Formel 1: Weltmeister im Gefängnis

Sébastien Loeb, Champion der Herzen

Kolumne von Yörn Pugmeister
Sébastien Loeb (li.) und Sébastien Ogier

Sébastien Loeb (li.) und Sébastien Ogier

Der alte Weltmeister Sébastien Loeb stand bei der Rallye Frankreich im Schatten des neuen Champions Sébastien Ogier. Die Sympathien gehören aber immer noch Loeb.

«Sébastien Ogier ist mein Nachfolger. Er hat es verdient. Ich habe ihm gratuliert. Was ich ihm gesagt habe? Bravo, nicht mehr.»

Sébastien Loeb neigt durchaus zu Emotionen; er hätte dem Thronfolger sicher gern mehr gesagt, aber der war umgeben von seinen Leuten, verschlossen für den Rest der Rallyewelt.

Überdies hatte Loeb genug mit sich selbst zu tun, an diesem Donnerstag: nur Siebter war er, fand sich nicht im Rhythmus. «Siebter, wie im letzten Jahr. Wenn ich Siebter hier bei der Rallye werde – mir reicht es.»

Ein wenig Resignation schlägt durch. Loeb hatte wohl das Gefühl, als sei er nicht mehr in der Lage, alles zu geben für einen Sieg. Vom Start weg hatte er ein, wie er meinte, «bizarres Gefühl», nicht am richtigen Platz zu sein. Allerdings die Hoffnung, dass sich das im Laufe der Rallye wohl noch ändern würde.

Tat es ganz offenbar, denn schon nach sechs Prüfungen des ersten Tages holte sich der neunfache, alte Weltmeister über 22 Sekunden Vorsprung vor dem neuen Champ. Am Ende der ersten sieben Prüfungen waren es deren 16,5 und Platz vier vor dem fünftplatzierten Ogier.

Im Fahrerlager, vor den drei Service-Zelten von Citroën, steht eine helle Säule. Auf die kann jeder Fan Grüsse für Loeb und seinen Co Elena schreiben. «Wir lieben Dich alle» steht drauf, «Komm zurück im nächsten Jahr» oder «Für immer die Nummer 1 – schlag’ bitte den Ogier» und «Wir lieben Legenden“. «Bravo, mein Séb» kann man lesen und «Wir alle flüstern uns Loeb ins Ohr». Sentimentaler geht es nicht mehr. Loeb kann gut damit leben.

Er wird die herzlichen Widmungen lesen, ganz sicher. Er wird sich freuen, wie über die beiden prächtigen Bibendum-Trophäen, die er von Michelin erhielt – «für geleistete Dienste bei der Entwicklung von Rallye-Reifen» während seiner gesamten Karriere. Auch an seiner neuen Funktion als Kapitän und «Weiser» bei der französischen Motorsport Federation (FFSA) – zuständig für den Nachwuchs und das «Überreichen von Trophäen», wie er grinst - sollte er Spaß haben, von seinen Einsätzen im Citroën-Tourenwagen bei der WTCC einmal ganz zu schweigen.

Zeit wird er haben, der Alte, dem Neuen im Fernsehen zuzuschauen und sich zu erinnern an den Sonntag, den 17. Oktober 2004. Als er, der kleine Mann aus Oberhoffen-sur-Moder, in Korsika auf dem Dach seines roten Xsara stand und zum ersten Mal Rallye-Weltmeister geworden war. Als zweiter Franzose, nach Didier Auriol.

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