Mexiko-Rückblick: Latvala strahlt - Ogier schmollt
Sébastien Ogier (ohne Sombrero) schmollt, links neben ihm strahlt Jari-Matti Latvala
Die Rallye Mexiko war in jeder Hinsicht ein besonderer WM-Lauf. Nicht nur wegen der frenetischen Fans, sondern auch deshalb, weil es Sébastien Ogier im Michelin bereiften VW Polo R WRC zum ersten Mal nicht gelang, den Nachteil der frühen Startposition durch fahrerisches Geschick wettzumachen. Derweil lieferte sein Teamkollege Jari-Matti Latvala einen perfekten Job ab: Nach zwei Ausfällen in Folge sicherte sich der Finne in Mexiko den Sieg und ließ sich damit seine ersten WM-Zähler der Saison gutschreiben. Ford-Pilot Mads Östberg erbte im ebenfalls Michelin bereiften Ford Fiesta RS WRC Platz drei von Dani Sordo. Der Spanier wurde mit seinem ebenfalls mit Pneus von Michelin bestückten Hyundai i20 WRC nachträglich auf Rang vier strafversetzt.
Seit der aktuell Führende im WM-Klassement bei allen WM-Läufen als Erster in die Loipe muss, kam in den meisten Fällen Sébastien Ogier zu dieser fragwürdigen Ehre. Daher kennt der dreifache Champion die Situation nur zu gut und er weiß, dass die frühe Startposition vor allem bei Schotterveranstaltungen einen großen Nachteil mit sich bringt. Denn dann muss er als unfreiwilliger Straßenkehrer die Ideallinie für die nach ihm folgenden Konkurrenten von losem Schotter befreien. Allerdings kam der Franzose mit diesem Handicap bislang sehr gut zurecht. Denn es hinderte ihn nicht daran, Siege in Serie einzufahren – wie zum Beispiel die letztjährigen WM-Läufe in Mexiko, Sardinien und Polen beweisen.
Vorteil Latvala
Am vergangenen Wochenende bei der Rallye Mexiko wendete sich jedoch das Blatt. Denn am Freitag musste Jari-Matti Latvala die Prüfungen erst als Achter unter die Räder seines mit Pneus von Michelin bestückten VW Polo R WRC nehmen. Am Samstag startete er als Siebter. In beiden Fällen profitierte er also gleich von mehreren Straßenkehrern und fand eine entsprechend saubere Ideallinie vor. Im Durchschnitt verlor Ogier pro WP-Kilometer 0,6 Sekunden auf seinen Teamkollegen – zu viel, um Latvala am Sieg zu hindern. Der 30-Jährige ist damit der erste Finne, der den mexikanischen WM-Lauf gewinnen konnte.
Für Statistikfreunde: Der Michelin bereifte VW Polo R WRC verbuchte rund um León seinen 37. WM-Sieg bei bislang 42 Einsätzen und ist damit hinter dem Lancia Delta das zweit-erfolgreichste Fahrzeug in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft.
Verständlicherweise war Sébastien Ogier während der gesamten Woche wenig erfreut, obwohl er in Mexiko seine 100. WM-Rallye bestritt. Da konnten ihn auch der zweite Platz sowie der Sieg auf der abschließenden Power Stage nicht trösten. Insgesamt ließ sich der Weltmeister damit 21 Punkte gutschreiben. Da sein ärgster Verfolger – Teamkollege Andreas Mikkelsen – jedoch patzte und nach einem Unfall ausschied, genießt Ogier nach drei Läufen bereits ein beruhigendes Polster von 35 Zählern. Mit insgesamt 77 Punkten hat der Franzose fast doppelt so viele Zähler auf dem Konto wie sein ärgster Verfolger Mads Östberg. Der Norweger fuhr in Mexiko zum 16. Mal in seiner WM-Karriere auf das Podium, profitierten dabei allerdings von der Strafversetzung für Dani Sordo.
Die beiden Ford-Piloten Eric Camilli und Mads Östberg bescherten M-Sport ein besonderes Jubiläum: Die Truppe um Teamchef Malcolm Wilson landete zum 200. Mal in Folge bei einem WM-Lauf in den Punkten. Seit der Rallye Monte Carlo 2002 eroberten 17 verschiedene Fahrer insgesamt 2.811 WM-Zähler.
Ein Reifen zuviel bei Sordo
Dani Sordo zeigte eine solide Vorstellung und fuhr als Dritter durchs Ziel – für Hyundai Motorsport wäre es die dritte Podiumsplatzierung in Folge gewesen. Doch die Kommissare verhängten gegen den Spanier nachträglich eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe. Der Grund: Das Team hatte versehentlich statt der maximal 28 erlaubten Reifen 29 Pneus verwendet. Dadurch fiel Sordo auf Rang vier zurück, gefolgt von Teamkollege Hayden Paddon. Der Neuseeländer landete bei seinem zweiten Mexiko-Start in den Top Fünf.
In Mexiko gelang dem besten WRC2-Piloten erneut das Kunststück, sich in der Gesamtwertung unter die ersten Zehn zu platzieren. Zuvor war dies bereits Elfyn Evans im Michelin bereiften Ford Fiesta R5 sowohl in Monaco als auch in Schweden geglückt. Skoda-Pilot Teemu Suninen sicherte sich im Fabia R5 souverän den Sieg in der WRC2-Kategorie. Sein Vorsprung auf Peugeot-Mann Hubert Ptaszek betrug am Ende mehr als 20 Minuten.
Der nächste WM-Lauf findet in sieben Wochen in Argentinien statt. Diese Veranstaltung zählt zu den wenigen Rallyes, die Ogier bislang noch nicht gewinnen konnte. Als WM-Führender muss er jedoch erneut als Erster auf die Strecke.
Quelle: Best-of-rallyLive!