«Alles Bullshit»: Legende Ludwig verteidigt GT3-DTM
Die DTM setzt auf ein GT3-Reglement
23 Autos in der Startaufstellung, und das von sieben Marken: Die DTM hat es sich mit neuem GT3-Reglement im deutschen Motorsport gemütlich gemacht. Dass beim vierten Rennwochenende auf dem Nürburgring auch ein Porsche dabei ist, zeigt, dass die Serie nach dem Fast-Kollaps 2020 auf einem guten Weg ist. SSR Performance wird mit dem Porsche 911 GT3 R einen Gaststart absolvieren – und fasst einen kompletten Einstieg für 2022 ins Auge.
Zu den 19 permanenten Startern plus Porsche gesellen sich in der Eifel zudem Ex-F1-Pilot Christian Klien in einem McLaren sowie Toksport WRT und Teambesitzer Hubert Haupt mit jeweils einem Mercedes. Es wird voll bei der DTM. Und bunt.
Für Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig kann das nur ein Startschuss sein. «Sieben Marken sind toll, zehn wären aber noch besser. Warum sind Aston Martin, Corvette, Ford und Bentley noch nicht am Start? Sie sollten alle kommen, denn dann haben wir eine Plattform, die auf der Welt unschlagbar ist. Hoffentlich macht Porsche einen guten Job, und davon bin ich überzeugt. Dann ist die Zukunft der DTM hell und leuchtend», sagte der dreimalige Champion.
Kritik, dass die neue GT3-DTM nicht mehr viel mit der alten DTM zu tun habe, die eigentlich ja für Tourenwagensport steht, bezeichnete er als «Bullshit».
«Die alte DTM war zu teuer, es war nicht interessant für die Zuschauer, es gab viele Unterschiede am Wochenende, man wusste nicht, warum performt das Auto nicht, warum gewinnt jenes Auto jetzt?», sagte Ludwig.
«GT3 regiert die Welt und sollte das auch», so der 71-Jährige: «Der Rest ist einfach zu teuer, zu wahnwitzig, zu technisch. Pure GT3-Autos, kein GTE, kein GTD, das ist alles Bullshit. Nur GT3 und eine gute Balance of Performance, dann haben wir fantastische Rennen.»
Auch von aktuellen Fahrern kommt Lob. Mike Rockenfeller kennt die Renn-Prototypen der vergangenen Jahre noch aus eigener Erfahrung. Die waren schneller, spektakulärer – aber war die DTM deshalb auch besser?
«Es ist anders, aber die Fans genießen die Vielfalt der Marken. Wenn es gutes Racing ist, ist es egal, ob das Auto ein bisschen anders aussieht oder ein paar Sekunden schneller ist», sagte Rockenfeller, der auf die Anfänge der DTM 1984 verwies, «als es fast Serienautos waren. Da sagen die Leute heute, dass es damals großartig war», so der Champion von 2013: «Und heute sind wir wieder in der Nähe der Serienautos.» Sieben Marken in der DTM gab es zuletzt vor 34 Jahren, in der Ära seit 2000 waren es höchstens drei gewesen, zuletzt sogar nur zwei.
Sein Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde führt ein Beispiel aus der Formel 1 dafür an, dass Veränderungen in der schnelllebigen Zeit heute eine gewisse Anlaufzeit benötigen.
«Vor ein paar Jahren haben alle gesagt, dass die Formel 1 den Halo nicht brauche. Heute kann man sich ein Formel-1-Auto ohne Halo nicht mehr vorstellen», sagte er. «Es geht einfach darum, dass die Leute sich an Dinge gewöhnen. Vor ein paar Monaten hat keiner geglaubt, dass die DTM überlebt, jetzt bereuen es einige Leute, dass sie nicht von Anfang an dabei waren.»