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Rast und Audi: Ist das die Wende in der DTM?

Von Andreas Reiners
René Rast

René Rast

René Rast und das Team Rosberg haben den ersten Audi-Sieg in diesem Jahr geholt. Auch, weil man nichts mehr zu verlieren hat. War das nun so etwas wie eine Wende?

Arno Zensen hat seinen Humor nicht verloren. Wer sich mit ihm näher unterhält, erlebt einen Teamchef, der die Ruhe in Person ist. Meistens zumindest. Er hat mit seiner Rosberg-Mannschaft in der Vergangenheit so oft verloren, Niederlagen und Rückschläge einstecken müssen, dass ihn eigentlich kaum noch etwas umhauen kann.

Erst recht, nachdem Rosberg in der vergangenen Saison die Tourenwagenserie mal eben mit dem Fahrertitel durch Sensationschampion René Rast und mit dem Teamtitel gerockt hat. Das macht noch einmal eine Spur gelassener. Dann erträgt man auch die aktuelle Saison entspannter. Ausnahme: Wenn Teamgründer Keke Rosberg während der Rennen eine SMS schickt. Das ist nicht immer lustig.

Audi kann die Titel im Grunde abschreiben, hat die ganze Saison mit Problemen zu kämpfen. Die Aerodynamik-Änderungen haben dem RS 5 DTM die Vorteile genommen, der Motor ist unterlegen, die Nachteile sind gravierend. So gravierend, dass es ein gutes Setup, eine Top-Strategie und eine Portion Glück braucht, um einen Sieg zu holen. Allerdings stochert Audi bereits die halbe Saison im Dunkeln, um ein gutes Setup zu finden.

Am Samstagabend kündigte Zensen an: «Wir werden den Sieg in dieser Saison schon noch holen.» Das war wenige Stunden nach einer bösen Klatsche. Im Samstagsrennen hatte Rosberg mit Rast auf einen späten Stopp gesetzt. Rast fuhr so viel Vorsprung heraus, dass es möglicherweise tatsächlich für den Sieg gereicht hätte. Doch ein Safety Car machte alles zunichte. Wenige hundert Meter fehlten Rast, um rechtzeitig zum Stopp in die Box zu kommen. Doch es war zu spät, unter dem Safety Car hätte der Stopp nicht als Pflichtstopp gezählt. Kein Sieg, dafür 17. So schnell geht es, vom Himmel in die Hölle in wenigen Sekunden.

Zensens Ansage war aber auch nur einen Abend vor der Rückkehr in den Himmel. Denn am Sonntag feierten Audi, Rosberg und Rast einen waschechten Befreiungsschlag. Diesmal versuchten sie es umgekehrt, kamen auf Platz drei liegend in Runde eins an die Box. Und übernahmen die Führung, als Gary Paffett stoppte.

«Wir wussten, Gary würde kein großes Risiko gehen. Für ihn war es nicht wichtig, das Rennen zu gewinnen, sondern Punkte zu sammeln und aufs Podium zu fahren. Ich kannte die Situation als Führender der Gesamtwertung ja. Deswegen haben wir diese Strategie gewählt. Der Plan war am Anfang eine gute Pace zu haben und ihn virtuell zu überholen. Das hat geklappt», so Rast über den Plan.

Doch dann kam erneut das Safety Car, Rasts Vorsprung von drei Sekunden auf Paffett war weg. Und die Reifen waren älter. Übeltäter war übrigens Rasts Teamkollege Jamie Green, der Bruno Spengler ins Kiesbett schubste. «Ausgerechnet Jamie», sagte Zensen. «Da wäre ich beinahe gestorben.» Rast bekam sich im Auto kaum noch ein: «Ich habe mich total aufgeregt im Auto. Das kann doch nicht wahr sein. Und als ich an Turn eins vorbeifuhr, war da gar kein Auto. „Was ist denn hier los?!“», dachte ich.

Rast: «Nach der Erfahrung von Samstag, wo ich auch lange vor ihm gefahren bin, dachte ich mir, wenn der Re-Start klappt, kann ich mich wieder vor ihm halten. Diesmal war es schwieriger, weil er DRS benutzt hat. Er ist auf der Geraden immer wieder rangekommen und hat die Nase in Turn eins reingesteckt. Da musste ich ein bisschen zumachen. Das war hart, weil meine Reifen nach der Safety-Car-Phase nicht mehr die besten waren. Das hat ein paar Zehntel gekostet, der Zug hinter mir kam immer ran dadurch.» Am Ende ist es für Rast «ein tolles Gefühl. Das ist pure Emotion. Ich kann das kaum in Worte fassen. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet vor dem Rennen. Nach so vielen Unglücken und Unfällen in den letzten Wochen bin ich froh wieder auf dem Podium zu sein».

Die Wende zum Guten? Möglicherweise. Zumindest, was weitere, vereinzelte Siege betrifft. Immerhin läuft es bereits seit Budapest etwas besser. Rast ist nun der beste Audi-Fahrer, hat aber schon satte 99 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Gary Paffett (Mercedes). Und das grundsätzliche Problem, dass der Audi durch die Änderungen vor der Saison hat, besteht ja weiterhin. Große Schritte sind nicht möglich, nur kleine. Mit dem richtigen Setup, eine guten Strategie und Glück.

«Wir haben Aufwind bekommen. Motorsport ist eine Achterbahn, es geht hoch und runter. Zuletzt ging es für uns die ganze Zeit runter, jetzt geht es wieder etwas bergauf. Und ich hoffe, dass wir jetzt weiter etwas bergauf fahren können.» Und was ist mit den Titeln? Rast wiegelt ab: «Sag niemals nie, aber realistisch gesehen ist das ausgeschlossen.»

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