Wittmann: «Audi-Dominanz schade für die DTM»
Marco Wittmann
Marco Wittmann ist frustriert. Der BMW-Star hält damit auch nicht mehr hinter dem Berg. «Die Audi-Dominanz ist schade für die DTM», sagte er nach dem 14. Saisonrennen auf dem Lausitzring. Und einer weiteren Enttäuschung für BMW und ihn.
Denn der Fürther ruft sein Potenzial ab, holt alles raus, kämpft, fährt sich seit Wochen «den Arsch ab», hält die BMW-Fahne hoch, doch der Titelzug fährt ohne ihn weiter. Vier Rennen vor dem Ende der Saison hat Wittmann 67 Punkte Rückstand auf Tabellenführer René Rast. 112 Zähler sind noch zu vergeben. Man kann sich leicht ausrechnen, dass da nicht mehr viel drin ist.
Vor allem dann, wenn Audi die DTM quasi nach Belieben beherrscht und BMW nicht mehr in Fahrt kommt. In Zahlen: Dreifach-Sieg am Samstag, Fünffach-Erfolg am Sonntag, dazu der vorzeitige Gewinn des Herstellertitels. Aktueller Stand: 858 zu 463 Punkten.
Das Bittere: Die Balance im Qualifying passt. Das Auto fühlt sich eigentlich gut an. «Das ist dann gefühlt Platz eins, wenn ich über die Linie fahre. Stattdessen ist es Platz vier oder sechs. Das ist frustrierend», so Wittmann, der die Lücke auf Audi je nach Strecke auf drei bis fünf Zehntelsekunden beziffern würde.
«Du kämpfst wie ein Löwe, versuchst alles, aber am Ende geht aus dem Paket einfach nicht mehr raus. Das ist frustrierend», so der zweimalige Meister. Es war ein schleichender Prozess, denn anfangs waren die Münchner auf Augenhöhe.
Doch dann zog Audi weg. «Ab dem dritten Rennwochenende in Misano war der Audi in der Breite stärker als wir», sagt Wittmann: «Und seit dem Sonntag in Brands Hatch zuletzt gab es noch einen Schritt, wo Audi uns so richtig vorführt. Das ist schwer zu schlucken.»
Auch wenn bei BMW alles nach Krise aussieht, will Wittmann die Situation so nicht nennen. Warum auch weiter draufhauen? Dass BMW im Moment ohne Chance ist, erkennt man auch so. «Klar: Es ist keine Momentaufnahme. Wir müssen uns das anschauen, und müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir müssen schauen, dass wir den Rückstand über den Winter aufholen.»
Bei einem eingefrorenen Reglement, bei dem an den Autos nichts entwickelt werden darf, ist das nur nicht so einfach. Vor allem bei einem Rückstand von drei bis fünf Zehntelsekunden nicht.
Wittmann verweist auch auf die Situation der DTM, die zwar einen Audi-internen Titelkampf zwischen Rast (234) und Nico Müller (214) sieht, mehr Vielfalt würde der Serie aber fraglos gut zu Gesicht stehen. Klartext Wittmann: «Das will am Ende keiner sehen. Für Audi ist es schön, und natürlich würden es BMW und Aston Martin andersherum auch gerne so sehen. Aber im Sinne der DTM und aller Beteiligten wollen wir abwechslungsreiche Rennen und verschiedene Sieger sehen. So eine Dominanz hat es selten gegeben.»
Dass sich die Fans abwenden könnten, glaubt Wittmann nicht. «Sie sind der Serie treu. Aber man möchte keinen Fan verärgern, und sicher ist die eine oder andere Schützenhilfe, die Audi macht, schwer nachzuvollziehen. Aber andererseits kann man es auch verstehen.»