Le-Mans-Sieger Bamber: Kann alles noch nicht glauben
Earl Bamber machte eine Blitzkarriere
Die Formel 1 war einmal sein, Ziel, jetzt ist sie es nicht mehr, dennoch schaute er sich am Wochenende in Silverstone um: Earl Bamber, vor einem Monat Sensationssieger in Le Mans mit Porsche und mit Nico Hülkenberg (den er in England beobachtete) und Nick Tandy. Resumee des Neuseeländers rückblickend auf die vergangenen Wochen: «Vom Porsche-Cup-Piloten zum Le-Mans-Gewinner in weniger als zwei Jahren - ich kann meine unglaubliche Geschichte selbst fast noch nicht glauben.»
Bei seinem Besuch in Silverstone war Bamber (sein Wohnsitz ist Kuala Lumpur) mit einem alten Bekannten unterwegs: Seinem Ex-Teamchef bei Super Nova, David Sears. Aus dieser Zeit kannte Bamber auch Hülkenberg schon. Und noch eine Parallele gab Bamber, redselig und bestens gelaunt trotz Stauproblemen bei der Anfahrt, zu: «Brendon Hartley (in Le Mans Zweiter im Porsche Nr. 17, Anm.) und ich waren in Neuseeland im selben Kartclub, sein Vater und meine Mutter waren mehr oder weniger unsere Mechaniker und Organisatoren.»
Nachdem seine Monoposto-Karriere nach Formel Ford, Formel BMW, Formel Renault, A1 GP, australischer F3 und GP2 Asia ins Stocken geraten war, wechselte er 2013 in den Porsche Cup Asien – wo er in diesem Jahr und 2014 die Titel jeweils nach langen Duellen mit dem Salzburger Martin Ragginger holte. Erst über eine Sichtung in Oschersleben 2013 bekam er für 2014 ein Supercup-Cockpit und gewann auch die Formel-1-Begleitserie auf Anhieb im Fach-Autotech-GT3.
«Mein Ziel als Porsche-Cup-Fahrer war nie ein Titel, sondern mich für einen Werkvertrag zu qualifizieren», sagt Bamber. Als Ersatz für den verletzten Richard Lietz bekam er 2014 in den USA eine Chance. «Kurz vor Weihnachten 2014 erhielt ich einen Anruf von Frank (Walliser, Porsche-Motorsportchef GT, Anm.), dass ich zum Test mit dem 919 Hybrid eingeladen bin. Das war ein Geschenk! Nach dem Test und dem GT-Einsatz in den 24 Stunden von Daytona rief mich Frank wieder an und ließ mich jubeln.»
Über Le Mans erzählt er: «Wir hatten als Rookies eine Devise: Keep it simple! Und natürlich wegbleiben von den Boxen, möglichst nur zum Tanken und Reifenwechseln hereinkommen. Das ging eigentlich sehr gut auf. Als wir in der Nacht 3:18-er Runden drehen konnten, wussten wir, wir sind im Kampf um den Sieg dabei.» Natürlich dauerte Sonntagvormittag endlos lang, «und dann wirst du nervöser und nervöser, hörst ständig in das Auto hinein.» Einen Schreck erlebte Bamber auch noch: «Plötzlich roch alles nach verbranntem Öl. Ich war geschockt, merkte beim Fahrverhalten meines 919 aber nichts. Ich zögerte es hinaus, die Box zu informieren. Plötzlich sah ich eine Rauchwolke – es war vom Motor eines LMP2 vor mir, und ich konnte richtig tief durchatmen.»
Die Einschätzung des Le-Mans-Resultats teilt Bamber wohl mit allen bei Porsche und bei der Konkurrenz: «Es war für die Marke Porsche, für das Team und für den Sport eine fantastische Sache!»
Bamber ist jetzt rundum zufrieden, sagt auch: „Man kann vier Jahre GP2 fahren und nicht weiterkommen. Der Supercup war für mich eine hervorragende Schule. Und die Technologie im aktuellen WEC ist sensationell.»
Heuer bestreitet der bald 25-Jährige (Geburtstag am Donnerstag dieser Woche) weiter die GT-Einsätze in den USA (USC). Und dann? «Ich bin 2016 definitiv Porsche-Werkfahrer.» Nachsatz: «Klar hoffe ich wieder auf den dritten 919 in Le Mans.»