Analyse: Blick auf die Entrylist für die 24h Le Mans
Schickes Heck von Glickenhaus 007 (vorne) und Toyota GR010 Hybrid
Der Automobile Club de l’Ouest hat die vorläufige Startliste für die diesjährigen 24 Stunden von Le Mans herausgegeben, die für das Wochenende des 10./11. Juni 2023 angesetzt sind. Wie in den letzten Jahren üblich wurden 62 Rennwagen zur Technischen Abnahme eingeladen. Die vorläufige Liste hat der ACO an dieser Stelle hinterlegt. Grandios ist natürlich die Anzahl von 16 Hypercars, die um den Gesamtsieg kämpfen.
Seit Gründung der WEC im Jahre 2012 waren noch nie so viele Autos in der Top-Klasse dabei. Der bisherige Rekord stammt mit 14 LMP1 aus dem Jahre 2014 – aber da waren auch drei chancenlose Nissan GT-R LM Nismo im Feld. 2011 gab es 17 LMP1. 2021 und 2022 waren nur noch magere fünf Wagen in der (seitdem Hypercar genannten) großen Klasse am Start. Ab 2023 ist es mit der Dürre also vorbei.
Wenig überraschend hat Cadillac drei Fahrzeuge in Le Mans angemeldet. Schon bei den 24h Daytona im Januar setzte der amerikanische Hersteller auf drei Autos. Tatsächlich hat Cadillac den Renner aber nochmals umbenannt. Anstatt vom Cadillac V-LMDh spricht man nun vom Cadillac V-Series.R. Spannend wird sein, ob Cadillac auch alle drei Autos zum WEC-Rennen in Spa-Francorchamps bringt, um sich auf Le Mans vorzubereiten.
Auch wenn die Gerüchteküche zuletzt brodelte, waren drei Werks-Porsche 963 nicht unbedingt absehbar. Das zusätzliche dritte Auto ist sonst in der IMSA unterwegs und wird für Le Mans extra nach Europa gebracht. Am Steuer ist bislang IMSA-Vollzeit-Pilot Felipe Nasr bestätigt. Die beiden anderen Plätze werden ebenfalls von IMSA-Fahrern okkupiert. Zur Auswahl stehen Mathieu Jaminet, Matt Campbell und Nick Tandy. Das dritte Auto trägt die Startnummer #75. Grund: Das 75. Jubiläum der Marke Porsche.
Klar war auch, dass der private Porsche 963 von Proton Competition Le Mans noch auslassen wird. Das Renndebüt wird für Monza im Juli angepeilt. Das Hertz Team Jota will seinen privaten 963 hingegen an die Sarthe bringen. Somit sind dort insgesamt vier Porsche 963 zu erwarten. 13 der 16 Hypercars verfügen zudem über ein Hybridsystem. Lediglich die beiden Glickenhaus 007 und der Vanwall Vandervell 680 verzichten auf die Extra-Elektro-Power.
Interessant ist auch der Blick auf die FIA-Kategorie der Hypercar-Fahrer. Von den bislang vermeldeten Piloten sind bis auf drei Ausnahmen lediglich Platin-Kutscher dabei. Die restlichen drei haben Gold-Status. Doch Tom Dillmann, Franck Mailleux und Yifei Ye sind über jeden Zweifel erhaben und alles Andere als langsam.
Die LMP2-Klasse ist mittlerweile bekanntlich zu einem Einheitsbrei verkommen. Alle 24 Entries sind Oreca-Chassis. In der vorläufigen Liste werden die beiden Autos vom Alpine Elf Team tatsächlich auch Oreca 07 tituliert. Eigentlich wurden diese stets Alpine A470 genannt – so war es beispielsweise auch in der Vollsaison-Entrylist der WEC. Aber gut möglich, dass der ACO beim nächsten Update der Liste auch wieder auf Alpine A470 umschwenkt.
GTE-Autos fahren 2023 bekanntlich nur noch in der GTE-Am-Wertung (die Pro-Wertung wurde abgeschafft). Mit einer Chevrolet Corvette C8.R, acht Porsche 911 RSR, fünf Aston Martin Vantage AMR und sieben Ferrari 488 GTE Evo sind vier unterschiedliche Modelle vertreten. Das sorgt für einen würdigen Abschluss. Ab 2024 übernehmen dann die GT3-Renner den GT-Slot in Le Mans.
Walkenhorst Motorsport gibt das Le-Mans-Debüt mit einem Ferrari. Der Rennstall aus Deutschland hat sich den Entry über den Titel in der Asian Le Mans Serie verdient. Walkenhorst ist treuer BMW-Kunde und war in Asien mit dem M4 GT3 unterwegs. Auf ein Comeback des M8 GTE für Le Mans zu hoffen, war aber ein wenig optimistisch. Der GTE-Renner aus Bayern war zuletzt 2019 in Le Mans am Start und hätte nicht nur aus dem Museum gerollt – sondern von FIA/ACO auch komplett neu eingestuft werden müssen.
Wie üblich gibt es für Le Mans auch eine Reserveliste, die aus zehn Entries besteht. Darauf sind einige illustre Namen zu finden. An zweiter Stelle ist ein Oreca 07 von Dragonspeed USA mit Juan Pablo Montoya und dessen Sohn Sebastian Montoya. Platz fünf sieht einen Porsche 911 RSR vom Team Project 1, in dem Timo Glock als Pilot vermeldet ist. Damit haben tatsächlich die Wenigsten gerechnet.