Fall Ekström: DTM-Konzept muss überarbeitet werden
DTM: Positive Bilanz
Der Wasserflaschen-Skandal um Audi-Pilot Mattias Ekström hat seit der Disqualifikation des Schweden am Norisring für kontroverse Diskussionen gesorgt. Aus sportlicher Sicht wird das Berufungsgericht des DMSB am Dienstag zwar eine Entscheidung fällen. Doch ob Ekström nun seinen Sieg zurückbekommt oder nicht: Positive Eigenwerbung der DTM sieht anders aus. Doch der Fall Ekström hat im Nachhinein möglicherweise auch etwas Gutes. Denn die DTM versucht, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Mit dem technischen Reglement und den Neuerungen DRS und Optionsreifen wurden die Rennen bisweilen chaotischer, aber auch spannender und actionreicher. Nicht erst seit dem Norisring ist klar: Auch das sportliche Reglement bedarf Anpassungen und Modifikationen. «Ich könnte mir vorstellen, dass wir gemeinsam die Manpower nutzen, um gemeinsam mit dem DMSB und der ITR das sportliche Reglement weiter zu entwickeln», sagte DTM-Chef Hans Werner Aufrecht am Montag bei der Halbzeit-Bilanz der DTM.
Denn dass Ekström durch die Zuführung von zwei Wasserflaschen im Parc-fermé gegen die Bestimmungen verstößt und disqualifiziert wird, mag im Grunde zwar regelkonform sein. Dem Zuschauer ist das allerdings nur schwer vermittelbar. Die Fans waren nach dem Urteil auch auf die Barrikaden gegangen und hatten die DTM harsch kritisiert. Auch einige Ex-Piloten wie Rallyelegende Walter Röhrl hatten ihr Unverständnis über das Vorgehen der Sportkommissare geäußert.
Auch das aktuelle Strafensystem der DTM hatte vor allem zu Beginn der neuen Saison für Unmut unter den Piloten und für Verwirrung bei den Fans gesorgt. Bereits auf dem Lausitzring hatten sich die Fahrer mit dem DMSB zusammengesetzt, um Änderungen zu diskutieren und durchzusetzen. «Wir sind momentan schon in Gesprächen mit den Gelben Flaggen und den Strafen. Das ist ein kleiner Ansatz. Ich glaube, dass das gesamte Konzept von uns allen überarbeitet werden muss», sagte Aufrecht.
Sinkende TV- und Zuschauerzahlen
Vom Fall Ekström einmal abgesehen konnte Aufrecht eine positive Bilanz ziehen, auch wenn die Zuschauerzahlen und die TV-Quoten rückläufig sind. Im vergangenen Jahr besuchten im Schnitt 77.350 Zuschauer die Rennen, in diesem Jahr sind es bislang 68.600. 2012 sahen bei TV-Partner ARD im Schnitt 1,28 Millionen Fans zu, 2013 sind es bisher 1,15 Millionen. Also noch reichlich Luft nach oben, wobei die Verantwortlichen aber vor allem in der zweiten Saisonhälfte auf einen nachhaltigen Effekt der Neuerungen und der damit verbundenen spannenderen Rennen hoffen.
2012 gab vor allem der Wiedereinstieg von BMW nach 20 Jahren der DTM einen Schub, auch das spannende Saisonfinale tat sein Übriges. Aufrecht habe vor 2013 deshalb auch «ein wenig Bammel» gehabt, ob der Erfolg fortgeführt werden könne, wie der 74-Jährige zugab. «Wir haben aber noch nie so viele Überholmanöver und spannende Rennen gehabt. Mit DRS und den Optionsreifen haben wir alles richtig gemacht», so Aufrecht. Allerdings sorgten die Neuerungen nicht nur für zahlreiche neue Strategien und Action auf der Strecke, sondern auch dafür, dass nicht nur der Fan, sondern auch Experten oder sogar die Fahrer selbst teilweise den Überblick verloren haben.
Ganz verschiedene Entwicklungen
«Für den Zuschauer war es am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auch da sind wir auf einem guten Weg, was die Transparenz des Rennens angeht. Wir haben einen großen Aufwand betrieben. Wir hoffen, dass wir in den letzten fünf Rennen die Ernte dafür einfahren», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass. «Durch das neue Reglement haben wir ganz verschiedene Entwicklungen gesehen«, sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt.
Das Resultat: Fünf Rennen sind noch zu fahren, und auch in diesem Jahr zeichnet sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Derzeit haben noch alle drei Hersteller ein oder mehrere Eisen im Feuer. «Die Leistungsdichte ist das, was für uns alle zählt, das erzeugt die Spannung», sagte Mercedes‘ DTM-Manager Wolfgang Schattling. «Wenn am Ende Fahrer aller drei Hersteller um den Titel kämpfen, haben wir alles richtig gemacht», so Gass.