Argentinien: Yuriy Protasov spielt MacGyver
Schnellster WRC2-Pilot, dank Strafzeiten aber ohne Siegchancen – der Ukrainer Yuriy Protasov (Ford Fiesta RRC)
Am Donnerstag feierte Yuriy Protasov seinen 31. Geburtstag. Am Freitag glänzte der ukrainische Ford-Pilot aus der WRC2-Kategorie zunächst mit Bestzeiten, dann mit einer der bemerkenswertesten Notreparaturen der letzten Jahre.
Das Ziel der dritten Wertungsprüfungen erreichte der Fiesta RRC mit der markant grün-schwarz-weißen Lackierung mit der Bestzeit – allerdings nur auf drei Rädern. «Zwei Kurven vor dem Ziel habe ich einen Felsen getroffen», berichtete Protasov, während Beifahrer Pavlo Cherepin ganz regulär die Bordkarte abzeichnen ließ.
Nun ist Fahren mit weniger als vier Rädern – auf öffentlichen Straßen – in der Weltmeisterschaft verboten. Zwischen dem Ziel von WP 3 und dem Serviceplatz lagen genau 21,36 Kilometer davon. Eigentlich wäre an dieser Stelle also Feierabend gewesen für die beiden Ukrainer.
Aber Protasov und Cherepin dachten nicht im Traum daran, einfach aufzugeben. Protasov fuhr zunächst aus der Kontrollzone heraus, sprintete dann zurück in Richtung Wertungsprüfung. ?Unter dem Applaus von Fans und Funktionären kam er einige Minuten später mit dem Rad unter dem Arm zurück, inklusive Radträger locker 30 Kilogramm schwer.
Da an dieser Stelle eine Reparatur zu gefährlich war, fuhr Protasov zunächst weiter bis zu einer asphaltierten Kreuzung. Exakt 1,45 Kilometer weit, wie die Sportkommissare später feststellten. Beifahrer Cherepin lief nebenher und versuchte, das Auto mit dem eigenen Körpergewicht auszubalancieren.
Dann schafften Protasov und Cherepin das Kunststück, das abgerissene Rad mit Hilfe von Zurrgurten und an anderer Stelle des Autos «ausgeliehenen» Schrauben in bester MacGyver-Manier notdürftig zu befestigen. Es drehte sich zwar nicht richtig, aber der Fiesta hatte wieder die vorgeschriebenen vier Räder.
Tatsächlich erreichten Protasov/Cherepin den Serviceplatz, wenn auch mit 19 Minuten Verspätung, was ihnen 3.10 Minuten Strafzeit einbrockte. ?Nach der Servicepause fuhren sie weitere Bestzeiten und robbten sich wieder näher an den WRC2-Führenden, Abdulaziz Al-Kuwari (Ford Fiesta RRC), heran.
Allerdings hatten sie die Rechnung ohne die Sportkommissare gemacht. Die zeigten sich zwar beeindruckt vom Kampfgeist der Ukrainer und verzichteten auf den denkbaren Wertungsausschluss. Eine 15-Minuten-Zeitstrafe konnten sie sich aber dennoch nicht verkneifen.