Polen: Last-Minute-Sieg für Mikkelsen und Tänak-Drama
Die besten dramatischen Storys schreibt immer noch die Wirklichkeit. Ott Tänak hatte beim siebten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft in Polen seinen ersten WM-Sieg schon fast in der Tasche. Mit einem komfortablen Vorsprung von 18,6 Sekunden auf Andreas Mikkelsen im VW Polo R WRC startete Tänak in die vorletzte 21,25 km lange Entscheidung. Ausgerechnet am von britisch-chinesischen Reifenhersteller DMACK eingesetzten Ford Fiesta RS WRC fing er sich einen Reifenschaden und einen Zeitverlust von 40 Sekunden ein. Damit war der zum Greifen nahe Triumph beim Teufel. Die Führung wechselte zu Mikkelsen vor Tänak.
Mikkelsen erzielte nach Spanien 2015, als sein VW-Partner Sébastien Ogier als klarer Spitzenreiter seinen Polo gegen eine Mauer setzte, erneut in letzter Minute einen Sieg. Nach 21 Prüfungen lag Mikkelsen, der wieder auf den zweiten Tabellenplatz 51 Punkte hinter dem weiterhin in der WM führenden Ogier (143 Zähler) kletterte, 26,2 Sekunden vor dem unglücklichen Tänak und 28,,5 Sekunden vor dem Argentinien-Gewinner Hayden Paddon. Mikkelsen ist in diesem Jahr bei sieben Läufen der sechste Sieger. Er bescherte Volkswagen nach Mexiko den zweiten Schotter-Sieg nach drei erfolglosen Rallyes in Folge in dieser Saison.
«Wir haben das ganze Wochenende bis ans Limit attackiert. Wir gaben alles. Ich gebe zu, es war auch Glück dabei», waren die Worte des Siegers Mikkelsen, der nach seinen beiden zweiten Plätzen hinter seinem VW-Kollegen Sébastien Ogier endlich in Polen gewann. «Das ist ein Wochenende, das ich nie vergessen werde. Schade für Ott Tänak. Das passierte mir auch in Schweden».
Pechvogel Ott Tänak
Die Miene des Pechvogels Tänak sagte alles. «Ich habe nichts zu sagen. Wenn man in einer solchen Situation ist, fehlen einem die Worte», war der Kommentar von Tänak.
«Das wurde am Ende aber noch eng. Ich kam mit den Bedingungen am Schluss nicht mehr gut zurecht. Es war sehr schmierig. Mit fehlte das Vertrauen ins Auto», gestand der Argentinien-Sieger Paddon.
Ogier klar in der WM vorne
Vorjahressieger Ogier erreichte im offiziellen VW Polo R WRC mit einem Rückstand von 40,3 Sekunden 6,5 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Jari-Matti Latvala den sechsten Platz. Wenn es auch für ihn mehr eine Rallye zum Vergessen war, er gewann wie gewohnt die Power Stage und kassierte so die drei zusätzlichen Punkte. Mit nun 143 Zählern blieb der Titelverteidiger unangefochtener Tabellenführer 51 Punkte vor Mikkelsen. «Ich hatte auf etwas Regen gehofft, aber nicht so viel. Die zwei letzten Prüfungen waren mehr fürs Überleben. Wir nahmen, was wir konnten. Acht Punkte sind besser als gar nichts», sagte mit etwas Galgenhumor der Jung-Vater Ogier, der seit dem zweiten Lauf in Schweden ohne Sieg ist. Ogier ist damit der Halbzeit-Meister 2016. Volkswagen führt bei den Herstellern ebenfalls eindeutig mit 196 Punkten, 61 Zähler vor Hyundai.
Um acht Zehntelsekunden hinter seinem Hyundai-Partner Paddon verpasste Italien-Sieger Thierry Neuville das Podest. «Ich wollte auf jeden Fall meine Position sichern. Ich verlor diese Rallye zu beginn, weil meine Streckennoten zu langsam waren. Und dann kam noch ein Reifenschaden», merkte Neuville an.
In der WRC2-Wertung holte Teemu Suninen im Skoda Fabia R5 49,6 Sekunden vor Elfyn Evans im Ford Fiesta R5 seinen dritten Saisonsieg, blieb aber in der Tabelle fünf Punkte hinter dem mit 80 Zählern führenden Evans. Mit einem Rückstand von 2:32,7 Minuten wurde Esapekka Lappi in einem weiteren Skoda Fabia R5 Dritter. Der Deutsche Armin Kremer fehlte mit seinem Skoda Fabia R5 beim Polen-Finale.
Endstand nach 21 Prüfungen:
1. Mikkelsen/Jaeger (N), VW Polo R WRC, + 2:37:34,4 h.
2. Tänak/Mölder (EE), Ford Fiesta RS WRC, + 26,2 sec.
3. Paddon/Kennard (NZ), Hyundai i20 WRC, + 28,5
4. Neuville/Gilsoul (B), Hyundai i20 WRC, + 29,3
5. Latvala/Antilla (FIN), VW Polo R WRC, + 33,8
6. Ogier/Ingrassia (F), VW Polo R WRC, + 40,3
7. Breen/Martin (IRL/GB), Citroën DS3 WRC, + 2:01,4 min.
8. Östberg/Floene (N), Ford Fiesta RS WRC, + 3:04,6
9. Camilli/Veillas (F), Ford Fiesta RS WRC, + 5:03,1
10. Bertelli/Scattolin (I), Ford Fiesta RS WRC, + 5:57,0