Brennpunkt Zandvoort: Zoff um Mercedes-Spielchen
Lucas Auer
Teamorder, Taktik-Spielchen, Unterstützung für den Titelfavoriten: Alles Dinge, die in der DTM eigentlich keiner sehen will, die es aber in jeder Saison gibt. Sie sind nicht zu verhindern, doch die Frage ist stets: Wann fängt man damit an? Genau deshalb es in Zandvoort Knatsch. BMW-Pilot Timo Glock hatte am Samstag angebliche Mercedes-Spielchen harsch kritisiert.
Der Grund: Nachdem Mercedes mit vier Autos auf die ersten vier Startplätze fuhr, ließ Lucas Auer als Vierter nach dem Start auf seine drei Teamkollegen deutlich abreißen, was den Rest des Feldes aufhielt. Und einigen Fahrern die eigene Strategie komplett vermieste, da man früher als geplant an die Box musste.
«Es ist ein bisschen schade, dass man schon wieder diese Spielchen auspackt und mit Lucas Auer so eingreift am Anfang. Dass man einen Mann opfert. Das ist aber der Vorteil, wenn man vier Mann vorne drin hat. Dann kann man das machen», sagte Glock: «Auch wenn es nicht nötig gewesen wäre, weil sie so einen Pace-Vorteil hatten, dass sie es nicht gebraucht hätten. Wir hätten sie nicht unter Druck setzen können», sagte er.
Der BMW-Routinier war sich dabei nicht sicher, ob sich Mercedes damit Luft wegen eventueller Reifenschäden verschaffen oder einen Vorteil bei der Strategie-Flexibilität verschaffen wollte. Glock bei Sat.1: «Wenn du hinterherfährst und weißt, dass der andere vorne zählt: „21, 22“ und dann erst aufs Gas geht, dann weißt du, dass er alles verlangsamt. Wieso soll Lucas am Anfang so ein Problem haben und zum Schluss auf einmal den Speed gehen können? In meinen Augen ist es ganz klar, dass sie es so gemacht haben.»
Der 36-Jährige stellt klar, dass er nicht Auer kritisiere, sondern Mercedes. «Dass sie ihn instrumentalisiert haben. Er hat ja auch noch eine Chance, um die Meisterschaft zu fahren. Ich kritisiere, dass man jemanden abstellt und sagt: „Du machst das, du machst das, du machst das“.» Glock weiß auch, dass es bei Audi und bei BMW genauso sein wird. Irgendwann. «Die Frage ist: Wann fängt man damit an?»
Sat.1-Experte Timo Scheider kennt die Spiele selbst auch. Er weiß ebenfalls, wie so etwas ankommt. Aber auch, was am Ende zählt. «Es werden Millionen eingesetzt, um tollen Motorsport zu bieten. Und dann gibt es einen Punkt, wo deine Performance nur mit dem Ende des Jahres zählt. Wie du dahin gekommen bist, danach fragt später kein Mensch mehr. Aber wenn der Titel auf dem Tisch liegt, liegt der Titel auf dem Tisch.»
Mercedes ließ die Vorwürfe so nicht stehen. Vor dem Rennen sei die Strategie für das Rennen festgelegt worden, so Teamchef Ulrich Fritz. «Mit den ersten drei Jungs wollten wir früh stoppen und Lucas lange draußen lassen. Dann gilt es, die Räder länger am Leben zu halten und dafür geht man mit einem niedrigeren Reifendruck rein. Dann ist es völlig legitim zu sagen: „Wenn du einen langen ersten Stint fährst, dann überfahr die Reifen nicht."» Für Auer ging die Strategie zudem auf – er landete in dem Rennen als Dritter auf dem Podium.