Der Neustart von Jesko Raffin
Vollgas in Texas: Raffin (30) gegen Krummenacher (11)
Jesko Raffin hat bereits drei Moto2-Grands-Prix absolviert, aber so richtig beginnt seine Zeit in der 600-ccm-Viertakt-Klasse erst in diesem Jahr. Der 16-jährige Schweizer startet unter neuen Vorzeichen und besser vorbereitet in seine zweite Saison in der Spanischen Moto2-Meisterschaft (CEV). Dafür steht dem Zürcher das Material von Kalex zur Verfügung, das zuvor im aufgelösten Grand Prix Team Switzerland von Marco Rodrigo (Fahrer: Randy Krummenacher) zum Einsatz kam. Rodrigo liess den Nachwuchsfahrer bereits im GP-Team ran, als Krummenacher für Aragón, Japan und Malaysia verletzt ausfiel.
Rodrigo finanziert nun den Einsatz Raffins in der CEV und ist derzeit auf der Suche nach einem spanischen Team, dem man sich anschliessen kann. Eine wichtige Änderung ist bereits wirksam: Michael Ferger arbeitet wieder für Raffin. Der Cheftechniker war bereits beim Titelgewinn im Yamaha-R6-Cup 2011 an der Seite des Schweizers. «Schon nach dem zweiten Rennen in Spanien letztes Jahr wollte Jesko, dass ich zurückkomme. Das war aber nicht möglich, weil er im Team von Armin Juppenlatz untergebracht war, ich aber bei Vector Racing in der IDM und der Coppa dei due Paesi sowie bei SKM in der Superstock-600-EM tätig war», erzählt Ferger.
Im Oktober beschlossen Rodrigo, Ferger, Jesko und Vater André Raffin, dass 2013 wieder zusammengearbeitet wird. Ferger: «Ich war beim GP-Finale in Valencia und habe geregelt, welches Material wir übernehmen werden.» Der Deutsche ist mehr als nur der Mann für die Technik. «Ich würde sagen, wir sind beide zielorientiert, geben dafür alles und haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Jesko vertraut mir und weiss, dass er sich drauf verlassen kann, dass am Motorrad und mit der Technik alles in Ordnung ist. Aber auch, dass Hotel, Training, Flüge usw. organisiert sind. So kann er sich auf das Fahren konzentrieren. So werde ich 2013 alles organisieren, angefangen von seinem Logo über Kombis, Stiefel, Flüge, Trainings, Hotel und ganz wichtig, eben das Motorrad und die Technik», erklärt Ferger.
Raffin: «Da wurde nicht rumgetrödelt»
Ein erstes Highlight hat das wiedervereinte Duo bereits erlebt. Letzte Woche wurde in den USA das «Texas Tornado Boot Camp» von Colin Edwards besucht. Raffin war davon angetan, mit anderen Piloten wie Krummenacher, Edwards, James Ellison, Robertino Pietri oder Scott Russell das Drift-Camp zu absolvieren. Raffin: «Die Tage im Boot Camp waren sehr lehrreich. Das Driften wurde mir von den Instruktoren sehr schnell und gut beigebracht. Die Rennen gegen Fahrer aus anderen Meisterschaften haben mich sehr angespornt; der Wettbewerb stand immer im Vordergrund.»
Der junge Zürcher meinte: «Auch körperlich hat mich dieses Training sehr gefordert. Selbst in den freien Trainingseinheiten war ein ständiger Wettkampf zwischen den Rennfahrern. Das hat mir gut gefallen, weil jeder der Schnellste sein wollte und nicht rumgetrödelt wurde. Dieser Besuch in den USA war für mich eine weitere Arbeitseinheit für die Saison 2013. Für Land, Leute und Sehenswürdigkeiten hatten wir keine Zeit!»
Raffin kam 2012 ausserhalb der Rennwochenenden kaum zum Fahren. Das wird sich nun ändern. Ferger: «Wir werden zum Beispiel am 22./23. Februar in Albacete, am 26./27. Februar in Valencia und am 2./3. März in Aragón mit Bike Promotion trainieren.»
Um sich Zeit für eine intensive Saison zu schaffen, stand zunächst der Abbruch der United School of Sports im Raum. Diese Schule in Zürich ist speziell auf ambitionierte Nachwuchssportler ausgerichtet, Raffin wurde letztes Jahr nach seiner obligatorischen Schulzeit als erster Motorsportler aufgenommen. «Jesko wird die United School of Sports weiter besuchen», gibt nun Ferger Entwarnung. «Die Schule ist gerade dabei, für ihn ein spezielles Lernprogramm zusammenzustellen, da er zeitlich nicht gleich oft wie die Fussballer oder Skifahrer in der Schule sein kann.»
Ferger bastelt auch am Programm neben den Rennen in Spanien. «Eigentlich wollten wir in Misano und Mugello die Rennen der Italienischen Meisterschaft fahren, aber es gibt Terminüberschneidungen», erklärt der Cheftechniker, der nun die neue Rennserie «Central European Motorcylce Championship» von Karel Abraham sr. im Auge hat. Ferger: «Wenn es vom Reglement her passt, wollen wir in Oschersleben und auf dem Nürburgring starten.»