Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

Teamorder - eine diffizile Angelegenheit

Kolumne von Andreas Reiners
Teamorder wird in der DTM nicht mehr bestraft

Teamorder wird in der DTM nicht mehr bestraft

Die DTM hat das Verbot der Teamorder aufgehoben. Im Grunde ein nachvollziehbarer und richtiger Schritt.

Die Änderung im Reglement war eigentlich nur eine Randnotiz und ging zunächst fast unter: In der kommenden DTM-Saison ist die Teamorder nicht mehr verboten. Der entsprechende Passus ist aus dem Reglement gestrichen worden. Groß kommuniziert wurde das am Rande der Testfahrten in Hockenheim nicht. Was im Umkehrschluss denn nun aber auch nicht heißt, dass die drei Hersteller BMW, Audi und Mercedes ihre Fahrer ab dem ersten Rennen in Hockenheim vom Kommandostand aus fernsteuern würden. «Teamorder ist eine ganz diffizile Angelegenheit. Das hat man beim letzten Formel-1-Rennen gesehen. Was wir nicht machen wollen, ist Augenwischerei betreiben. Wir wollen ordentlichen Sport zeigen und gleichzeitig nicht im Hintergrund irgendwelche strategischen Mauscheleien betreiben», sagte der neue Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Der Österreicher muss wissen, wie diffizil, also problematisch, Stallorder wirklich ist: Der Befehl an Nico Rosberg beim letzten F1-Rennen in Malaysia hatte für Unmut gesorgt: Rosberg wurde angewiesen, den vor ihm fahrenden, aber deutlich langsameren Lewis Hamilton im Sinne des Teams nicht zu überholen. Im gleichen Rennen hatte sich Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel einer ähnlichen Order seines Rennstalls widersetzt. In der DTM wäre Teamorder in der Vergangenheit bestraft worden.

Wie beispielsweise 2009 nach dem Rennen in Zandvoort, als der Schwede Mattias Ekström  eine Fünf-Sekunden-Strafe erhielt und dadurch von Platz zwei auf drei zurückgestuft wurde. Gegen Ende des Rennens hatte Ekström seine Audi-Markenkollegen Alexandre Premat (Frankreich) und Oliver Jarvis (Großbritannien) problemlos überholen können.

Ob nun aber erlaubt oder nicht, ob heimlich oder offiziell: An einer Teamorder scheiden sich die Geister. Schließlich widerspricht es dem Sportsgeist, jemanden überholen zu lassen, der schlicht nicht schneller ist. «Let Michael pass for the championship» dürfte allen Ferrari- oder Rubens-Barrichello-Fans noch in lebhafter Erinnerung sein. Oder wenn, wie im Fall Mercedes, ein Fahrer gebremst wird, der eigentlich schneller als sein Teamkollege ist. Red Bull, Vettel und Mercedes haben ordentlich Prügel dafür kassiert. Und als Folge dessen haben die Bullen die Teamorder vor dem dritten (!) Rennen der Saison abgeschafft. Feuer frei also für Vettel und dessen Teamkollegen Mark Webber.

Und diese ganzen Diskussionen dürften auch dafür gesorgt haben, dass sich die drei DTM-Hersteller kurzfristig darauf verständigt haben, den Passus zu streichen. In der DTM schafft die Tatsache, dass jeder Hersteller mit mindestens sechs Autos am Start ist, allerdings auch ganz andere Voraussetzungen als in der Formel 1. In der Vergangenheit hatten sich die Hersteller in der DTM offiziell zumeist auf die Eigenverantwortung ihrer Piloten verlassen. Hieß: Im Sinne des Teams entschieden die Piloten selbst, ob sie einen Teamkollegen passieren lassen oder nicht. Spätestens zur Mitte der Saison, wenn klar war, wohin die Reise in etwa geht, wurde der Teamgedanke auch auf der Strecke ausgelebt. Trotzdem war es immer schon schwierig, Stallorder nachzuweisen. «Wenn ein Verbot da ist, und es wird gemacht und kann nicht kontrolliert werden, ist es dann sinnvoll, ein Verbot zu haben? Das ist die Frage», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.

Und dazu noch eine berechtigte. Ihr eigener Ruf ist der DTM wichtig, und nun wird quasi der nächste Schritt in die Moderne vollzogen. Denn die DTM war die letzte Rennserie, in der Teamorder noch unter Strafe stand. Im Grunde also der richtige Schritt. Und wie ehrlich wird das Ganze nun? Im Sinne der DTM versprechen die Motorsportchefs nun einhellig, «sauber» miteinander umzugehen. «Wir als Hersteller waren der Meinung, dass es bei der Teamorder nicht notwendig ist, die so im Reglement unterzubringen, wie es bisher war. Wir können den Spirit, den wir untereinander haben, so leben, dass wir Motorsport machen, der nicht die Zuschauer beschummelt», sagte Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich.

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