Italien-Sensation Hayden Paddon: «Falscher Pokal»
Podium der Rallye Italien. Hayden Paddon (rechts) und Beifahrer John Kennard wissen’s schon – die erhaltenen Pokale gehören eigentlich den Siegern (siehe Ausschnitt)
Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz bei der Rallye Italien. Wie überrascht warst Du selbst von diesem Ergebnis?
Ziemlich. Ich habe noch vor dem Start gesagt, dass ich meiner ersten Podiumsplatzierung frühestens zur Rallye Australien rechne. Die Rallye Italien liegt mir mit den vergleichsweise langsamen und harten Prüfungen eigentlich gar nicht. Dass wir vom Start weg um den Sieg gekämpft haben, war sicherlich auch unserer Startposition weit hinter Sébastien Ogier zu verdanken. Mit dem Weltmeister um einen Rallyesieg zu kämpfen, war schon extrem cool. Überrascht waren übrigens auch die Veranstalter . . .
Wieso das?
Sie haben meinem Beifahrer John Kennard und mir bei der Siegerehrung glatt die Pokale für den Sieg in die Hand gedrückt. Wir haben dann nach der Zeremonie mit Sébastien Ogier und dessen Beifahrer Julien Ingrassia getauscht. Die Nationalhymne von Neuseeland hätten die Organisatoren übrigens auch nicht parat gehabt. Vielleicht sollte ich die nächstens immer dabei haben . . .
Wie war der Moment, als die Getriebeaufhängung brach und Du den Sieg endgültig abschreiben musstest?
Ich war fix und fertig, einfach wahnsinnig enttäuscht. Ich habe keinen Fehler gemacht, dem Stein konnte ich nicht ausweichen. Wegen so etwas einen Sieg zu verlieren, ist schon bitter. Aber John hat mich wieder aufgebaut. Er hat mir gesagt: Unsere Zeit kommt noch. Jetzt freu‘ dich erst einmal über den tollen zweiten Rang.
Wie hat man in Deiner Heimat das überraschende Ergebnis von Italien aufgenommen?
Großartig, ich habe eine Menge Glückwünsche bekommen, und natürlich hat auch die Presse sich mehr um mich gekümmert als sonst. Ich hoffe nur, dass jetzt nicht alle in Zukunft regelmäßig Podiumsplatzierungen von mir erwarten.
Wie wär’s damit bei der bevorstehenden Rallye Polen?
Diese Rallye gefällt mir und liegt auch unserem Auto, weil sie sehr schnell ist. Und ähnlich wie jetzt auf Sardinien sind wieder weite Teile der Wertungsprüfungen neu für alle. Ein unsicherer Faktor ist die Streckenbeschaffenheit. Ich kann dir erst nach dem Training sagen, ob auch in Polen die Startposition ein Vorteil sein wird.
In Finnland hast Du in den letzten Tagen die neue, fünftürige Version des Hyundai i20 WRC getestet. Wie ist Dein Eindruck?
Das neue Auto ist ein deutlicher Schritt nach vorne. Das Fahrwerk lässt sich feiner abstimmen, die Gewichtsverteilung ist viel besser. Auch der Motor ist ein Fortschritt. Der neue i20 WRC ist jetzt schon messbar schneller als unser derzeitiges Auto.
Dein Beifahrer John Kennard ist mit einer Finnin verheiratet und lebt schon seit Jahren dort. Do wohnst mit Deiner Freundin Katie Lane seit einiger Zeit in Frankfurt am Main. Wie ist das Leben dort so?
Frankfurt ist eine coole Stadt und für mich sehr praktisch, weil es nur ein paar Kilometer zum Flughafen und zu Hyundai Motorsport (in Alzenau bei Hanau, d.Red.) sind. Aber an ein paar Dinge habe ich mich noch nicht gewöhnt . . .
Zum Beispiel?
Dass in Deutschland alles fest geregelt ist. Wir hatten neulich mal kein heißes Wasser. Ich habe meinen Vermieter angerufen und ihm gesagt, kein Problem, ich repariere das. Er hat mir geantwortet, ich sollte das auf keinen Fall tun, für so etwas gäbe es Handwerker. Der hat dann leider ein paar Tage gebraucht, bis er aufgetaucht ist. Außerdem sind die Sirenen von euren Polizeiautos und Krankenwagen viel zu laut. Die wecken uns nachts ständig auf.