Dovizioso: Lob, Gangsuche und ein Highspeed-Dreher
Andrea Dovizioso
DTM-Chef Gerhard Berger war nicht überrascht. Im Gegenteil: Er hatte damit gerechnet, dass Andrea Dovizioso in der DTM Eindruck hinterlassen würde.
Auch wenn es für den MotoGP-Vizeweltmeister ungewohntes Terrain war: Vier statt zwei Räder, ein 610-PS-starker Tourenwagen, also viel Power verbunden mit hohem Abtrieb, ein ganz anderes Fahrverhalten, eine andere Ideallinie, eine völlig neue Herausforderung, starke Gegner, viele Aufgaben. Eine Menge Holz für jemanden, der aus dem Stand ein neues Arbeitsgerät im Renntrimm schnellstmöglich bewegen muss.
Doch Berger stellte nach dem DTM-Debüt des 33-Jährigen am dritten Rennwochenende in Misano klar: «Dovi hat einen starken Eindruck hinterlassen, er war mit einem ungewohnten Fahrzeug auf Anhieb schnell. Für mich war das keine Überraschung. MotoGP-Fahrer bändigen tagtäglich ein Leistungsgewicht, das jenseits von Gut und Böse ist. Sie wissen, was Grip ist. Und sie wissen, wie man mit Reifen umgehen muss.»
Dovizioso hatte tatsächlich für beste Unterhaltung gesorgt. Mit einer starken Leistung, den Plätzen 12 und 15 in beiden Rennen, konstanten und auch schnellen Rundenzeiten, wenig Respekt vor den etablierten Piloten, sehenswerten Manövern – und auch der charmanten Hilflosigkeit eines Rookies.
Im Qualifying am Sonntag flog er auf kalten Reifen ins Kiesbett ab – und kam nicht mehr raus, weil er den Rückwärtsgang nicht fand. Für einen Stammfahrer oberpeinlich, bei Doviziso einfach der fehlenden Erfahrung geschuldet.
«Ich habe es sehr genossen. Die Unterstützung war wirklich phänomenal, von Audi, vom Team, damit wir es schaffen, gemeinsam schnell zu sein», sagte er. «Das Level der Fahrer ist generell hoch. Das Auto ist schwer zu fahren, das braucht einfach Zeit, aber das ist normal. Ich habe am Anfang viele Fahrer überholt, aber am Ende hatte ich nicht den Speed, um wirklich gegen sie zu kämpfen.»
Im zweiten Rennen sorgte er mit einem Highspeed-Dreher für eine Schrecksekunde. Seine lockere Antwort auf die Frage per Funk, was passiert sei: «All good.»
Dovi erklärte den Abflug mit Problemen mit dem Heck, die er schon zu Beginn spürte. Er steckte zu dem Zeitpunkt in einem Zweikampf mit einem Aston Martin, wollte sich die verlorene Position zurückholen. Er nutzte dann DRS, Push to Pass, war am Limit. «Und dann habe ich das Heck verloren.»
Er sorgte aber nicht nur auf der Strecke für Lacher. Die DTM ist dafür bekannt, ein Rennwochenende mit Meetings zuzupflastern. Für Dovizioso war das eine Qual. «Ich habe mehr Meetings gemacht als mit Ducati in einem ganzen Jahr. Irgendwann habe ich einfach aufgehört. Ich bin das nicht gewohnt, das war zu viel für mich.»