Neue DTM-Turbos: Größter Einschnitt seit Jahren
Der BMW-Testträger
Die DTM startet 2019 in eine neue Ära: Mit neuen Autos, neuen Zweiliter-Vierzylinder-Turbomotoren, dem neuen Class-1-Reglement. Im November gingen die Testträger von Audi und BMW erstmals auf die Strecke, im Dezember folgte der zweite Test. Auch Anfang 2019 werden die Autos bei Testfahrten weiterentwickelt.
Für DTM-Verhältnisse ist das eine Menge Testholz. Denn wenn die Boliden homologiert worden sind, ist das Reglement in der Regel eingefroren, Weiterentwicklungen sind also nur in einem denkbar engen Rahmen möglich, Testfahrten können also eingespart werden.
Bei einem Neustart wie 2019 hingegen wird fleißig getestet. Denn Audi und BMW homologieren die Autos im März, sprich in rund drei Monaten. Bis dahin gibt es viel zu tun, wie BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt erklärt.
«Beim ersten Test siehst du erstmals, wie das alles passt, wie zum Beispiel der Kühlhaushalt ist. Da haben wir gemerkt, dass wir in dem einen oder anderen Bereich noch optimieren müssen. Ein Turbomotor ist ein komplett anderes Gesamtpaket. Man kann auf dem Prüfstand wahnsinnig viel aussortieren, aber wie es sich im Auto verhält – da müssen wir noch etwas feintunen», sagte er.
Er stellt klar: «Es ist der massivste und größte Einschnitt seit Jahren in der DTM.»
Ein Beispiel: «Wenn man sich die Motorhaube anschaut – das gleicht eher einem Schweizer Käse, weil es mittleeweise so viele Öffnungen gibt, um die Kühlluft reinzukriegen. Letztes Jahr hatten wir noch eine geschlossene Niere, jetzt ist sie komplett offen. Überall, wo du Luft ins Auto reinbekommen kannst, holst du sie rein und musst sie auch wieder rausbekommen. Das neue Antriebskonzept hat das gesamte Fahrzeugkonzept sehr stark beeinflusst und verändert. Mit den wenigen Tests ist das sehr fordernd. Das fährt sich anders, für die Fahrer ist es anders, auch der Reifenverschleiß ist anders. Andere Serien würden mehr Zeit beim Testen verbringen.»
Nun stellt sich bei einschneidenden Änderungen in der DTM auch immer die Frage der Chancengleichheit. Was, wenn ein Hersteller dem anderen überlegen ist? In der DTM hat die Vergangenheit gezeigt, dass dies in seinen ganzen Facetten und Auswirkungen ein schwieriges Thema ist.
Marquardt ist entspannt, denn «das Reglement ist schon so gemacht», dass es sich einpendelt. «Da werden keine großen Variationen herauskommen. Falls doch, ist es immer schwer zu sagen, woran es liegt. Man hat auch in dieser Saison gesehen: Einer, der am Anfang vermeintlich hinterhergefahren ist, hat zum Schluss alle Rennen gewonnen.»
Es sei für alle neu, betonte der BMW-Boss: «Deshalb ist die Frage: Wie schnell kriegt jeder sein Paket aussortiert und optimiert? Und ab wann sprechen wir von Konzept- und Paketunterschieden und nicht mehr von „ich hab es noch nicht so ganz im Griff“? Da muss man auch bei Aston Martin schauen.»
AF Racing und HWA wollen 2019 mit R-Motorsport unter der Flagge von Aston Martin zwei Autos an den Start bringen, mittelfristig vier. Bei den Tests war man bislang noch nicht dabei.
Marquardt: «Aston Martin hat mit HWA einen super Partner, aber wie schnell kriegen sie die Autos fertig, wann können sie ins Testen einsteigen? Es ist noch sehr früh. Wir müssen schauen, wo man steht, wenn es soweit ist.»