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Attraktiv genug? Die DTM und das Nachwuchsproblem

Von Andreas Reiners
Die Class 1 ist Geschichte

Die Class 1 ist Geschichte

Die DTM-Plattform ändert sich nach dem Ende der Prototypen-Ära gewaltig. 2021 wird es das GT-Pro-Reglement geben, mit GT3-Autos, ohne werksseitig engagierte Hersteller, dafür mit Teams im Mittelpunkt.

Ein wichtiges Sprungbrett auf der Plattform selbst war im Rahmenprogramm immer die Formel 3, doch die hatte die DTM schon länger verloren.

Ferdinand Habsburg fuhr 2017 und 2018 in der Formel 3, und er weiß, was es bedeutet, wenn die großen Hersteller alle vor Ort sind. «In den Rahmenserien hat immer jemand ein Auge auf dich, wie sich ein junges Talent entwickelt. Man fährt den Leuten ja vor der Nase herum, auch wenn sie an einem Rennwochenende viel zu tun haben. Die DTM wiederum gibt dir ein interessantes Portfolio für Hersteller und Möglichkeiten für die Zukunft. Es war auch immer ein Endziel, ein Traum, dort zu fahren», sagte er.

Robert Kubica glaubt, dass die DTM durch das neue Reglement ein wichtiges Pfund verliert: die Aufstiegsmöglichkeit in die Formel 1. Der Sprung war ja in der Vergangenheit Fahrern wie Paul di Resta oder Pascal Wehrlein geglückt.

«Wir haben junge Fahrer in der Formel 1 gesehen, die aus der DTM kamen. Das war eine gute Gelegenheit. Wenn die DTM zu GT3-Autos wechselt, wird das weniger attraktiv für junge Fahrer sein», sagte Kubica.

Was für einen Beitrag für den Nachwuchs kann die DTM also noch leisten?

«Ich werde oft gefragt: ‚Wo sind die ganzen Franzosen oder Italiener hin?‘», verrät DTM-Chef Gerhard Berger.

«Das liegt daran, dass die Nationen die Nachwuchsförderung nicht mehr ins Zentrum gerückt haben. Wir sind gut beraten worden, dass wir dem Nachwuchs die Gelegenheit geben», betonte Berger.

Anders als früher allerdings. «Ob die Fahrer nun über Esports in die Trophy und dann in die DTM gehen oder ob ein Formel-3-Nachwuchsfahrer, der gerne Sportwagen am Limit bewegt, in die DTM kommt und irgendwann damit Geld verdient. Für uns ist es in der Kette wichtig, dass wir die Trophy noch weiter ausbauen und stützen», so Berger.

Das deutsche Nachwuchsproblem löst das freilich nicht. Für das Rennfahrer-Land Deutschland sind Sebastian Vettel und Mick Schumacher Lichtblicke, immerhin sah es lange so aus, als würde 2021 möglicherweise gar kein deutscher Fahrer in der Formel 1 an den Start gehen. Es wäre das erste Mal seit 1981 gewesen.

Trotzdem muss sich im Nachwuchsbereich etwas tun, betont Berger: «Im Kartsport und in der Formel 4 sieht man am ehesten, ob der Unterbau des Motorsports funktioniert. Der Trend bei den Nachwuchsformeln, wie beispielsweise der Formel 4, ist im Vergleich zu früher in Deutschland stark rückläufig», sagte er.

Aktuell sind in Deutschland 15 Teilnehmer am Start. Zum Vergleich: In Italien sind es 22 Teilnehmer. «Dort ist die Nachwuchsthematik aus meiner Sicht etwas besser gelöst. Ich halte es deshalb im Unterbau für notwendig, dass man sich intensiver mit dem Nachwuchssport befasst. Insgesamt muss man auch den Spaß am Motorsport zurückbringen, um ihn damit wieder zu stärken», so Berger.

Das Kernproblem beim Nachwuchs bleiben aber die Kosten, die insgesamt aus dem Ruder laufen.

«Die Coronakrise wird uns aber dazu zwingen, kostensparende Maßnahmen zu treffen. Eine Top-Kartsaison eines Werksteams mit Chancen auf den internationalen Titel kostet bis zu 300.000 Euro. Eine Familie kann sich das nicht mehr leisten und das kann man auch nicht über Sponsoren abdecken. Ich habe bei der FIA vor einigen Jahren die Formel 4 mit ins Leben gerufen. Damals haben wir als Kostenlimit 120.000 Euro ausgerufen, das ist inzwischen um ein Vielfaches mehr. Eine Formel-2-Saison soll zwischenzeitlich über zwei Millionen Euro kosten. Es ist einfach alles viel zu teuer geworden.»


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