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DTM Backstage: Von der Simulation auf die Strecke

Von Otto Zuber
Nikolaos Karras

Nikolaos Karras

Ein DTM-Team besteht aus mehr als nur den Rennfahrern. Wir stellen die Menschen im Hintergrund vor. Heute: Nikolaos Karras, Trackside Aerodynamics.

Die Aerodynamik-Abteilung des Mercedes-AMG Motorsport DTM Teams besteht aus mehreren Bereichen. Etwa der Arbeit mit 50%-Windkanalmodellen oder der CFD-Simulation. Nikolaos Karras (30) arbeitet im Bereich Trackside Aerodynamics mit dem realen Mercedes-AMG C 63 DTM. Er und seine Kollegen gehen mit dem fahrbereiten Rennfahrzeug in den 1:1-Windkanal oder absolvieren damit Aerodynamik-Testfahrten auf kleinen Flughäfen in Deutschland oder Südeuropa. Das Ziel ist es jeweils, so viele Daten wie möglich zu sammeln.  

Nikolaos, ist euer Job nach der Homologation des neuen Autos am 1. März nicht beendet gewesen? 

Nein, bei mir ging es danach erst richtig los. Ich erstelle vor jedem Event ein Dokument, in dem wir festhalten, was getestet wird und welche Ziele wir uns gesetzt haben. Genauso verhält es sich vor einem Rennwochenende. Darin halte ich zum Beispiel die Aero-Sensitivitäten des Fahrzeugs fest. Das heißt: Wie würde es sich verhalten, wenn die Fahrzeughöhe vorne oder hinten erhöht oder gesenkt würde? Zudem gibt es Setup-Arbeitsgruppen, an denen ich teilnehme. Dabei testen wir über Simulationen aus, welches Setup in der Theorie besser wäre. Ich bin also in die gesamte Setup-Arbeit eingebunden. 

Wie viel Prozent eurer Arbeit läuft über Computersimulationen? 

Alles, was wir testen, geht über die CFD. Wir überlegen uns erst etwas, dann wird es per CFD simuliert und anschließend werden die vielversprechendsten Optionen im Modellwindkanal getestet. Die beste davon wird dann für das Fahrzeug übernommen. Gegebenenfalls werden auch hier nochmals zwei Optionen gegengefahren. Ein wichtiger Punkt für uns ist die sogenannte Korrelation. Wir versuchen zwischen Simulation, kleinem und großen Windkanal sowie Rennstrecke abzugleichen, dass diese Kette auch wirklich passt und wir alles richtig sehen und lesen. Das ist ein andauernder Prozess. 

Wie eng arbeitest du mit dem Performance-Ingenieur zusammen? 

Ich arbeite sehr eng mit den Performance-Ingenieuren und den Fahrzeugleitern zusammen. Dazu gehört auch Fabien [Chenin], der sich um die Reifen kümmert. Die Aerodynamik ist ein sehr entscheidender Bestandteil des Gesamtwerkes. Wenn die Aero nicht stimmt, du also keinen Abtrieb hast, bist du viel zu langsam in den Kurven. Am Saisonstart nach Abschluss der Testfahrten erstelle ich eine sogenannte Aero-Map. Das ist ein mehrdimensionales Aero-Modell mit Parametern wie den Fahrhöhen, dem Rollverhalten, Flügelwinkeln, etc. So berechnen sich dann die jeweils vorherrschenden Abtriebs- und Luftwiderstandskräfte, die wir für unsere Rundenzeit-Simulation nutzen. An einem Rennwochenende betrachte ich alle unsere Fahrzeuge gleichermaßen. Wenn ein Fahrer zum Beispiel über Unter- oder Übersteuern klagt, schaue ich mir seine Daten im Vergleich zu anderen an und kann Lösungsvorschläge geben. 

Welche Eigenschaften sind besonders wichtig in deinem Job? 

Man muss vor allen Dingen sauber arbeiten. Wenn bei meinem Aeromodell etwas nicht passt, stimmen alle Simulationen nicht. Das bedeutet einen gewissen Druck. Deswegen muss es immer abgeglichen werden mit Streckendaten und Tests. Darum ist es entscheidend, dass man die Tests gut und sauber nachbearbeitet. Diese Genauigkeit und eine extrem aufwendige Datenanalyse müssen vorhanden sein. Dann ist natürlich Leidenschaft ein Punkt. Du musst dich auch mal unters Auto legen und schauen, ob alles passt und sitzt wie wir uns das in der Aero vorstellen. Man darf sich also nicht zu fein sein, sich schmutzig zu machen. Es macht aber auch Spaß, mit den Mechanikern zusammenzuarbeiten und deren Input einzuholen. Sie sehen ja auch Sachen am Auto, die ich vielleicht nicht sehe. 

Du hast die nötige Leidenschaft angesprochen: Ist Motorsport mehr als ein Beruf für dich? 

Natürlich zählt Motorsport auch zu meinen Hobbys, sonst wäre ich hier falsch. Das fing schon als Kind an, damals zu Zeiten von Michael Schumacher. Seit ich drei Jahre alt war, spiele ich auch Fußball im Verein, seit einigen Jahren bei den Sportfreunden Stuttgart. Auch das ist wie hier im Motorsport eine Art Familie. Dieser Teamgedanke herrscht bei mir also sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit vor. 
 

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