Dakar/WP8: Tagessieger Al-Attiyah, Peterhansel Leader
Nasser Al-Attiyah, Sieger 2011 und 2015, brach mit seinem Mini All4 Racing in der Tageswertung in die «Löwen»-Phalanx ein und erzielte den ersten Tagessieg für sich und Mini, dem Seriensieger der letzten vier Jahre. Den bisherigen Spitzenreiter Sébastien Loeb fing in den ersten Dünen der 38. Rallye Dakar der harte Alltag des Marathonklassikers ein. Erst versenkte er den Peugeot 2008 DKR minutenlang im Sand, dann rollte er sich 30 km vor dem Tagesziel. Er fiel mit einem Rückstand von 1:05:16 Stunden auf den achten Platz ab. Die Führung wechselte nun erneut zum alten «Dakar-Hasen» Stéphane Peterhansel, der 2:09 Minuten vor seinem Peugeot-Partner Carlos Sainz lag. Al-Attiyah rückte auf den dritten Platz (Rückstand: 14:43 Minuten) vor, gefolgt von seinem X-raid-Teampartner Mikko Hirvonen.
Die achte Prüfung über 393 Bestzeitkilometer auf der 766 km langen Etappe von Salta nach Belén war, so die Insider, die erste echte «Dakar»-Entscheidung, ging es doch mit dem zweiten Abschnitt im Vorgebirge der Anden erstmals in die Wüste und über Dünen. Hier war die «Dakar»-Erfahrung zum ersten Mal so richtig gefragt und auch der Schlüssel zum Erfolg.
Pech für Peterhansel
Der erste Abschnitt glich noch etwas mehr den bisherigen Pisten der achten Südamerika-Dakar. Doch er war nicht ohne. Carlos Sainz ging zwar im heckgetriebenen Peugeot 2008 DKR nach seinem Tagessieg am Samstag vor seinem Teamkollegen und Leader Sébastien Loeb als erstes Fahrzeug auf die raue Schotterpiste. Am ersten Wegpunkt aber trieb der Vorjahressieger Nasser Al-Attiyah seinen allradgetriebenen Mini in der Interimstabelle an die Spitze, nur 4 Sekunden vor Loeb und 26 Sekunden vor Sainz. Ihr «Löwen»-Partner, der elffache Rekordsieger Stéphane Peterhansel, fünf Mal im Auto und sechs Mal auf dem Motorrad, hinkte zu diesem Zeitpunkt schon etwas hinterher. Er hatte sich wegen eines Reifenschadens 3:32 Minuten eingefangen. Am Ende des ersten Abschnitts und vor der neutralisierten Zone lag der zweifache «Dakar»-Gewinner Al-Attiyah 1:18 Minuten vor Loeb, 2:17 Minuten vor seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen und 2:37 Minuten vor Sainz. Peterhansel rangierte mit einem inzwischen 6:24 Minuten gewachsenen Rückstand auf der 14. Tagesposition.
Der zweite Teil bot am achten Tag endlich bei der «Wüstenrallye» Sanddünen. Und an diesen oder auch über diese sollten die Neulinge namentlich der neunfache Rallye-Rekordchampion und überraschende Spitzenreiter Loeb ziemlich knabbern müssen, während die Routiniers diese Schwierigkeiten mehr oder weniger locker wegsteckten. Am sechsten Wegpunkt lag Al-Attiyah 1:29 Minuten vor Sainz, 3:46 Minuten vor dem überraschend starken Leroy Poulter in Toyota Hilux. Während der «Dakar»-Neuling Mikko Hirvonen im zweiten Mini sich hinter dem Toyota-Piloten Giniel de Villiers als Fünfter noch gut behauptete, versenkte Loeb seinen Peugeot 2008 DKR für 6:15 Minuten m Sand. Am nächsten Wegpunkt erhöhte sich sein Rückstand auf Al-Attiyah auf 8.20 Minuten. Damit verlor er die Führung an Peterhansel, der sich wieder etwas gefangen hatte, und musste sogar noch Sainz zum Ehrenrang passieren lassen.
