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Alex Zanardi: Sein Alltag im Corona-Hotspot Italien

Von Andreas Reiners
Alex Zanardi

Alex Zanardi

In Italien wütet der Coronavirus am schlimmsten, kein Land traf es in Europa bislang härter. Im Krisengebiet lebt Ikone Alex Zanardi. Der 53-Jährige verrät, wie er den Alltag erlebt.

Ist in Italien nach schlimmen Wochen endlich Besserung in Sicht? In den vergangenen 24 Stunden gab es weniger Infizierte, «nur» rund 5000 Menschen steckten sich mit dem Coronavirus an (Quelle: John Hopkins). 727 Menschen starben an Covid-19, insgesamt sind es in Italien seit dem Ausbruch Ende Februar über 13.000 Tote.

Italien ist damit das vom Virus am härtesten getroffene Land in Europa. Mittendrin im Krisengebiet ist der frühere Formel-1-Star Alessandro Zanardi, der 2001 auf dem Lausitzring bei einem Horrorcrash beide Beine verlor.

Die gute Nachricht: Ihm und seiner Familie geht es gut, was in diesen Zeiten das Wichtigste ist. «Natürlich spüren auch wir die Auswirkungen dessen, was gerade passiert, aber unsere Gedanken und Gebete sind bei all den Leuten und Familien, die direkter gegen das Virus kämpfen. In all den Krankenhäusern, mit all den unterstützenden Menschen, den Pflegekräften, den Ärzten und so weiter. Wir haben das Gefühl, dass wir sehr viel Glück haben. Wir haben ein Haus, ich habe alle meine Trainingsgeräte hier, wir sind gesund – deshalb geht unser Gefühl, dass wir ‚leiden’, nicht über ein akzeptables Maß hinaus», sagte der 53-Jährige.

Sein Alltag hat sich verändert. Das Telefon klingelt seltener, was der 53-Jährige als positiv empfindet. Er kann seine Zeit und seine Prioritäten mehr nach seinen eigenen Vorstellungen ordnen. Seinen Tag plant er um sein Sportprogramm herum. Auch wenn sein großes Ziel, die Paralympics in Tokio, auf 2021 verlegt wurde.

Zanardi: «Ich arbeite auch viel am Computer, ich bleibe beruflich mit den Leuten per E-Mail in Kontakt und bereite Sachen vor. Und bis vor Kurzem waren auch alle Vorbereitungen auf das wichtigste Ziel in diesem Jahr ausgelegt, was Tokio gewesen wäre. Nun muss ich natürlich alles überdenken, aber so, wie ich bin, werde ich kein Problem damit haben, ein neues Ziel zu finden, das ich anpeilen kann. Ich kann mich anderen Projekten widmen, und davon habe ich viele. Es sind sehr entschleunigte Tage. Und in dem vielbeschäftigten Leben, das ich normalerweise führe, genieße ich diese ruhige Phase, durch die ich gerade gehe, sogar etwas.»

Die strenge Isolation in Italien sieht er pragmatisch: Der Lockdown ist alternativlos, wenn man den sich rasch verbreitenden Virus endlich effektiv eindämmen will.

«Ich muss sagen, dass ich vollstes Vertrauen habe in die Wissenschaftler, die das Problem studieren, und wir müssen ihnen glauben. Wir müssen selbst so gut helfen, wie wir können, und das bedeutet, jetzt zuhause zu bleiben und zu versuchen, eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern», sagte Zanardi: «Wir müssen also abwarten, wir müssen den Leuten vertrauen, die im Moment das Virus an vorderster Front bekämpfen, und einfach die Regeln befolgen, die die einzelnen Regierungen ihrer Bevölkerung vorgeben – so einfach ist das.»

Er weiß aber auch, dass alles immer relativ ist, denn seine Situation empfindet er nicht als belastend. «Die Einschränkungen, die ich im Moment erlebe, sind im Vergleich zu anderen Leuten wirklich sehr gering», sagte er.


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