DTM und Alfa Romeo: Das Warten auf die schöne Giulia
Der Alfa Romeo 155 V6 Ti
Gerhard Berger macht aus seiner Zuneigung gar keinen Hehl. Wünsche und Träume darf man immer haben. Soll man sogar haben, auch im etwas höheren Alter noch.
Wenn sich der DTM-Chef beruflich etwas wünschen dürfte, müsste er gar nicht lange überlegen. Klar: ein paar neue Mitstreiter wären super. Und da darf es jemand ganz Spezielles sein.
Er, der über Jahre eine sentimentale Beziehung zu Italienern pflegt, gibt zu: «Um ehrlich zu sein, ich würde Alfa Romeo gern zurückhaben. Die neue Giulia im Feld zu sehen wäre großartig.»
Die Traditionsmarke aus Italien rückt jetzt wieder in wenig mehr ins Bewusstsein, wenn die DTM zum zweiten Mal nach 2018 wieder in Misano aufschlägt. Für Alfa Romeo wäre es ein Heimspiel.
Blickt man zurück auf die Zeit mit Alfa Romeo im Starterfeld, werden viele Fans wehmütig. Es war die Hochzeit der Serie, in den 90er Jahren,. Gleichzeitig stand die DTM aber auch an einem ihrer unzähligen Scheidewege.
Alfa Romeo war in der Serie keine Unbekannte, schließlich war in den 80er Jahren der GTV das erste Alfa-Romeo-Modell, das in der DTM an den Start ging, und das bereits 1984. Auch wenn das eher ein Zufallsprodukt war, wie Fahrer Peter Oberndorfer bei dtm.com erklärt: «Ich suchte einen Motor für die Teilnahme an der Formel 3», erinnert er sich.
«Ich sprach also den deutschen Importeur von Alfa Romeo an, aber dort sagte man mir, dass kein Interesse an der Formel 3 bestand. Gleichzeitig jedoch fragten sie mich, ob ich stattdessen nicht in dieser neuen Serie für Produktionswagen fahren wollte. So entschied ich zusammen mit Dr. Helmut Marko, einen GTV aufzubauen. Das war der Anfang.»
«Der GTV war ein tolles Auto», so Oberndorfer weiter. «Es war von Marko hervorragend vorbereitet. Wir konnten damit sogar die Werksautos schlagen, die in Hockenheim ein Gastrennen fuhren. Schade nur, dass ich im zweiten Durchgang dort abgeschossen wurde. Sonst wäre ich als Gesamtsieger in die Geschichtsbücher eingegangen und wäre auch weiter vorne in der Meisterschaft gelandet.»
Der Werkseinsatz erfolgte erst 1993. Zum Glück, muss man sagen. Denn 1993 wurde das neue Klasse-1-Reglement eingeführt. Die Regularien schrieben Motoren mit maximal 2,5 Litern Hubraum und maximal sechs Zylindern vor. Daneben waren sehr freizügige Modifikationen an Motor, Chassis und Aerodynamik möglich.
Das Problem: Audi und BMW hatten sich zurückgezogen, übrig geblieben war neben einigen Privatfahrern mit einem Werkseinsatz lediglich Mercedes. Und glücklicherweise auch Alfa Romeo mit dem 155 V6 Ti, mit dem die Italiener Geschichte schrieben.
Nicola Larini und Alessandro Nannini gingen als Werksfahrer für das Team Alfa Corse an den Start. Daneben setzte das deutsche Team Schübel Engineering zwei 155 für Christian Danner und Giorgio Francia ein.
Larini fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden, er hatte am Ende der Saison elf Siege auf dem Konto, darunter zwei bei den letzten Rennen der DTM auf der berühmt-berüchtigten Nordschleife. 261 Punkte hatte er am Ende eingefahren, 57 mehr als der Zweitplatzierte Roland Asch.
Larinis Teamkollege Nannini hatte weniger Glück, er kam am letzten Rennwochenende in Hockenheim auf seine ersten beiden Siege, davor stand er als Dritter lediglich zweimal auf dem Podium: Er wurde Gesamtachter, noch hinter Francia und Danner, die Siebter und Fünfter wurden.
Zu einem Titel sollte es bis 1996, als die DTM mit den Herstellern Alfa Romeo, Mercedes und Opel als International Touring car Championship (ITC) in Richtung Abgrund raste, trotz einiger Siege durch Nannini, Larini, Danner, Stefano Modena, Gabriele Tarquini und Michael Bartels nicht mehr reichen. Die Bilanz: 125 Rennen, 19 Poles und 42 Siege.
Auf das technische und kostenintensive Wettrüsten hatte man in Italien keine große Lust mehr, man zog sich gemeinsam mit Opel zurück. Die DTM musste sich neu erfinden, Auch wenn sie 2000 tatsächlich eine Wiedergeburt feierte – Alfa Romeo kehrte bis heute nicht zurück, konzentrierte sich auf andere Tourenwagen-Serien.
Vielleicht ändert sich das in Zukunft doch noch einmal. Wünsche und Träume darf man ja immer haben.