Thierry Neuville, der Mann der ersten Italien-Etappe
Thierry Neuville staubte auf Sardinien seine Verfolger ein
Thierry Neuville hatte bislang keine besonders glückliche Saison und wurde oft wegen seiner Fahrfehler kritisiert. Im vorausgegangenen Lauf wurde er aus dem offiziellen Kader ins B-Team verbannt. Auf der Ferieninsel Sardinien aber hielt er seinen Kritikern den Spiegel seines Könnens vor. Wieder im offiziellen Hyundai i20 WRC stampfte er fünf von neun möglichen Bestmarken in den sardischen Schotter. Nach der ersten Etappe war der Spitzenreiter, 11,1 Sekunden vor dem Mexiko-Sieger Jari-Matti Latvala (zwei Bestmarken) im VW Polo R WRC und schon 40,3 Sekunden vor dessen Teamkollegen und Vorjahressieger Sébastien Ogier. Dieser Etappensieg war für seine etwas geschundene Rallyefahrerseele Balsam. Damit dürfte sein Marktwert etwas gestiegen sein, denn der Belgier, dessen Vertrag mit Hyundai zum Saisonende ausläuft, steht auf der Einkaufsliste einiger Teams wie Toyota, M-Sport, Citroën und natürlich Hyundai.
«Ich denke, jeder ist froh, uns wieder vorne zu sehen», gab Neuville zu Protokoll. «Das hat mächtig unser Selbstvertrauen gestärkt. Ich hoffe, dass wir morgen den gleichen Rhythmus haben. Ich hoffe auch, dass es einen interessanten Kampf geben wird. Wir haben in diesem Jahr schon einiges verloren. Das ist hoffentlich vergessen.»
Am Vormittag bestimmten Latvala und Ogier das Duell an der Spitze, mit wechselnden Führungen. Dann kam Neuville. Bis zur siebten Entscheidung wechselte auf jeder Prüfung die Führung, letztlich aber war Neuville der Tagessieger.
Latvala glaubt sich durch technische Probleme eingebremst zu sehen. «Es wieder das Frondifferenzial», erklärte der Vizechampion. «Ich komme aus den Kurven nicht schnell genug heraus. Das war den ganzen Tag und wurde immer schlimmer. Ich konnte nicht attackieren.»
«Ich habe heute mein Maximum gegeben», merkte der dreifache Champion und werdende Vater Ogier an. «Ich sagte schon vor dem Start, dass mein Fokus darauf gerichtet ist, mit den Jungs zu kämpfen, wenn ich hierfür eine Chance habe. Und das sind nun Mads Östberg und Andraes Mikkelsen. Mein Vorsprung ist nicht groß genug, und das ist schlecht.»
17,2 Sekunden betrug sein Abstand zu seinem VW-Kollegen Andreas Mikkelsen. «Wir mussten heute hart arbeiten. Wir kamen nicht so gut durch, wie wir wollten. Wir gehen heute früh ins Bett, um für morgen bereit zu sein», meinte Mikkelsen, der seinen norwegischen Landsmann Mads Östberg (Ford Fiesta RS WRC) um eine Sekunde auf den fünften Rang verwies.
Pech für Paddon
Nach dem Hoch mit dem Sieg in Argentinien folgte nach dem Brand in Portugal für Hayden Paddon, im letzten Jahr die Überraschung auf Sardinien, der nächste Schlag ins Genick. Auf der vierten Prüfung fing er sich nach einem vehementen Dreher im Hyundai i20 WRC mehr als 50 Sekunden ein. Auf der siebten Entscheidung warf er den Hyundai in die Botanik Sardiniens und musste aufgeben.
Die Österreicherin Ilka Minor erreichte zusammen mit ihrem norwegischen Piloten im privaten Ford Fiesta RS WRC mit dem siebten Rang die beste Tagesplatzierung in diesem Jahr.
In der WRC2-Wertung gab es einen fünffachen Tageserfolg für den Skoda Fabia R5. Diesmal trumpfte der Einheimsche Umberto Scandola 3,3 Sekunden vor Esapekka Lappi auf, gefolgt mit 12,4 Sekunden von Teemu Suninen und 20,67 Sekunden vor dem Chilenen Nicolas Fuchs vor Jan Kopecký. Armin Kremer notierte im Skoda Fabia R5 aus der Baumschlager-Schmiede mit einem Rückstand von 2:25,9 Minuten den siebten WRC2-Rang.
Stand nach 9 von 19 Prüfungen:
1. Neuville/Gilsoul (B), Hyundai i20 WRC, 1:14:03,2 h.
2. Latvala/Antilla (FIN), VW Polo R WRC, + 11,1 sec.
3. Ogier/Ingrassia (F), VW Polo R WRC, + 40,3
4. Mikkelsen/Jaeger (N), VW Polo R WRC, + 57,5
5. Östberg/Floene (N), Ford Fiesta RS WRC, + 58,5
6. Sordo/Marti (E), Hyundai i20 WRC, + 1:18,6 min.
7. H. Solberg/Minor (N/A), Ford Fiesta RS WRC, + 2:32,5
8. Tänak/Mölder (EE), Ford Fiesta RS WRC, + 2.35,6
9. Scandola/D'Amore (I), Skoda Fabia R5, + 2:35,9
10. Lappi/Ferm (FIN), Skoda Fabia R5, + 2:39,2