Was macht einen Reifenflüsterer in der DTM aus?
Der Mercedes C63
Auch mit 35 Jahren erlebt Gary Paffett mit der DTM noch komplett neue Dinge. Wie nun bei den vorletzten Testfahrten zur neuen Saison in Vallelunga, die von Dienstag bis Donnerstag über die Bühne gehen. In der Nähe der italienischen Hauptstadt Rom fahren Audi, BMW und Mercedes, um ihren neuen Boliden für die anstehende Saison den Feinschliff zu verpassen.
Als Routinier hat Paffett sowieso einen Großteil der Entwicklungsarbeit des neuen C63 übernommen, und auch in Vallelunga sitzt der Brite im Cockpit des Mercedes. Und lernt dabei eine für ihn komplett neue Strecke kennen.
Heißt: Während für die Stuttgarter jeder Testkilometer wichtig ist, ging es für Paffett nach langer Zeit auch mal wieder darum, sich auf einen neuen Kurs vorzubereiten. Denn natürlich ist es essentiell, dass er auch auf einer für ihn zunächst unbekannten Strecke so schnell wie möglich ans Limit kommen kann.
«Ich habe mich ein bisschen mit einem Computerspiel vorbereitet. Diesen Luxus gab es in meiner Anfangszeit nicht. Deshalb ist es jetzt viel einfacher, neue Strecken zu lernen. Als ich hier angekommen bin, bin ich die Strecke auch mit den Ingenieuren abgelaufen», sagte Paffett, der zudem einen Blick auf die Daten seines Teamkollegen Robert Wickens werfen konnte, der bereits am Dienstag seinen Runden drehte.
Mercedes fährt in Vallelunga trotz der Homologation am 1. März noch nicht mit der finalen Version des 2017er Modells, sondern befindet sich in einer Interimsphase. «Die Hauptaufgabe derzeit ist es, die Reifen und die mechanischen Teile zu verstehen», sagte Paffet.
Apropos Reifen: Die haben die Beteiligten in den vergangenen Wochen in höchsten Tönen gelobt, sie sollen für besseres und spannenderes Racing sorgen.
«Wir haben uns seit einiger Zeit weichere Reifen gewünscht, da dies die Performance auf der ersten Runde und im Qualifying verbessert. Gleichzeitig lässt sich das Auto dann schöner fahren. Zudem bauen die Reifen schneller ab, was zu größeren Geschwindigkeitsunterschieden während des Rennens führen sollte. Dadurch gibt es hoffentlich mehr Zweikämpfe und Überholmanöver. Das wollen die Fans doch sehen», sagte Paffett.
Es werden also die oft zitierten «Reifenflüsterer» gefragt sein. Was macht einen «Reifenflüsterer» aus? Paffett: «Für den Fahrer bedeutet das eine etwas andere Fahrweise. Es gibt ein wenig mehr Grip, aber man muss aufpassen, wie man damit umgeht. Wenn man zu sehr angreift, bauen die Reifen zu stark ab und man hat am Ende nicht mehr so viel Potential übrig. Man muss genau auf die Reifen achten und fühlen, wann sie anfangen, abzubauen.»
Das Problem: «Wenn man im Auto sitzt, hat man nicht die genauen Daten wie die Reifentemperatur live vorliegen. Man muss versuchen, das zu erfühlen. Deshalb sind die Testfahrten so wichtig. Mit jedem Long Run lernen wir mehr über das Verhalten der Reifen. Die größte Herausforderung in diesem Jahr wird es sein, die Reifen zu verstehen und im Rennen das Beste aus ihnen herauszuholen.»