Wildcard-Pilot Florian Alt als Don Quijote nach Jerez
Zeit, seinen Meistertitel gebührend zu feiern, hatte Florian Alt bisher nicht wirklich. Denn direkt nach dem letzten Lauf der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) am Hockenheimring am letzten Septemberwochenende begannen die Vorbereitungen für den Lauf der Superbike-WM im spanischen Jerez de la Frontera.
Sechs Wochen Zeit, um seine IDM-Honda WM-tauglich zu machen. Teamchef Jens Holzhauer hatte sich schon in den Wochen vorher viele Gedanken gemacht, um in Jerez zeigen zu können, was er und sein Fahrer drauf haben. Theoretisch eine Menge Zeit, praktisch hingegen ziemlich wenig. Denn die Reglements beiden Serien unterscheiden sich beträchtlich.
Während in der IDM die technischen Eingriffe durch ein enges Regelwerk begrenzt sind, ist das der Weltmeisterschaft offener, gleichzeitig aber auch anspruchsvoller und diffiziler. Hier aus einer top-abgestimmten, recht seriennahen Honda CBR1000RR-R Fireblade der IDM ein konkurrenzfähiges Motorrad für die Superbike-WM zu entwickeln, stellt Florian Alts Honda-Team um Jens Holzhauer vor großen Herausforderungen. «Ein komplett neues Fahrwerk ist nötig, am Motor mussten ein paar PS gefunden werden, ohne dass es Zugriff auf die Spezialteile der Werksteams gab», so die Schilderung. «Das Gleiche gilt für die so wichtige Elektronik: Standard und keine Edelparts, dafür viel Arbeit auf dem Prüfstand. Hinzu kommen zahlreiche Details, etwa ein größerer Tank aufgrund der längeren Renndistanz.»
Und dennoch hängen die Trauben hoch. Wie hoch zeigt das offizielle Team der Honda Racing Corporation, das mit beträchtlichem Aufwand versucht, den Anschluss an die Spitze zu schaffen. Bisher allerdings mit überschaubarem Erfolg – die beiden Werks-Piloten Iker Lecuona und Xavier Vierge bewegen sich im Mittelfeld der Weltmeisterschaft und tun sich gegen die konkurrenzfähigen Motorräder schwer, insbesondere die zahlreichen Ducati.
Dabei stand für das Holzhauer-Honda-Team immer fest, das Projekt Superbike-WM möglichst nahe an Florians vertrauter Fireblade aus der IDM anzugehen, allein, um die Umstellung möglichst kleinzuhalten.
Getestet wurde die Honda auf der Strecke in Oschersleben, ein Test in Jerez ließ sich nicht realisieren. Leider fiel der einzige Test sprichwörtlich ins Wasser, es regnete an den beiden Tagen und eine Abstimmungsarbeit konnte nicht stattfinden.
So reist Florian Alt ziemlich blank nach Spanien und entsprechend niedrig sind die Erwartungen.
Dabei liegt ihm die Strecke. Als Fahrer des Dunlop-Testteams gewann er 2018 bei seinem letzten Auftritt am Circuito Angel Nieto in Jerez de la Frontera völlig überraschend das Superbike-Rennen der Spanischen Meisterschaft. «Das wird sehr schwer in Andalusien für uns», meint Alt. «Ich setze darauf, dass es uns hoffentlich schnell gelingt, in den Trainings-Sessions eine gute Abstimmung zu finden. Ich fühle mich ein wenig wie Don Quijote der gegen Windmühlen kämpft. Unser Ziel ist es, wenigstens einen Punkt zu holen.»