Sepp Wiegand: «Ein bisschen übermotiviert»
Probleme mit dem Funk: Sepp Wiegand
Platz 2 nach zwei Etappen, danach hat es gestern Abend noch nicht ausgesehen. Was hat Dich eigentlich auf der Super-WP in Lissabon geritten, wo Du in eine Streckenbegrenzung gekracht bist?
Eigentlich wollte ich den Rückstand auf Elfyn Evans noch ein wenig reduzieren. Deswegen war ich offenbar ein bisschen übermotiviert. Die erste Kurve nach dem Start bin ich einfach zu schnell angegangen. Beim Anbremsen haben alle vier Räder blockiert und mir war sofort klar, dass ich jetzt ein Problem habe. Ich habe mein Auto noch mit der Handbremse gedreht, um nicht mit der Front in die Betonsperre einzuschlagen. Dann hat es das rechte Hinterrad erwischt. Die Felge ist gebrochen, und an der Radaufhängung ist zum Glück nur der Stossdämpfer kaputt gegangen. Deswegen hatten wir kein Problem, die 300 Kilometer zurück nach Faro zu bewältigen.
Was hast Du daraus gelernt?
Dass man auch Super-WPs ernst nehmen und sich voll konzentrieren muss, auch wenn sie noch so kurz sind. Auch das gehört wohl zu meinem Lernprozess dazu. Ich war wirklich sauer auf mich selbst, der Fehler war vermeidbar. Ich habe einfach unterschätzt, wie wenig Grip die Schotterreifen auf Asphalt aufbauen. Ausserdem war genau an dieser Stelle auch noch Kopfsteinpflaster. Damit habe ich noch keine Erfahrung.
Die zweite Etappe ist da schon bedeutend besser verlaufen...
Naja, die erste Wertungsprüfung am Morgen war alles andere als gut. Nach ein paar Kilometern hat die Gegensprechanlage angefangen zu spinnen, und ich habe meinen Beifahrer Frank Christian nur noch bruchstückweise verstanden. Ich kann Dir sagen, bei den vielen blinden Kuppen hier ist das kein Spass. Nach der WP haben wir die Kabel getauscht, das hat das Problem zum Glück gelöst.
Danach warst Du meist auf einem Niveau mit WRC2-Spitzenreiter Esapekka Lappi. Hast Du bei Deinem ersten Start in Portugal damit gerechnet?
Zunächst muss man sehen, dass Esapekka schon einen grossen Vorsprung hat und deswegen sicher nicht mehr mit 100 Prozent fährt. Trotzdem bin ich stolz darauf, seine Zeiten zumindest manchmal mitgehen zu können. Denn die Rallye Portugal ist wirklich sehr schwer. Nicht nur wegen der vielen blinden Kuppen, in denen du deinem Aufschrieb absolut vertrauen musst. Auch der ständige Wechsel zwischen langsamen und schnellen Passagen macht das Ganze hier sehr anspruchsvoll. Zum Beispiel musst du beim Fahrwerk einen guten Kompromiss zwischen weich für viel Traktion und hart für präzises Lenken finden. Dabei hat mein spanischer Renningenieur Manel Huguet einen super Job gemacht. Ich habe mich wohl gefühlt im Auto, der Tag heute hat richtig Spass gemacht.
Am Sonntag steht die 52 Kilometer lange Wertungsprüfung «Almodovar» gleich zweimal auf dem Programm. Hast Du Respekt davor?
Auf jeden Fall. So eine lange Wertungsprüfung bin ich noch nie gefahren, schon gar nicht auf Schotter. Ich bin sehr gespannt, wie sich über diese Distanz die Bremsen verhalten, wie die Reifen abbauen werden. Das wird für mich ein ziemlicher interessanter Lernprozess.
Wie anstrengend wird diese Monster-WP sein?
Schwer zu sagen. Am Anfang und ganz am Ende sind langsame Passagen, in denen teilweise im ersten oder zweiten Gang gefahren wird. Das wird sicher anstrengend. In der Mitte ist ein sauschnelles Stück, fast wie in Finnland. Mit breiter Piste und vielen Sprungkuppen, wo du im sechsten Gang ausgedreht unterwegs bist. Ich denke, konditionell wird das für mich kein Problem. Auch die 30-Kilometer-Prüfungen vom Samstag haben mir nichts ausgemacht.