Mick Schumacher ist «wieder auf einem guten Weg»
Mick Schumacher
Auch wenn deutlich mehr drin gewesen wäre. Das lag jedoch weniger am Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher als an dessen Dienstwagen. Sein Teamchef ist dann auch voll des Lobes über seinen bekanntesten Schützling. Frits van Amersfoort gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über den 16-Jährigen spricht. Das Lächeln des niederländischen Teambesitzers wird dann immer ein wenig breiter.
«Er ist immer fit, immer gut gelaunt, arbeitet immer tüchtig, wie ein Schumacher sich benimmt. Er ist ein richtiger Schumacher», sagte van Amersfoort SPEEDWEEK.com. Und wie es sich für einen richtigen Schumacher gehört, hat Mick nach einer enttäuschenden ersten Saisonhälfte hart an sich gearbeitet. Testfahrten absolviert, an seinen Fehlern gearbeitet, dabei aber auch Abstand vom Rennsport genommen, Zeit mit der Familie verbracht und die Seele baumeln lassen.
«Mick ist wieder auf einem guten Weg. Wir haben alle verstanden, dass es so nicht weitergeht. Er hat das auch realisiert. Wir haben miteinander gesprochen. Der Kopfbereich spielt auch eine ganz wichtige Rolle», sagte van Amersfoort.
Kopf wieder frei
Auf dem Nürburgring war der Kopf offenbar wieder frei. Der Handbruch in Spielberg? Missachtete Rote Flaggen auf dem Lausitzring? Abflüge in Spa? Sieben Rennen ohne einen einzigen Punkt? Hat der 16-Jährige abgehakt. Nach vorne geschaut. Und auf dem Eifelkurs mit seiner Mutter Corinna, seiner Schwester Gina sowie seinem Onkel Ralf Schumacher im Rücken das Beste herausgeholt. Ungeachtet des großen Interesses an seiner Person sein Ding gemacht.
«Sein Kommentar ist für uns unheimlich wichtig. Wie er das Rennen nimmt, wie sich das Auto verändert von Qualifying zum Rennen, da holt er das Beste heraus. Ich bin mit Mick besonders zufrieden», sagte van Amersfoort. Das Auto bereitet ihm jedoch weiter Kopfzerbrechen. Im Trockenen fehlten bei dem Boliden bereits Balance und vor allem Speed, am Sonntag im Regen war es noch schlimmer.
Denn es wäre deutlich mehr möglich gewesen als die Plätze sechs, neun und zehn. Vor allem auf nasser Strecke zum Abschluss am Sonntag hatte Schumacher gegen die Konkurrenz im Grunde keine Chance. Der 16-Jährige wehrte sich tapfer, machte sich wegen des doch deutlich unterlegenen Autos breit, kämpfte aber mit einer stumpfen Waffe. Von Startplatz zwei wurde er am Ende auf Rang zehn durchgereicht.
Van Amersfoort hat im Motorsport schon eine Menge erlebt und weiß, dass es Höhen und Tiefen geben kann. Manchmal ist das jedoch unerklärlich. «Man gewöhnt sich nicht dran, aber es passiert halt ab und zu», sagte er. Daneben fehlten dem Team mit dem Auto auch Erfahrungen im Regen. Auch das machte sich bemerkbar.
Ist denn Besserung in Sicht? Das Team hatte jüngst den Sachsenring, Ende des Monats die nächste Station im Kalender, bei Testfahrten näher kennengelernt. «Wir lernen ständig, das Auto besser zu verstehen. Der Kurs ist sehr anspruchsvoll. Beim Test ging es auf und ab», sagte van Amersfoort.
Für Schumacher geht es inzwischen wieder aufwärts, auch in den Fahrerwertungen. In der Gesamtwertung belegt er mit 39 Punkten Platz 13. In der für ihn wesentlich wichtigeren Rookie-Wertung ist er mit 157 Zählern als Vierter wieder in Schlagdistanz zur Spitze, hat nur noch 25 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Mike Ortmann.
Gute Aussichten für die Zielgerade seiner ersten Formel-4-Saison also. Wie es danach weitergeht? Van Amersfoort lässt es ruhig angehen. «Wir lassen ihn im Moment fahren, es ist noch Zeit genug. Er ist ein junger Bursche und muss sich weiterentwickeln. Im Rennsport schaut man von Jahr zu Jahr, aber keiner kann vorhersagen, wie lange man braucht. Das hängt von den Fahrern selbst ab, aber auch von ein wenig Glück. Wichtig ist, dass die Stufen oder Schritte nicht zu früh gemacht werden oder zu groß sind», sagte er. Auf dem Nürburgring hat Schumacher definitiv einen Schritt nach vorne gemacht.