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Coronakrise trifft Hockenheimring «mit aller Härte»

Von Andreas Reiners
Corona trifft auch den Hockenheimring

Corona trifft auch den Hockenheimring

Die Coronakrise trifft auch die Rennstrecken. Die Macher des Hockenheimrings müssen Millionenverluste hinnehmen, sind aber optimistisch, die Krise zu meistern.

Die Macher hatten eine Menge vor. Wie das so ist, wenn man ein Traditionsunternehmen übernimmt, sich neu aufstellt, wenn man durchstarten will. Und plötzlich geht nichts mehr. Die Sportwelt steht still, der Coronavirus sorgt dafür, dass sich im Motorsport kein Rad mehr dreht.

Mit allen bitteren Konsequenzen für Hersteller, Teams und Fahrer. Und die Rennstrecken.Dabei wollte der Hockenheimring neue Wege gehen und den GP-Kurs zu einem «technologieoffenen Mobilitätszentrum» umwandeln.

Motorsport spielt natürlich immer noch eine große Rolle, auch wenn die Formel 1 in diesem Jahr nicht in Hockenheim aufschlägt.

Gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte der mittlerweile in den Ruhestand getretene frühere Gerschäftsführer Georg Seiler im August 2019, dass sich die Restschulden nach dem jüngsten, 65 Millionen Euro teuren Umbau immer noch auf 28 Millionen Euro belaufen.

Und jetzt auch noch Corona.

In Baden-Württemberg sind Sportveranstaltungen mit Publikum bis zum 15. Juni untersagt. Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg haben deutschlandweit die mit Abstand meisten Infizierten, bis mindestens 19. April gibt es ein Kontaktverbot.

Deckungsbeiträge fallen weg

Heißt: Auf dem Ring geht bis dahin nichts, auch kein Hotel- oder Museumsbetrieb. «Das trifft uns mit aller Härte. Die Deckungsbeiträge fallen weg», sagt Jorn Teske den Badischen Neuesten Nachrichten. Er hatte im September mit Jochen Nerpel das Ruder von Seiler übernommen.

Sie hatten sich den Start anders vorgestellt: Seit dem Ausbruch des Virus hagelt es negative Nachrichten. Vor allem die fehlenden Tagesvermietungen an Kunden schmerzen.

Deshalb soll gespart werden, wo es geht und alle erdenklichen Möglichkeiten, die helfen könnten, abgeklopft werden.

Heißt: Rund 60 Mitarbeiter mussten ihren Resturlaub nehmen, um dann in einem zweiten Schritt in Kurzarbeit zu gehen. Daneben sollen auch die Verschiebung von geplanten Instandhaltungen und Investitionen, Gespräche mit Banken über die eventuelle Aussetzung oder Streckung von Darlehensraten oder die Stundung von Steuerzahlungen helfen.

«Wir reden da über Millionen, seriös definieren kann man den Betrag nicht. Wir haben keine tägliche Streckenvermietung, keine Publikumsveranstaltung, das Hotel ist geschlossen, wir machen keine Umsätze im Public Catering, wir vermarkten die Locations für den B2B-Bereich (Firmennutzung) nicht, Fahrerlebnisse und Führungen finden nicht statt, das Museum hat zu», sagte Teske dem Mannheimer Morgen.

Die erste Saisonhälfte, die im März beginnen sollte, bricht weg.

Planen? Unmöglich, auch der 15. Juni ist ja nicht in Stein gemeißelt, je nach Entwicklung der Pandemie könnte das Verbot verlängert werden.

Einige Nackenschläge

«Kann man deshalb ab dem 16. Juni planen? Ich vermute nicht», sagt Teske, der zehn Großveranstaltungen verschieben, die Schraubermesse Veterama und die Formula Student gleich ganz absagen musste. Die Hockenheim Historic, das «Jim Clark Revival», hat noch keinen neuen Termin. Weiterer Nackenschlag: Die Tour eines Künstlers, den Teske nicht verraten will, wurde abgesagt. «Größenordnung vor der Südtribüne», deutete er gute 100.000 Zuschauer an.

Das generelle Problem: Die Terminierungen für das zweite Halbjahr werden zu einer Herausforderung, dann kollidieren die elementar wichtigen Kleinveranstaltungen auch mit den Rennserien. «Dadurch, dass uns die erste Jahreshälfte wegbricht, ist es natürlich schwierig, die wegfallenden Termine ins zweite Halbjahr zu packen», sagte Nerpel.

Absagen wie beim Event der Formula Student helfen, so Nerpel: «Aber das muss in jedem Fall mit 1000 anderen Kalendern abgeglichen werden, etwa dem der DTM. Es ist noch zu früh, dazu eine präzise Aussage zu treffen, aber wir versuchen grundsätzlich, Leerstand zu vermeiden.»

Die wichtigste Frage dabei: Wann geht es wieder los? Denn dann erst ist klar, wie die Planungen laufen müssen.

Macher sind zuversichtlich

Teske sagt trotz der heiklen wirtschaftlichen Situation aber ganz klar: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Situation meistern und über die Saison hinwegkommen. Richtig rechnen könne wir erst dann, wenn wir wissen, wie lange wir mit dem Umsatzstopp kalkulieren müssen. Die Szenarien geben uns Sicherheit, dass wir die Situation hinbekommen. Es braucht keiner Angst zu haben, dass hier in den nächsten Monaten das Licht ausgeht.»

Übrigens: Dass die Formel 1 in diesem Jahr nicht in Hockenheim Station macht, erweist sich als Glücksfall.

«Stellen Sie sich vor, wir hätten da eine Rückabwicklung über 30.000 bis 40.000 Tickets, ohne Ahnung zu haben, wann der Nachfolgetermin wäre», deutete Nerpel immense Kosten an. «Es ist aus finanzieller Sicht kein Verlust», so Teske.


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