Spannende Schlussphase
Die achte Entscheidung erlebte in der Schlussphase einen echten Showdown. Sainz löste kurz vor dem Ziel in der Tageswertung seinen einstigen VW-Kollegen Al Attiyah um 47 Sekunden an der Spitze ab und teilte sich mit der gleichen Gesamtzeit an diesem Punkt die Führung mit Peterhansel, der sich kontinuierlich nach vorne gekämpft hatte. Loeb fiel dort mit einem Rückstand von 3:22 Minuten auf den dritten Rang ab. In die zweite Halbzeit aber war Loeb als Leader mit einem Vorsprung von 2:22 Minuten auf Peterhansel gestartet. Die «Dakar» hatte ein neues Opfer gefunden.
Doch der Wüstensohn Al-Attiyah setzte im Mini auf dem letzten Teilstück noch einmal zum Konter an. Er schlug in der Tageswertung die bislang so erfolgreichen Peugeot 2008 DKR und holte im Mini All4 Racing den ersten Etappensieg 2016. Zum ersten Mal wurde Peugeot in der Tageswertung geschlagen. Um 12 Sekunden vertrieb er Sainz auf den Ehrenrang und um 31 Sekunden Peterhansel auf den dritten Platz. «Mr. Dakar» Peterhansel übernahm trotz seines Pechs nach dem Start nun die Führung vor Sainz und Al-Attiyah. Timo Gottschalk, Co-Pilot von Yazeed Al Rajhi im Toyota Hilux, und Dirk von Zitzewitz, Beifahrer von Giniel de Villiers in einem weiteren Toyota Hilux, rangierten auf den Gesamträngen sechs und sieben.
Das war die eine Geschichte. Die zweite Story schrieb Loeb. Er überschlug sich 30 km vor dem Tagesziel und blieb dort vorläufig liegen. Mit mehr als eine Stunde erreichte er das Tagesziel.
Ergebnis nach der 8. von 13 Etappen:
1 Peterhansel/Cottret (F), Peugeot 2008 DKR, 26:02:44 h.
2 Sainz/Cruz (E), Peugeot 2008 DKR, + 2:09 min.
3. Al-Attiyah/Baumel (QA/F), Mini ALL4 Racing, + 14:43
4. Hirvonen/Perin (FIN/F), Mini All4 Racing, + 36:42
5. Poulter/Howie (ZA), Toyota Hilux, + 39:42
6. Al Rajhi/Gottschalk (SAU/D), Toyota Hilux, + 54:19
7. De Villiers/Von Zitzewitz (ZA/D), Toyota Hilux, + 54:49
8. Loeb/Elena (F/MC), Peugeot 2008 DKR, + 1:05;16 h.
9. Vasilyev/Zhiltsov (RUS), Toyota Hilux, + 1:08:48 h.
10. Roma/Haro Bravo (E), Mini All4 Racing, + 1:28:21
Etappenwertung (393 km):
1. Al-Attiyah/Baumel (QA/F), Mini All4 Racing, 4:12:23 h.
2. Sainz/Cruz (E), Peugeot 2008 DKR, + 12 sec.
3. Peterhansel/Cottret (F), Peugeot 2008 DKR, + 31
4. Despres/Castera (F). Peugeot 2008 DKR, + 4:40 min.
5. Hirvonen/Perin (FIN/F), Mini All4 Racing, + 6:42
6. Roma/Haro Bravo (E), Mini All4 Racing, + 10:11
7. Terranova/Graue (RA), Mini All4 Racing, + 11:37
8. Poulter/Howie (ZA), Toyota Hilux, + 12:06
9. Al Rajhi/Gottschalk (SAU/D), Toyota Hilux, + 14:21
10. Van Loon/Rosegar (NL), Mini All4 Racing, + 15:16