Andreas Mikkelsen: «Finnischen Hintern versohlt»
Strahlender Sieger – Volkswagen-Werkspilot Andreas Mikkelsen
Herzlichen Glückwunsch zum Überraschungssieg . . .
Ich konnte das erst selbst nicht glauben. Die beiden Reporter vom Rallyeradio haben mir am Ziel der letzten WP von einem Unfall von Sébastien Ogier erzählt. Aber die beiden neigen zu Übertreibungen. Deswegen dachte ich mir zunächst: Séb hat sich bestimmt nur gedreht und kommt gleich. Erst als mir mein Renningenieur Richard Browne über Funk gratuliert hat, habe ich es geglaubt.
Wie wertvoll ist dieser Sieg?
Der erste WM-Sieg ist immer etwas ganz Besonderes. Aber ich muss zugeben, der Sieg bei der Rallye Zypern 2011, mit dem ich den Meistertitel in der Intercontinental Rally Challenge geholt habe, bedeutet mir mehr. Damals habe ich die Konkurrenten im offenen Kampf geschlagen. Die Rallye Spanien habe ich, sind wir doch mal realistisch, nur wegen Sébs Unfall gewonnen. Mein nächstes Ziel bleibt deshalb, Séb und auch Jari-Matti Latvala alleine durch meinen Speed zu schlagen.
Wann könnte das sein?
Ich hoffe, in drei Wochen beim WM-Finale in Großbritannien.
Am Freitag sah es noch nicht nach einem Sieg aus. Lassen wir Sébastien Ogier mal außer Acht, hattest Du immer noch über 30 Sekunden Rückstand auf Jari-Matti Latvala und warst nur Sechster . . .
Stimmt, auf den Schotter-Prüfungen ist es für mich nicht optimal gelaufen. Umso besser lief es dann am Samstag auf Asphalt. Zusammen mit meinem Renningenieur ist es mir gelungen, die Abstimmung meines Autos Schritt für Schritt zu verbessern. Dadurch konnte ich einige Konkurrenten überholen. Als Jari-Matti dann Probleme bekam (zwei Reifenschäden, Bremsprobleme, d. Red.), war plötzlich Rang zwei in Reichweite. Ich habe mich zum ersten Mal auf Asphalt richtig wohl gefühlt. Dass ich vor der Rallye in Großbritannien ein spezielles Renntraining absolviert habe, hat sich gelohnt.
Du hattest keine Reifenschäden?
Nein. Ich habe mich extrem darauf konzentriert, meine Reifen nicht zu killen. Beim Kurvenschneiden immer die Räder gerade gestellt, und so. Mir war klar, dass darin ein Schlüssel zum Erfolg liegen würde. Ich bin deswegen auch das Risiko eingegangen, am Sonntag nur ein Ersatzrad mitzunehmen. (Ogier und Latvala hatten zwei an Bord, d. Red.)
Wie sehr hast Du das Duell mit Latvala genossen?
Sehr. Jari-Matti ist immerhin zusammen mit Sébastien Ogier auf Asphalt derzeit der Maßstab. Speziell auf dieser letzten WP der Rallye Spanien war er in der Vergangenheit immer superschnell. Ihn hier geschlagen zu haben, ist schon großartig. Ich habe am Samstagabend meinem Renningenieur gesagt, am Sonntag werde ich einen finnischen Hintern versohlen. Richard hat natürlich nichts Eiligeres zu tun gehabt, als dies Jari-Mattis Renningenieur Fabrice van Ertvelde zu erzählen. Wir haben alle herzlich gelacht.
Wie groß ist der Vorteil, als Fahrer im B-Team von Volkswagen ohne Verantwortung für Punkte in der Marken-Weltmeisterschaft fahren zu können?
Auf der einen Seite ist das natürlich ein Vorteil, weil der Erfolgsdruck nicht so groß ist. Auf der anderen Seite darf ich dadurch nur halb so viel testen wie Séb und Jari-Matti. Das macht sich bei der einen oder anderen Rallye schon bemerkbar.
Wärest Du bereit, Dich der Verantwortung in der ersten Mannschaft zu stellen?
Diese Frage kann nur Jost beantworten (Volkswagen-Teamdirektor Capito, d. Red.). Wenn meine Zeit kommt, bin ich bereit.