Rallye Schweden: Absage kein Thema
Dünnes Eis – an vielen Stellen blitzt bereits der Schotter-Untergrund durch
Der erhoffte Kälteeinbruch lässt weiter auf sich warten. Am Mittwoch herrschten rund um Karlstad und Hagfors noch immer Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Zu warm, um die unter Schneemangel leidenden Pisten zumindest mit Sprühwasser in Eisbahnen zu verwandeln. Trotzdem gehen die Organisatoren der Rallye Schweden weiter davon aus, ihre Veranstaltung planmäßig durchführen zu können. Die Notlösung, pro Tag nur eine Schleife zu fahren, wird derzeit höchstens diskutiert.
„Die Spike-Reifen bauen auch auf Schotter sehr viel Grip auf“, beschrieb Volkswagen-Werkspilot Jari-Matti Latvala. „Das Problem ist aber, dass die Nägel auf Schotter nicht ewig im Reifen bleiben werden. Das wird vor allem bei den jeweils zweiten Durchgängen über die Prüfungen entscheidend. Ohne Spikes auf einem vereisten Abschnitt bremsen zu müssen, ist kein Spaß.“
Lediglich 28 Reifen stehen den Profis für die komplette Rallye inklusive Shakedown zur Verfügung. Beim Shakedown rollten deswegen die meisten Spitzenfahrer nur über die kurze Prüfung.
Auch Weltmeister Sébastien Ogier absolvierte die vorgeschriebenen vier Durchgänge nur im Schneckentempo. „Das einzig Gute an diesen Bedingungen ist, dass mein Nachteil nicht so groß ist, als wenn frischer Schnee auf den Prüfungen liegen würde.“ Als Sieger der Rallye Monte Carlo muss der Volkswagen-Werkspilot zumindest am Donnerstag als Erster auf die Strecke und müsste frischen Schnee für die nachfolgenden Konkurrenten beiseite räumen.
Weil alle Teams unter mehr oder weniger perfekten Winterbedingungen getestet haben, stochern sie auf der Suche nach der richtigen Strategie, die Spikes möglichst lange am Leben zu erhalten, ziemlich im Dunkeln. „Man muss sich sehr darauf konzentrieren, ohne durchdrehende Räder zu beschleunigen und möglichst nicht zu driften“, verriet Hyundai-Werksfahrer Thierry.
Mit entsprechendem Respekt geht Schweden-Neuling Robert Kubica die Rallye an. „Mit diesen Bedingungen habe ich keine Erfahrung, außerdem fahre ich zum ersten Mal den Ford Fiesta auf losem Untergrund“, sagte der ehemalige Formel-1-Fahrer. Unerwartete Schützenhilfe erhielt der Pole beim Test vor der Rallye – Ex-Weltmeister Marcus Grönholm nahm für einige Kilometer auf dem Beifahrersitz Platz. „Marcus hat mir einige wertvolle Tipps gegeben“, erzählte Kubica. „Das hat mich echt überrascht, so etwas würde unter Rundstreckenpiloten wohl kaum vorkommen.“