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Robert Kubica: Hilft «mentales Doping» aus der Krise?

Von Andreas Reiners
Robert Kubica

Robert Kubica

Robert Kubica hat in der DTM bislang große Schwierigkeiten. Kann er in Assen Schritte nach vorne machen, wenn seine Fans erstmals vor Ort sind?

Die Fahne war nicht zu übersehen. An zwei Rennwochenenden auf dem Lausitzring wurde sie immer wieder eingeblendet. Da keine Fans auf den Tribünen waren, war das riesige Konterfei von Robert Kubica tatsächlich auch das einzige Sehenswerte.

Entgangen ist es dem Polen natürlich nicht. «Irgendwie haben sie es immer geschafft, diesen riesigen rot-weißen Kubica-Banner auf einer Tribüne gut sichtbar anzubringen. Das ist echt unglaublich», sagte Kubica: «Ich freue mich, in Assen wieder Zuschauer auf den Tribünen zu sehen. Jeder einzelne zählt. Und es werden bestimmt einige rot-weiße Fahnen geschwenkt werden.»

10.000 sind am Samstag und Sonntag jeweils zugelassen. Kubica hofft, dass seine Fans als «mentales Doping» helfen, dass er endlich in Fahrt kommt. Bislang ist der 35-Jährige nämlich ratlos und chancenlos und fährt zumeist mit einigem Abstand hinterher.

«Der Anblick von Zuschauern auf den Tribünen wird eine zusätzliche Motivation für die Fahrer sein – jeder Sportler braucht die Unterstützung durch seine Fans», sagte DTM-Chef Gerhard Berger.

Am Freitag waren noch keine Fans zugelassen, da fuhr Kubica in den beiden Trainingssessions mit 1,555 und 1,231 Sekunden Rückstand wie gehabt hinterher, dafür war er aber als 14. und Achter (!) schneller als andere Konkurrenten.

«Ich bin so stolz auf meine Fans. Sie unterstützen mich immer, ganz gleich, ob es bei mir gerade gut oder weniger gut läuft», sagte der Pole. «Aber am meisten beeindruckt hat mich, wie sie mich nach meinem schweren Rallye-Unfall unterstützt haben. Das hat mir soviel bedeutet, mir auch sehr geholfen. Egal, ob in Spanien oder Schweden oder wo auch immer. Polnische Fans sind überall, die Unterstützung ist überall riesig», weiß Kubica sowohl aus seiner Zeit in der Formel 1 als auch in der Rallye-Weltmeisterschaft.

Der Grund: «Viele Polen sind ausgewandert, um anderswo Geld zu verdienen.» So ist sein Volk rund um den Globus präsent, auch in den Niederlanden.

Kubica betont, dass er sich trotz des desolaten Starts mit Rückständen von über eine Sekunde auf die Konkurrenz wohl fühlt in der DTM. «Ich habe mir die DTM bewusst ausgesucht: erstens, weil es neben der Formel 1 nur wenige Kategorien und Rennserien auf so hohem Niveau gibt, und zweitens wegen der Fan-Nähe. Schade nur, dass wir das in diesem Jahr bisher nicht erleben können und auch in Assen wir keine Fans im Fahrerlager begrüßen dürfen.»

In seinem Alter macht er sich inzwischen nicht nur Gedanken über die eigene Karriere, sondern auch über den Motorsport-Nachwuchs in seinem Land. «Es gibt einige gute Talente im Kartsport», sagt Kubica, der über die Formel 3 im Rahmen der DTM in die Formel 1 aufstieg. Er vermisst eine konsequente Förderung und führt als positives Beispiel seinen Landsmann Adam Malysz auf.

Der viermalige Weltmeister und viermalige Medaillengewinner bei Olympischen Spielen gilt als erfolgreichster Skispringer der Geschichte. «Es wurde ein Förderprogramm ins Leben gerufen, das schon in der Grundschule beginnt, es wurde viel Geld in Sprunganlagen investiert, und heute wächst eine Generation von vielen jungen, talentierten Skispringern heran», erzählt Kubica, der sich eine ähnliche Initiative im polnischen Motorsport wünscht. «Es gibt einige gute Fahrer, doch die machen ihren Weg meist aus eigenem Antrieb.» So auch der Pole Jan Kisiel, dessen Vater schon erfolgreich Motorsport betrieb, und der in der DTM Trophy aktuell auf dem dritten Tabellenplatz liegt.


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