Ein harter Kampf in Knockhill
Patric Muff vor Joshua Brookes und Steve Brogan
Bei aussergewöhnlichen schottischen Wetterbedingungen (trocken und sonnig) konnte ich am Donnerstagabend zum ersten Mal die Strecke besichtigen, die fast mehr Höhenmeter als Distanz hat, und war gespannt was das Wochenende bringen würde. Am Freitagmorgen ging es bei den üblichen freien Trainings zum ersten Mal auf die Strecke. Leider spielte das Wetter wieder nach typischen schottischen Bedingungen und es regnete in Strömen. Nichtsdestotrotz nutzte ich die wertvolle Zeit die neue Strecke kennen zu lernen und konnte mich schnell von Runde zu Runde steigern. So ging trotz Regen ein guter Trainingstag zu Ende und ich war gespannt was das Qualifying bringen würde.
Davor ging es am Samstagmorgen aber nochmals auf die Strecke zum dritten freien Training. Mit Platz 21 konnte ich mich erneut verbessern und kam nahe an die Top-20 heran. Dies war dann auch das Ziel fürdas herannahende Regen-Qualifying. Um die Spannung ein wenig zu steigern hörte es auf das Qualifying auf zu regnen und fing an abzutrocknen. Der Regen-Reifen war nach kurzer Zeit vollkommen zerstört und so machte ich mich mit einem Intermediate-Reifen nochmals auf Zeitenjagd. Da nur eine schmaler Streifen halbwegs trocken war und sich sehr viele Fahrer auf der kurzen Strecke tummelten, wollte das Glück nicht mitspielen und ich erwischte nicht eine freie Runde. So blieb mir nur der etwas enttäuschende 26. Startplatz (Fazit: Mission failed).
Gemäss Wettervorhersage sollte es am Rennsonntag trocken sein. Nur leider war die Strecke im Warm-up noch nass. Und so stand ich knapp drei Stunden später in der Startaufstellung zum ersten Lauf mit Slicks, einem unbekannten Trocken-Setup, das mir mein Öhlins-Techniker empfohlen hatte, auf einer Strecke die ich noch nie im Trockenen gefahren bin: «Gratuliere!» Der Start gelang mir gut und ich konnte so bereits die ersten Plätze gut machen. Ich merkte dann aber schnell das mein Fahrwerk nicht optimal eingestellt war und ich mit zunehmend schlechter werdendem Grip am Hinterrad zu kämpfen hatte. Zudem konnte ich nur mit viel Kraftaufwand das Motorrad zum Einlenken bringen. So war es mir nicht möglich die Pace der Top-5 mitzugehen und brachte mit dem sechsten Platz das erste Resultat der Saison ausserhalb der Top-5 nach Hause. Mit den nun gewonnenen ersten Daten auf trockener Strecke, bauten wir das Fahrwerk auf das zweite Rennen um.
Ich merkte schon in der Einwärmrunde, dass das Motorrad viel agiler war. Trotzdem gelang mir vom Startplatz 23 aus leider nur ein mittelprächtiger Start, konnte dann aber mit einer starken ersten Runde einige Plätze gut machen. Ich konnte das Tempo nun mitgehen und war meinen Konkurrenten dicht auf den Fersen. Als ich mir nach hinten ein wenig Luft verschafft hatte, musste bereits zum ersten Mal der Safety-Car auf die Strecke. An dritter Stelle liegend schob sich das ganze Feld wieder zusammen und die Jagd ging wieder von neuem los. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Kaum hatte ich den ehemaligen GP-Pilot Scott Smart überholt und somit den zweiten Platz ergattert, musste bereits der Safety-Car wieder auf die Strecke, da John Hopkins bei seinem Sturz die ganze Strecke eindreckte. Scott Smart schlug bald zurück und zog davon – ich hatte keine Chance ihm zu folgen. Nun hatte ich nur noch ein Ziel für das letzte Viertel des Rennens: Den dritten Platz nach hinten absichern, denn Burrell und Richards waren im Anflug.
Alle anderen Verfolger hatten wir abgeschüttelt und es waren nur noch wir drei, die alle nur eines wollten: Auf das Podest. Zuerst überholte mich Burrell und wollte sich aus dem Staub machen. Ich liess ihn aber nicht davon ziehen und kämpfte mich zurück an sein Hinterrad. Mit einem waghalsigen Bremsmanöver schoss ich an ihm vorbei und konnte den Angriff so erfolgreich abwehren. Ich wusste das Richards nicht ruhen würde und so probierte er es kurz darauf. Er musste allerdings weit gehen und ich konnte so direkt kontern. Es war ein harter Kampf, aber ich konnte den letzten Podestplatz hinter Simon Andrews und Scott Smart sichern und diesen nach Hause bringen. Bei der Zieldurchfahrt konnte ich es kaum fassen und war überglücklich, dass ich diesen Kampf gewonnen hatte, zumal ich selbst nicht daran geglaubt habe.