Null Punkte für Aston Martin: Muss es die Keule sein?
Aston Martin wurden die Punkte gestrichen
Motorsport auf hohem Niveau hat natürlich auch immer etwas mit dem eigenen Ego zu tun. Man ist ehrgeizig, will etwas erreichen, will sich bestätigt fühlen in dem, was man tut und wie man es tut. Viele hätten das gerne auch schwarz auf weiß.
Statistiken sind längst nicht allen wichtig (oder sie geben es nicht zu), doch sie sind es, die für die Ewigkeit sind. Für die Geschichtsbücher, in die man sich verewigt, auf das man immer wieder zurückblicken kann. Aston Martin hat zuletzt in Zolder im Sonntagsrennen mit dem sechsten Platz durch Jake Dennis das bislang beste Ergebnis eingefahren. In der Herstellerwertung taucht es allerdings nicht auf.
Der Grund: Aston Martin hatte in Zolder das Motorenkontingent von sechs Aggregaten bereits aufgebraucht, setzte im Samstagsrennen einen nachträglich verplombten Motor ein. Artikel 28.5 des Sportlichen Reglements besagt: «Jeder Bewerber hat das Recht, einen an den Technischen Delegierten gerichteten Antrag für das nachträgliche Verplomben von Motoren zu richten. Wird ein solcher Antrag genehmigt, wird der bestplatzierte Fahrer der betroffenen Marke beim nächsten Wertungslauf, der auf den Motortausch folgt, nicht für die Markenwertung berücksichtigt.»
Nun kann man anführen: So what? Team und Fahrer dürfen den Lohn schließlich behalten. Und bei einem Zwischenstand nach vier Rennen von 215 Punkten (Audi) zu 186 (BMW) und 15 (Aston Martin) machen acht Zähler den Kohl auch nicht mehr fett. Bei Aston Martin ist man sich sowieso darüber im Klaren, dass man es in dieser Saison mit BMW und Audi im Titelkampf nicht dauerhaft aufnehmen kann.
Doch darum geht es dem Team gar nicht: Der Neuling punktet regelmäßig, erkämpft sich die Zähler hart und auch durch taktisch kluge Entscheidungen. Gerade dann macht es offenbar eine Menge aus, wenn die Punkte gestrichen werden. Auch wenn es nur acht sind.
R-Motorsport-Teamchef Florian Kamelger gibt auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com zu, dass ihn das ärgert. «Natürlich fuchst es mich. Aber so sind nun mal die Regeln.» Die Frage ist: Müssen die Regeln so sein?
Oder wie Kamelger es sagt: «Die Frage ist, ob man in einer ersten Saison mit einem Team, das der DTM maßgeblich geholfen hat, in der Form nachhaltig zu bestehen, gleich die Keule auspacken muss? Das ist vor allem bitter für das Team.» Oder anders gesagt: «Auf dem Empathie-Niveau ist es die falsche Message.»
Nun kann es aber noch dicker kommen, denn bei jedem weiteren Verstoß würden die Punkte erneut gestrichen. Kamelger wird das am kommenden Rennwochenende in Misano möglicherweise auf den Tisch bringen.
«Es ist in erster Linie Reglement, ansprechen kann man es trotzdem.» Er weiß aber auch: «Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf Verständnis stoßen werde. Die Frage ist, ob es in einer Änderung resultiert oder nicht.»
Ändern könnte die Regel die DTM-Kommission, bestehend aus den drei Herstellern, der ITR und dem DMSB. Das Problem: Grundsätzlich will man das Reglement nicht während der laufenden Saison ändern. Falls doch, dann nur aus einem guten Grund (Sicherheit zum Beispiel). Fraglich also, ob es dazu kommen wird.