünf Saisonläufen holte sich Atkinson vier Top-Zehn-Plätze (Deutschland/5., Frankreich/8., Italien/6., Spanien/7.) und schrammte in Grossbritannien (11.) nur knapp dran vorbei.

Abhaken und nach vorne schauen, wird nach einer vermurksten Saison meist empfohlen. Bei Mini ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt auch nach vorne nicht wirklich Besserung in Sicht. Beim Saisonauftakt in Monte Carlo steht nur gerade ein einziger, privat eingesetzter John Cooper Works WRC des Polen Michal Kosciuszko am Start.

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