Patric Muff: Vom Podium zum Höhenflug
Patric Muff (#24) vor Jake Zemke (#98) und Scott Smart (#88)
Mit den drei anstehenden Rennen waren an diesem Wochenende viele wichtige Zähler zu holen. Natürlich wollte ich den zahlreich angereisten Freunde und Fans aus der Schweiz ein spannendes und natürlich erfolgreiches Wochenende bieten. Aufgrund von Lärmeinschränkungen wurde am Freitag nur auf dem gekürzten Indy Circuit gefahren und dies beschränkte sich auf nur 30 Minuten. Wir haben die Zeit genutzt um einen neuen Umlenk-Link zu testen. Am Anfang war es damit sehr gewöhnungsbedürftig. Wir wussten, dass wir am Samstag noch einiges am Fahrwerk ändern mussten.
Am Samstagvormittag musste ich bei zwei freien Trainings das Motorrad so gut wie möglich abstimmen, da am Mittag bereits das Qualifying auf dem Programm stand. Obwohl ich mich weiter steigern konnte, hatte ich mit Gripproblemen am Hinterrad zu kämpfen und so reichte es erneut nicht in die Top 20. Mit einem 23. Startplatz (EVO 4.) musste ich dennoch zufrieden sein. Ganz ungewohnt war an diesem Samstag, dass der Tag hiermit nicht abgeschlossen war, sondern bereits das erste Rennen auf dem Programm stand. Wie sollte es auch anders sein: Kurz vor dem Rennen begann es zu regnen und wir durften wieder einmal pokern: Trocken-, Intermediate- oder Regen-Reifen war hier die Frage. Da es aufgehört hatte zu regnen, aber die Strecke dennoch nass war entschieden wir uns für den Mittelweg – vorne und hinten
Intermediate-Reifen.
Auf der Startaufstellung sah man alles – Trocken, Regen, Intermediate. Man hatte jedoch keine Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn im nächsten Moment preschte das Feld bereits los. Ich kam nicht optimal weg und tastete mich langsam aber sicher an die erste Kurve ran (ich wusste, nochmals in der ersten Kurve stürzen würde nicht gut ankommen). Ich konnte mit meinen Intermediate-Reifen die Pace mitgehen, obwohl die Strecke immer mehr und mehr abtrocknete. So kamen nach und nach die Fahrer mit der falschen Reifenwahl (Regen) an die Box und gingen mit Slicks zurück auf die Strecke. Ich konnte meine Pirellis allerdings gut einteilen und brachte mein bestes Saisonergebnis nach Hause: Mit einem weiteren dritten Platz das dritte Podium der Saison und der 12. Platz in der offiziellen BSB-Superbike-Wertung.
Am Sonntag hatten wir um 9.00 Uhr 15 Minuten Warm-up. Doch ich kam nur zwei Runden weit und musste mit technischen Problemen zurück an die Box. Nun begann die grosse Fehlersuche. Es stellte sich schlussendlich heraus, dass der Nockenwellen-Sensor nicht mehr funktionierte und so das Motorrad mehrmals den Dienst quittierte. Auf das Rennen hoffte ich natürlich, dass das Problem nun behoben war und wir die Fehlerquelle gefunden hatten. Bei strahlendem Sonnenschein ging es um 13.00 Uhr dann zum zweiten Mal an die Startaufstellung. Der Start gelang mir nicht schlecht und ich konnte mich an Zemke, Smart und meinen Hauptkonkurrenten Burrell heften. In einem spannenden Rennen wechselten wir immer wieder die Positionen untereinander und trotz schweren Gripproblemen, mit denen ich immer noch zu kämpfen hatte, konnte ich die Pace mitgehen und um den dritten Platz mitfighten. Gegen Ende des Rennens, hinter Burrell liegend, konnte ich die Lücke zwar nochmals schliessen, aber ich hatte keine Chance zu überholen. So kam ich hinter Gowland, Richards und Burrell als Vierter ins Ziel. Die Enttäuschung war natürlich gross, da ich das Podium um läppische 0.15 Sekunden verpasst hatte. Zu gern hätte ich noch ein weiteres Podium nach Hause gebracht… Aber es gab ja noch eine Chance.
Wir veränderten noch einiges am Fahrwerk und hofften auf mehr Grip für das dritte und letzte Rennen. Ich kam nicht wie gewünscht weg, merkte aber sofort, dass ich mehr Grip hatte und kam so als 4. (EVO) aus der ersten Runde zurück. Ja was dann kam, war leider nicht mehr so schön. Ich dachte eigentlich ich hätte alles im Griff, bis ich plötzlich beim Kurvenausgang nur noch Himmel sah, hart auf den Asphalt aufprallte und mich mein eigenes Motorrad noch über den Haufen fuhr. Trotz Schmerzen gab es nur ein Ziel: Zurück auf das Motorrad und noch so viele Punkte wie möglich retten. Ich brachte es lädiert zurück an die Box und wie in einem Langstrecken-Rennen machte sich meine Crew sofort an die Reparatur. In der Hoffnung dass ich noch ein paar Punkte nach Hause bringen konnte, ging es mit dem zusammengetapten Motorrad zurück auf die Strecke, fuhr noch meine persönlich schnellste Sektorenzeit und kam dank ein paar Ausfällen noch als 9. (EVO) ins Ziel. Da ich leider aber nicht zwei Drittel der Renndistanz absolvieren konnte, wurde ich nicht gewertet. Somit habe ich trotz Podestplatz im ersten Rennen mit diesem Nuller auf den Zeitplatzierten Burrell Punkte in der Meisterschaft verloren. Nichtsdestotrotz konnte ich den dritten Platz in der Gesamtwertung wieder übernehmen, was wenigstens ein kleines Trostpflaster ist.