DTM: Malocher Rast schwierig und kein Naturtalent
René Rast
Charmant ist anders. Doch Dennis Rostek muss es wissen, immerhin ist er seit 2005 der Manager von René Rast. «René ist kein einfacher Mensch, eigentlich schwierig», sagt Rostek über den Titelverteidiger, der mit einem Vorsprung von 19 Punkten auf seinen Audi-Kollegen Nico Müller in das Finale in Hockenheim geht.
Oder aber: «René ist nicht unbedingt ein Naturtalent.» Was sich bei einem Fahrer, der von 74 DTM-Rennen 23 gewonnen hat, dazu vor seinem dritten Titelgewinn steht, und das alles in gerade einmal vier kompletten Saisons, wie eine Beleidigung anhört, hat Rast selbst schon zugegeben.
Soll heißen: Der 34-Jährige setzt sich nicht wie andere in ein Auto und haut auf Anhieb die Bestzeiten heraus. Rast erarbeitet sich die Vorteile auf der Strecke mit einem akribischen Ansatz.
Die Nächte an der Strecke, die er mit Laptop und Daten verbringt, zahlen sich aus. Analyse und Vorbereitung, immer im Einsatz. Deshalb kann es sein, dass er manchmal etwas verbissen wirkt.
«René ist immer fokussiert. René ist ein Malocher! Er arbeitet intensiver als jeder Ingenieur», so Rostek. Rast: «Man muss auch aus eigenen Fehlern lernen. Wenn ich zum Rennen komme, habe ich einen konkreten Fahrplan.»
Er nutze diese Basics zu 110 Prozent, unterstreicht sein Manager: «Das unterscheidet ihn von den meisten anderen Rennfahrern.» Das ist auch ein wichtiger Grund, warum er 2020 in dieser Position ist.
Lange waren sein Team Rosberg und er ratlos, was die Äbte um Müller und Robin Frijns (der mit 41 Punkten Rückstand auch noch theoretische Chancen hat) besser machen.
In der Zeit holte Rast das Maximum heraus, blieb an dem Duo dran, ehe sich in Zolder der Knoten löste und Rast zurück zu seiner früheren Dominanz fand. Kein Glück, sondern vor allem das Ergebnis harter Arbeit, die möglicherweise am Ende den Unterschied macht.
Mit seinem dritten Titel würde Rast mit der Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig gleichziehen, nur Bernd Schneider hat mehr Titel gewonnen, deren fünf.
Dass er mit dem nächsten Sieg sogar Mattias Ekström hinter sich lässt, mit dann 24 DTM-Siegen in der ewigen Bestenliste hinter Schneider (43) und Ludwig (37) alleiniger Dritter ist, «das würde mir sehr viel bedeuten».
Der gebürtige Mindener wäre dann der erfolgreichste Audi-Pilot, aber mit dem bemerkenswerten Unterschied, dass Schneider für seine Siege 236 DTM-Starts absolvierte, Ludwig 219 und Ekström 197. «Es wäre mein dritter DTM-Titel. Ich wäre damit der einzige Audi-Fahrer, der drei Titel hat und zu den besten drei DTM-Fahrern der Geschichte gehören. Er würde mir auch viel bedeuten, weil es der letzte Titel im Class-1-Reglement ist – und auch, weil es in diesem Jahr für mich eine echte Achterbahnfahrt war», sagte er.
Rast hat die erfolgreiche Titelverteidigung in seinen eigenen Händen. Dazu müsste er «nur» in beiden Qualifyings und beiden Rennen wenigstens Zweiter werden – dann wäre ihm die große Trophäe nicht mehr zu nehmen, ganz gleichgültig wie die Kontrahenten abschneiden.
Rast geht das Finale «ganz entspannt» an. «Ich muss diesen dritten Titel nicht mit aller Gewalt einfahren. Wenn er kommt, dann ist es mega, dann freue ich mich irre. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Den brauche ich unbedingt und ohne den geht’s nicht. Ich guck, was da passiert.»