Formel 1: FIA spricht Urteil

24h Le Mans: Was bringt das Rennen 2019 in der LMP1?

Von Oliver Müller
SPEEDWEEK.com blickt auf die anstehenden 24 Stunden von Le Mans. Beim Klassiker an der Sarthe ist Toyota wieder der ganz große Favorit. Rebellion und SMP lauern auf Fehler. DragonSpeed und ByKolles sind die Außenseiter.

Erschreckend aber wahr: Bei der 87. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans fahren lediglich acht Fahrzeuge um den so prestigeträchtigen Gesamtsieg. Denn mehr Rennwagen treten 2019 in der LMP1-Klasse nicht mehr an. Das ist eine echte Enttäuschung, passt aber auch ins aktuelle Regel- und Einstufungschaos der großen Prototypen-Kategorie. Was das Drama noch verschärft ist der Fakt, dass mit Toyota ein Überflieger dabei ist, der die restliche Konkurrenz nach Belieben dominiert. Der japanische Hersteller agiert mit mehr und (teilweise auch) besserem Personal, hat mehr Budget zur Verfügung und natürlich das um einiges ausgereiftere Fahrzeug.

Deswegen sparen wir uns an dieser Stelle, die sonst im Le-Mans-Vorbericht angestellten Rechenspiele in Bezug auf potenzielle Hybrid-Power, Spritverbrauch, Stintlängen und Ähnliches. Denn bei einem normalen Rennverlauf sind die beiden TS050 Hybrid, die wie üblich mit Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López sowie Fernando Alonso, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima bestückt sind, nicht zu schlagen und fahren einen lockeren Doppelsieg nach Hause.

Lediglich wenn es technische Probleme an den Toyota geben sollte bzw. die Boliden in Zwischenfälle auf der Strecke involviert werden, haben die privaten Konkurrenten vielleicht eine Chance auf eine Überraschung. Hierbei käme es aber auch auf die jeweilige Heftigkeit eines Rückschlages an. Denn über die Renndistanz von 24 Stunden kann Toyota zweifelsohne wieder einige verloren gegangene Runden zufahren.

An der Spitze der privaten LMP1-Fraktion stehen 2019 die beiden Rebellion R13. Die beiden bei Oreca in Südfrankreich gebauten R13 haben für Le Mans 2019 ein Aero-Update erhalten, welches für mehr Topspeed sorgt. (Mehr dazu morgen in einem exklusiven Interview mit Pilot Neel Jani). Neben dem Schweizer fahren auch noch André Lotterer und Bruno Senna bzw. Nathanaël Berthon, Thomas Laurent und Gustavo Menezes für das angloschweizer Team.

Auf Augenhöhe befinden sich die BR1 von SMP Racing. Die bei Dallara in Italien gebauten Prototypen haben bereits beim Vortest vor gut anderthalb Wochen eine gute Figur abgeliefert und mit über 350 km/h einen beeindruckenden Top-Speed auf der Hunaudières zur Schau gestellt. Im Cockpit teilen sich Mikhail Aleshin, Vitaly Petrov und Neuzugang Stoffel Vandoorne sowie Egor Orudzhev, Stéphane Sarrazin und Sergey Sirotkin die Arbeit. Knackpunkt bei SMP ist sicherlich der Turbomotor von AER. Dieses britische Aggregat hatte sich in der Vergangenheit nicht unbedingt als der größte Steher erwiesen und könnte einer guten Platzierung (oder einen Zielankunft) im Wege stehen.

Seit Jahren tapfer in der LMP1 mit dabei ist das ByKolles Racing Team aus dem bayrischen Greding. Deren ENSO CLM P1/01 getaufter Wagen wurde über die letzten Jahre kontinuierlich weiterentwickelt und ist vom Layout her komplett auf die 13,626 Kilometer lange Strecke von Le Mans ausgelegt. Zuletzt wurde der NISMO Turbomotor durch den 4.5L-V8-Sauger von Gibson ersetzt. ByKolles, das 2019 mit Tom Dillmannn, Paolo Ruberti und Oliver Webb in Le Mans antritt, hatte in den letzten Jahren im Rennverlauf immer wieder ordentlich Pech und unglückliche Situationen angehäuft. Sollte das Fahrzeug jedoch einmal unbeschadet über die Distanz kommen, so wäre ein Platz auf dem Podium durchaus im Bereich des Möglichen.

Trotz besserer Rundenzeit als der ENSO CLM beim Vortest, dürfte der private BR1 von DragonSpeed das Ende des LMP1-Feldes bilden. Wie ByKolles (und übrigens auch Rebellion) setzt die amerikanische Einsatzmannschaft auf den Gibson-Sauger. Insgesamt wird es für die Piloten Ben Hanley, Henrik Hedman und Renger van der Zande schwer, gegen sich gegen die klasseninternen Wettbewerber behaupten zu können. Das Gesamtpaket hatte sich über die abgelaufene WEC-Saison einfach nicht konkurrenzfähig erwiesen. Aus diesem Grunde verlässt DragonSpeed nach dem Rennen in Le Mans auch die Sportwagen-WM.

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