24h Le Mans: Unglaubliches Pech für Toyota
Grosse Enttäuschung in der Toyota-Box
Es war ein Rennen für die Geschichtsbücher: Die diesjährige 84. Auflage der 24 Stunden von Le Mans war von packender Rennspannung geprägt – und das im wahrsten Sinne des Wortes von Anfang bis Ende. Eigentlich sah der Toyota TS050 Hybrid von Anthony Davidson, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima schon wie der sichere Sieger aus. Doch dann das Drama: Mit einem technischen Defekt (wohl ein Schaden am Turbolader) rollt der Japaner Nakajima beim Überqueren der Start/Ziellinie (beim Beginn der letzten Rennrunde) aus. Bis in die letzten Plätze der weiten Tribünen standen Beteiligte und Zuschauer unter Schock. Denn Toyota hätte den Sieg dieses Mal wirklich verdient. Über fast 24 Stunden kämpfte man mit beiden Fahrzeugen gegen Porsche um den Rennsieg. Am Ende fehlten wenige Minuten...
So wurde es wieder Nichts mit dem langersehnten Sieg für Toyota. Es wäre auch erst der zweite Triumph für einen japanischen Hersteller beim Langstrecken-Klassiker an der Sarthe gewesen -nach dem Sieg des brachialen Mazda 787B von 1991. (Übrigens: Auch bei Mazda war es damals die französische Mannschaft von Oreca um Hugues de Chaunac, die in den technischen Support an der Strecke involviert war)
Zwar wäre der Sieg des Toyotas für viele überraschend gewesen (vor allem nach der schlechten Saison 2015), doch teamintern fuhr man äusserst selbstbewusst gen Le Mans. Noch in der vergangenen Woche traf sich SPEEDWEEK.com mit Team Director Rob Leupen: «Wir gehen genauso zuversichtlich ins Rennen, wie 2014 - ich sagte Dir auch warum», so der Niederländer. «Denn im Gegensatz zu damals sind wir nicht in der Favoritenrolle. Das nimmt auf jeden Fall etwas Druck weg. Das Team ist seitdem gewachsen und noch stärker geworden. Nach den Resultaten aus dem Vorjahr sind alle noch mehr zusammengewachsen. Und da habe ich jetzt noch nicht von unserem neu entwickelten TS050 Hybrid gesprochen, der uns intern viel Freude macht.» Tatsächlich hatte der TS050 Hybrid einen super Job gemacht, jedoch halt leider etwas zu kurz.
Toyota tritt bereits (mit einigen Unterbrechungen) seit 1985 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans an. Zunächst noch in der Aussenseiterrolle, entwickelte man sich jedoch Anfang der 1990er Jahre zu einem echten Siegesanwärter. Vor allem der TS010, mit dem man 1992 und 1993 an der Sarthe antrat, war eine echte Rakete. Der Brite Tony Southgate entwickelte den Wagen, dessen damaliger 3,5-Liter-V10-Saugmotor vom Formel-1-Reglement abgeleitet werden musste. Doch gegen die französischen Peugeot konnte man bei deren Heimspiel Nichts ausrichten.
Grosser Le-Mans-Favorit war 1998/1999 der Toyota TS020: Jeweils als schnellster Wagen nach Le Mans gereist, hatte der auch GT-One genannte Wagen, einfach kein Rennglück. Aufgrund des damaligen Reglements musste für den Wagen sogar eine Strassenversion angefertigt werden. «Die steht bei uns in Köln noch in der Garage. Ein wirklich sehr schönes Auto», strahlte Leupen in der Vorwoche.
Mit der Errichtung der Sportwagen-WM (FIA WEC) im Jahre 2012 kehrte Toyota auch wieder nach Le Mans zurück. Doch mit dem TS030 Hybrid tat man sich gegen Platzhirsch Audi zunächst noch schwer. Erst 2014 (mit Einführung des neuen Reglements in der LMP1-Klasse) war man voll auf Siegeskurs, doch unglückliche Umstände (Fahrfehler und kaputt gegangener kleiner Stecker) sorgen für lange Gesichter bei den Japanern. Doch verglichen mit dem so greifbaren Sieg aus diesem Jahr, wird die Niederlage aus 2014 nun sehr schnell an Bedeutung verlieren.
Toyota hat in Le Mans einfach kein Glück. Bislang kommt man lediglich auf fünf zweite Plätze (1992, 1994, 1999, 2013 und 2016)