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24h Le Mans: Ungleicher Fünfkampf in der GTE-Pro

Von Oliver Müller
Der Ford GT drückte der GTE-Pro-Klasse der 24 Stunden von Le Mans 2016 den Stempel auf

Der Ford GT drückte der GTE-Pro-Klasse der 24 Stunden von Le Mans 2016 den Stempel auf

Ford und Ferrari dominierten das Geschehen in der GTE-Pro-Kategorie der 24 Stunden von Le Mans. Für die Konkurrenz von Aston Martin, Corvette und Porsche blieb da nur die Zuschauerrolle übrig.

Ganz klar: Das Rennen in der GTE-Pro-Kategorie der 24 Stunden von Le Mans war in diesem Jahr ein Zwei-Klassenkampf. Denn Ford und Ferrari fuhren an der französischen Sarthe in einer eigenen Liga. Das hatte hauptsächlich zwei Gründe: Zum einem waren sowohl der Ford GT als auch der Ferrari 488 GTE die einzigen beiden neuen Modelle der Klasse – und darüber hinaus noch extrem und bis ins letzte Detail auf die neuen Regeln optimiert. (Dabei sind die verwendeten Turbo-Motoren nur ein Baustein im Gesamtkonzept) Aston Martin, Corvette und Porsche hatten ihre vorhandenen Saugmotor-Fahrzeuge lediglich so umgebaut, dass sie ins neue Reglement passen. Es traten als zwei Generationen von Rennwagen gegeneinander an. Und nur mit einer adäquaten BoP (Balance of Performance) hätten die 'alten Eisen' da noch mithalten können.

Und da wären wir auch schon bei Grund zwei der Dominanz: So wie die Fahrzeuge von den Regelhütern eingestuft waren, kam es Ford und Ferrari entgegen. Zwar gab es nach der Qualifikation noch eine kleine Anpassung, doch der kann man eher kosmetischen Charakter bescheinigen. Fakt ist: Die schnellste Rennrunde eines Ford GT lag bei 3:51,514 Minuten (Wagen von Ryan Briscoe, Richard Westbrook und Scott Dixon) - und die eines Sauger (Aston Martin von Nicki Thiim, Marco Sørensen und Darren Turner) bei 3:53,293 Minuten.

Doch das Ergebnis nur auf diese beiden Fakten zu stützen, wäre falsch. Denn Einstufung hin oder her: Die Fahrzeuge müssen ein 24-Stunden-Rennen auch erst einmal durchhalten – und da war Ford halt ebenfalls gut aufgestellt: Drei der vier flachen Flundern kamen ohne grössere Probleme durch die Material-Schlacht zwei mal rund um die Uhr. Das war in dieser Form so absolut nicht absehbar. «Wir konnten das Auto richtig hart rannehmen; so wie in einem Sprint-Rennen. Also volle Pulle über jeden Kerb fahren, immer Vollgas – ohne auf das Material zu achten», erklärte Joey Hand gegenüber SPEEDWEEK.com, der zusammen mit Dirk Müller und Sébastien Bourdais die Klasse gewann.

Das war bei der Konkurrenz nicht so: Ferrari bekam nur den Wagen von Risi Competizione (Giancarlo Fisichella, Toni Vilander und Matteo Malucelli) ins Ziel. Beide AF Corse-488 GTE mussten vorzeitig die Segel streichen. «Am Wagen #71 ist eine Felge gebrochen. Doch da es in Kurve vier geschah, war es einfach nicht möglich, die vielen Kilometer noch bis in die Boxengasse zurück zu kommen. Beim Wagen #51 meldeten die Sensoren einen bevorstehenden Motorschaden, so dass wir das Auto aus dem Rennen nahmen», so ein Ferrari-Sprecher gegenüber SPEEDWEEK.com.

Auch Porsche musste beide Werks-911 RSR vorzeitig aufgeben. (Motorschaden und ausgerissener Pickup-Punkt des Radträgers am Chassis). Der Kundenwagen von Dempsey-Proton Racing (Richard Lietz, Michael Christensen und Philipp Eng) verlor in der Nacht wegen eines Problems an der Antriebswelle etwas Zeit und kam final nicht über Platz acht hinaus.

Corvette hatte ein Le Mans zum Vergessen. Der Wagen von Oliver Gavin, Tommy Milner und Jordan Taylor crashte am Sonntagmorgen mit Milner am Steuer heftig in die Streckenbegrenzung auf der Fahrt hoch zum Dunlop-Bogen. Der Schwesterwagen von Jan Magnussen, Antonio García und Ricky Taylor war fernab des Geschehens - und am Ende siebter.

Lediglich Aston Martin kam mit beiden Vantage einigermassen problemlos durch die 24 Stunden. «Unser einziges Problem im Rennen war ein Reifenschaden. Und dadurch, dass sich dieser schon hin auf dem Weg zur ersten Schikane der Hunaudières- Geraden ereignete, musste ich viele Kilometer langsam zurück zu Box fahren, um keine grösseren Beschädigungen am Auto zu riskieren», so Werksfahrer Darren Turner, der mit Nicki Thiim Marco Sørensen als bester Saugmotor-Vertreter fünfter wurde – einen Platz vor den Teamkollegen Richie Stanaway, Fernando Rees und Jonathan Adam.

Somit hat Ford sein grosses Ziel erreicht: Den Klassensieg in der GTE-Pro-Kategorie genau 50 Jahre nach dem ersten Triumph der Marke in Le Mans. Und unabhängig von Diskussionen über die Einstufung, ist dieser Sieg auch als verdient zu bewerten. Die Amerikaner haben einfach einen Bomben-Job gemacht. Und das beim ersten Auftritt des Einsatzteams (Chip Ganassi Racing) in Le Mans überhaupt.

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