Porsche-Start: Nur ein Flirt oder die große Liebe?
SSR Performance fährt auf dem Nürburgring mit
Sieben Marken: Das hat die DTM lange nicht mehr gesehen, denn das gab es in der Traditions-Rennserie zuletzt 1987! Und am vierten Rennwochenende auf dem Nürburgring gibt es zugleich auch eine Premiere: Erstmals steht auch ein Porsche in der Startaufstellung. Die Traditionsmarke gesellt sich zu Audi, BMW, Mercedes, Ferrari, Lamborghini und McLaren. 23 GT3-Autos werden bei den Saisonrennen sieben und acht insgesamt dabei sein – darunter vier Gaststarter.
Im Mittelpunkt steht allerdings der 911 GT3 R des Rennstalls SSR Performance, denn der Porsche ist ein Sinnbild für den Wandel der DTM, für Veränderungen, für die Marken-Vielfalt, die Chancen und Möglichkeiten. Den Aufbruch in die neue Ära, der Fahrt aufgenommen hat.
Denn einen Porsche gab es bislang noch nicht in der langen Historie der DTM, und das Debüt möglich macht das neue GT3-Reglement. Der Start steht aber noch aus weiteren Gründen im Fokus: Zum einen könnte aus einem Flirt (Gaststart) die große Liebe (Einstieg) werden.
«Wir wollen das neue Format testen. Ich glaube, wir haben ein gutes Paket. Wir sind gut vorbereitet für den nächsten Schritt in die DTM», sagte SSR-Performance-Teamchef Wolfgang Hatz: «Auf dem Nürburgring testen wir: Ist die DTM ein zukünftiges Feld für unsere Motorsport-Aktivitäten?»
SSR Performance überlässt dabei nichts dem Zufall, die Vorbereitung verlief akribisch. Der Rennstall setzt für die DTM-Premiere ein neues Auto ein und wird nicht auf den Boliden aus dem GT Masters zurückgreifen. «Wir haben die letzten Rennen intensiv analysiert und uns die Dinge angeschaut, die wir tun müssen», sagte Hatz: «Unsere Stärke ist die Vorbereitung des Autos, wir hatten in den vergangenen beiden Jahren kein technisches Problem. Das wird das Wichtigste sein.»
Apropos Vorbereitung: SSR Performance erwartet einige Herausforderungen, wie zum Beispiel die Performance-Boxenstopps, die auch etablierten Teams aus der DTM Schwierigkeiten bereiten. «Wir wollen nicht die langsamsten beim Boxenstopp sein und haben daher fleißig trainiert. Schwierig werden für uns die Reifen: Wir haben keine Erfahrung mit den Michelin-Reifen, wir werden von Tag zu Tag lernen, wie wir damit umgehen», sagte Hatz. Und stellte klar: «Unser klares Ziel ist, nicht am Ende des Feldes ins Ziel zu kommen.»
Dafür soll auch die sogenannte Balance of Performance sorgen, mit der die verschiedenen Fahrzeugkonzepte der Marken angeglichen werden sollen. So hat zum Beispiel der 911 nur rund 520 PS, während die Konkurrenten auf bis zu 600 PS kommen. Hier kann die DTM weiteren Interessenten zeigen, dass die BoP (ohne den traditionell viel diskutierten künstlichen Eingriff geht es in einer GT3-Serie nicht) und damit der Wettbewerb auf Augenhöhe funktioniert.
Denn Gaststart hin oder her – natürlich spielt auch das Ergebnis eine Rolle. Nicht nur für SSR Performance, sondern auch für weitere mögliche Interessenten – wie Timo Bernhard zum Beispiel. Der zweimalige Le-Mans-Gewinner tritt wie SSR Performance mit seinem Team 75 im GT Masters an – mit zwei Porsche. Er wird am Nürburgring vor Ort sein und Gespräche mit DTM-Chef Gerhard Berger führen.
«Ich bin sehr gespannt, wie die Serie sich entwickelt», sagte Bernhard bei Sport1. Er will sich aber noch nicht festlegen: «Es ist noch zu früh zu sagen, ob das auch was für mich ist», sagte er: «Ich schaue es mir an und gehe mit offenen Augen durch die Welt.»
Zu guter Letzt könnte eine gute Porsche-Performance aber auch ein Signal an weitere Teams sein. «Sieben Marken sind toll, zehn wären aber noch besser», sagte DTM-Legende Klaus Ludwig: «Warum sind Aston Martin, Corvette, Ford und Bentley noch nicht am Start? Sie sollten alle kommen, denn dann haben wir eine Plattform, die auf der Welt unschlagbar ist.» Der Porsche-Gaststart könnte dafür ein Türöffner sein.