Rasts Party-Marathon: Nach einem Wein unter dem Tisch
René Rast
Unter dem Tisch lag René Rast nicht. Er wusste vorher, was er tun muss: Sich vom Alkohol fernhalten. «Ich würde schon nach einem Wein unter dem Tisch liegen, ich kann Alkohol nicht so gut ab», sagte der Audi-Pilot.
Dass sich Teambesitzer Keke Rosberg mit seinem Sohn Nico spontan von Monaco aus auf den Weg nach Hockenheim machte, rundete den Abend und den Party-Marathon ab. Eine Stunde Schlaf war es dann am Ende für Rast, der gar nicht so recht wusste, wohin mit seinen Emotionen.
Im letzten Saisonrennen war es für ein Auf und Ab: Kurz nach dem Start nervte ein LED-Licht, das oberhalb der Windschutzscheibe befestigt war und auf einmal zwischen Rast und dem Lenkrad baumelte und seine Sicht beeinträchtigte. Der Versuch, es wieder zu befestigen, schlug fehl. Kurzerhand riss Rast es ab und warf es zur Seite. «Aber das Kabel hing dann immer noch vor meinem Auge und störte mich. Irgendwann habe ich es einfach ignoriert.» Und dann war da noch die Zieldurchfahrt, als man ihm sagte: «Wir sind Zweiter geworden.» Im Rennen. Rast ging aber zunächst vom Titelkampf aus, dass es nicht gereicht hat. Ehe kurze Zeit später klar war: Das Ding ist durch, das Team Rosberg und Rast schrien sich per Funk dann auch vor lauter Freude gegenseitig an.
Nach dem Interview- und Gratulationsmarathon schmiss sich Rast in Schale, feierte zunächst bei Audi intern und anschließend in der Mercedes-Hospitality. Man muss es bei ihm extra erwähnen: Immerhin feierte er seinen sensationellen Titelgewinn in der DTM überhaupt. Es hätte die meisten Kollegen im Audi-Lager nicht groß gewundert, wenn der 30-Jährige mit seinem Laptop verschwunden wäre, um auch das letzte Saisonrennen noch im Detail zu analysieren. Nach der Saison ist schließlich vor der Saison.
Im Ernst: Diese Akribie, die Beharrlichkeit, der Fleiß haben Rast vom Rookie zum neuen Meister gemacht. Wobei das mit dem Rookie so eine Sache ist. Ein 30-Jähriger mit über 300 Rennen in diversen Serien ist dann wohl eher ein Neuling als ein Frischling. Aber genau diese Erfahrung hat ihm in vielerlei Hinsicht in der DTM geholfen, auch wenn er sich den Fahrstil erst aneignen musste.
«Ich war bereits öfter im Titelkampf, deshalb bin ich das Wochenende vielleicht abgeklärter angegangen. Ich war extrem entspannt und habe mir gar keinen Druck gemacht. Ich denke, das war auch ein Schlüssel zum Erfolg. Es war wichtig, dass man alle Sinne beisammen hat und sich nicht verrückt machen lässt«, sagte Rast.
Er ließ sich dann auch vor der Saison nicht verrückt machen. Die Kollegen von der dpa machen in jedem Jahr eine Umfrage unter den Fahrern, wer Meister wird. Alle nannten sich selbst, nur Rast wählte seinen Teamkollegen Jamie Green.
«Ich habe mich nicht eingetragen, weil es auch nicht abzusehen war», zuckt er mit den Schultern. Erst langsam setzte sich während der Saison der Gedanke fest: Da könnte was gehen. Starke Quali-Ergebnisse (er ist der beste Qualifyer im Feld mit Startplatz fünf im Schnitt) brachten auch gute Rennresultate. Und die Chance im Titelkampf, die er in Hockenheim trotz des Rückstands auf den alten Hasen Mattias Ekström endgültig nutzte.
«Der Schlüssel zum Erfolg waren die Qualifyings. Den Umgang mit den kalten Reifen kannte ich bereits aus den anderen Serien. Wir haben unsere Fehler immer analysiert, hart gearbeitet und unsere Stärken ausgebaut.» Und: Der 30-Jährige investiert praktisch jede freie Minute, um ein besserer Rennfahrer zu werden. Nur bei seiner Meisterfeier machte er mal eine Ausnahme.
Wenn Nico Rosberg schon mal zu Gast war, kann man die Frage ja mal stellen: Macht Rast jetzt auch den Rosberg und tritt zurück? «Das wäre natürlich ein Ding, wenn ich jetzt zurücktreten würde. Das müsste ich mir mal überlegen. Im Ernst: Ich möchte im Motorsport und natürlich in der DTM aktiv bleiben», sagte er.